Entsetzte Gesichter. Unwissendes Raunen. Beklemmendes Gefühl. Noch nie zuvor hatte ein Kölner Auswärtssieg so wenig Jubel erzeugt wie unser letzter Auftritt im Karlsruher Wildpark im August 2008. 2:0 hieß es dort nach 90 Minuten für den glorreichen 1.FC Köln. Milivoje Novakovic und Sergiu Radu hatten mit späten Treffern den Dreier in Baden unter Dach und Fach gebracht.
Doch interessiert hatte das im Gästeblock und unter den effzeh-Fans vor Fernsehern, Radio und Videotext niemanden mehr so recht. In der 25. Minute war Kapitän Ümit Özat ohne Fremdeinwirkung bewusstlos zusammengebrochen und musste noch auf dem Feld wiederbelebt werden. Nach einer schier endlos anmuteten Pause wurde der Türke unter dem aufmunternden Beifall auch der KSC-Fans vom Platz getragen und ins Krankenhaus gebracht, wo er stabilisiert wurde. Der Rest war ein merkwürdiges Gekicke mit einem miesen Gefühl im Bauch. Özat kehrte nie wieder im effzeh-Trikot auf den Rasen zurück.
Dass unser Duell am Samstag in freudigere Erinnerung bleibt, dafür können unsere Helden in rot-weiß sorgen. Ein Sieg würde uns erneut zumindest bis zum Montag den Platz an der Sonne garantieren. Wenn das kein Grund zur Freude ist!
Ausgangslage
Ein Auswärtsspiel bei einem Aufsteiger – normalerweise eine Pflichtaufgabe für eine Zweitliga-Spitzenmannschaft. Die ist der effzeh nach Auskunft des betont ruhigen und sachlichen Jörg Schmadtke noch nicht. Und der Karlsruher SC ist auch kein normaler Neuling: Die Badener haben nach dem souveränen Aufstieg aus der 3. Liga zwar mit Hakan Calhanoglu ihre bestimmende Figur im Offensivspiel verloren, sind aber für’s Unterhaus bestens gerüstet. Gerade die robuste Zentrale um den jamaikanischen Nationalspieler Daniel Gordon und Mittelfeld-Haudegen Dominic Peitz (bereits sechs Gelbe Karten!) sorgt für Stabilität.
Mit erst acht Gegentoren, davon drei erst bei der 0:3-Pleite in Aue am vergangenen Wochenende, sind die Badener zwar nicht ganz so abwehrstark wie der glorreiche 1.FC Köln, konnten sich aber so bereits für einen Neuling überzeugende zwölf Punkte ergattern. Größtes Manko der Defensivausrichtung der Badener: Im Sturm weht nur ein laues Lüftchen – acht erzielte Treffer sind Ligaminus. Dennoch: Dass der KSC nicht unterschätzt werden sollte, bekam im letzten Heimspiel Energie Cottbus zu spüren, die mit einer 0:2-Niederlage im Gepäck in die Lausitz zurückreisten.
Damit unseren rot-weißen Göttern das nicht passiert (also das mit der Niederlage, das mit der Lausitz wäre definitiv auch bei einer Niederlage zu hart!), kommt es vor allem darauf an, die Defensive der Karlsruher beschäftigt zu halten – und letztlich mit einer überraschenden Aktion zu knacken. Dass der effzeh das im Portfolio hat, zeigte der Auswärtssieg in Aalen.
Personelle Situation
Alles im grünen Bereich beim effzeh. Nach der anstrengenden englischen Woche hatten unsere rot-weißen Götter genug Zeit zur Regeneration und konnten ihre kleinen Wehwehchen auskurieren. Das heißt auch: Alles an Bord auf der MS effzeh. Thomas Bröker kehrte ins Mannschaftstraining zurück, Adil Chihi soll sogar dem Vernehmen nach sein Comeback bei den Amateuren geben, Kevin McKenna macht auch Fortschritte. Nur Sascha Bigalke ist weiterhin in der Reha wegen seines Kreuzbandrisses. Ansonsten hat Peter Stöger die Qual der Wahl: Ein Sturmduo Helmes/Ujah? Den starken Halfar oder den Konterspieler Peszko? Gerhardt mit einer Pause? Wimmer, Golobart oder Nascimento neben Maroh? Die Aufstellung bleibt eine Sphinx.
Die Badener Gastgeber müssen auf drei Spieler definitiv verzichten: Manuel Gulde ist nach einer längeren Muskelverletzung noch im Aufbautraining, Jung-Bin Park hat Trainingsrückstand und Routinier Martin Stoll laboriert an einem Mittelfußbruch. Ansonsten kann Coach Markus Kauczinski unter anderem auf den Ex-Kölner Reinhold Yabo bauen, der es im Wildpark zum Stammspieler geschafft hat und mit Peitz die Doppel-Sechs bildet.
Prognostizierte Aufstellung
Karlsruher SC: Orlishausen – Klingmann, Gordon, Mauersberger, Vitzthum – Alibaz, Peitz, Yabo, Torres – Nazarov, van der Biezen
1.FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, Wimmer, Hector – Risse, M. Lehmann, Gerhardt, D. Halfar – Helmes, Ujah
Schiedsrichter
Die Partie im Wildpark leitet Felix Zwayer. Bisher war der 32-jährige Berliner bei acht Spielen des 1.FC Köln an der Pfeife. Die Bilanz ist durchaus positiv: Einer einzigen Niederlage (das bittere 1:6 gegen den BVB in der Abstiegssaison) stehen vier Siege und drei Unentschieden gegenüber. In der 2. Liga ist der effzeh unter der Leitung des Immobilienkaufmanns gar noch ohne Punktverlust. Interessant: Beide bisherigen Auswärtspartien, die Zwayer pfiff, endeten 0:0. Für den KSC war er in seinen zwei Begegnungen kein Glücksbringer: Zunächst verloren die Karlsruher zu Hause mit 0:5 gegen Fortuna Düsseldorf, kurze Zeit später pfiff der Berliner das Relegations-Rückspiel der Badener gegen Jahn Regensburg. Das Ende ist bekannt!
Ausblick
Die Chancen auf einen weiteren Auswärtssieg stehen gut. Karlsruhe präsentierte sich bislang zwar defensiv solide, traf aber auch noch auf kein Top-Team der Liga. Mit unserer Angriffspower und der individuellen Klasse sollten sich genügend Möglichkeiten bieten, für Gefahr vor dem KSC-Tor zu sorgen. Wichtig wird vermutlich die Absicherung in der Zentrale und die Durchsetzungsfähigkeit unserer rot-weißen Götter gegen die robusten Badener. Sollte das nicht gelingen, droht im dritten Auswärtsspiel unter Zwayer das dritte torlose Remis!
Stimmen
Thorsten: „Alles andere als ein Auswärtssieg wäre eine Überraschung.“
Lukas: „Ganz ganz schwieriges Dingen gegen die Badener. Besser als ein Unentschieden würde mich schon sehr überraschen.“
Gero: “Zum KSC fällt mir grad nicht viel ein – das wird den Karlsruhern gegen den effzeh aber auch so gehen. Timo Horn weiter ohne Gegentor – dafür Treffer von Helmes, Risse und Ujah … macht also einen 3:0-Auswärtssieg!”
Patrick: „An den Taten sollt ihr sie erkennen, nicht an ihren Worten! Was da biblisch anmutet, mündet in einem schwer erkämpften 1:2-Auswärtssieg. “