In die Annalen wird dieses Spiel wohl nicht eingehen: Durch ein Tor von Marco Höger nach 35 Minuten gewinnt der 1. FC Köln ein Auswärtsspiel bei Erzgebirge Aue, sammelt dadurch die Punkte 43, 44 und 45 und darf deswegen nach 23 Spieltagen von der Tabellenspitze der zweiten Bundesliga grüßen. Der Kölner Mannschaft gelang dabei nach fünf Partien mit mindestens einem Gegentor wieder einmal eine “weiße Weste”, was in der Nachbetrachtung des Nachholspiels wohl der am meisten positive Aspekt sein dürfte. Ansonsten bot sich den etwa 13000 Zuschauer:innen, darunter 1500 aus Köln, nicht wirklich ein Spektakel in Sachsen.
Der Spielfilm ist relativ schnell erklärt: Wie so oft hatte der 1. FC Köln Probleme, ins Spiel zu finden und die Intensität aufzubauen, die es für eine konzentrierte Leistung braucht. Der ehemalige Kölner Filip Kusic scheiterte nach einem Solo über den halben Platz nach zwei Minuten an Timo Horn, wenige Zeigerumdrehungen später durfte sich Jan Hochscheidt an einem aussichtsreichen Torschuss versuchen – beide Male war allerdings Timo Horn auf dem Posten. Durch einen Ballgewinn in der eigenen Hälfte und eine Flanke aus dem Halbfeld wurde dann wieder nur kurze Zeit später der Kölner Torjäger Terodde ins Spiel gebracht, der aber an Martin Männel im Auer Tor scheiterte.
Führung durch Höger, danach Verwaltungsmodus
Die Führung fiel dann nach etwas mehr als einer halben Stunde, als Marco Höger den Ball nach einer Abwehraktion durch Männel ins Tor stocherte – vorher hatte Simon Terodde geköpft und Johannes Geis eine Ecke geschlagen. Nach dieser Führung und noch vor der Halbzeitpause boten sich dann in kurzer Abfolge die größten Chancen für den effzeh: Erst verpasste Cordoba einen gefährlichen Abschluss im Sechzehner, danach rutschte Terodde in einer aussichtsreichen Position weg, bevor erneut Kölns Nummer 9 mit einem Volley an Männel scheiterte. Der zweite Durchgang war von der Rasanz her deutlich überschaubarer: Hector versuchte es mit einem Distanzschuss, Timo Horn musste in der gefährlichsten Szene der Auer gegen Hochscheidt klären.
Ansonsten verwaltete der 1. FC Köln das Ergebnis – im Stile einer Spitzenmannschaft, sagen die einen, im Stile einer schlechten Mannschaft, sagen die anderen. Fest steht, dass die Mannschaft dieses Mal deutlich kompromissloser verteidigte und deswegen auch weniger in Gefahr geriet. Bereits zu Beginn der Woche hatten wir in einem Kommentar festgehalten, dass die spielerische Komponente im Kampf um Punkte in dieser Phase wohl ein wenig vernachlässigt werden könnte. So kam es dann auch, positiv formuliert konnte der effzeh in diesem Spiel unter der Woche auch Kräfte sparen, die man am Sonntag in Ingolstadt benötigen wird.
Geis als zentraler Innenverteidiger, Hector im Mittelfeld
Vielleicht war das der Grund, weswegen die Anfang-Elf über weite Strecken der Partie den Gastgebern die Initiative überließ – wenn ja, durchaus ein geschickter Schachzug, der nach dem Pareto-Prinzip das maximale Ergebnis (nämlich drei Punkte) ermöglichte und gleichzeitig die beanspruchten Fußballer-Beine schonte. Vielleicht waren es aber auch gerade diese spielerischen Probleme, die verhinderten, dass die “Geißböcke” einen ungefährdeteren Sieg einfahren konnten. Auf dem zugegebenermaßen schlecht bespielbaren Auer Fußballfeld stimmte in einigen Szenen die Passqualität nicht, was bessere Chancen verhinderte – gerade gegen Ende der ersten Halbzeit jedoch bestanden durchaus Möglichkeiten, frühzeitig das zweite Tor zu schießen.
Markus Anfang nahm im Vergleich zur Partie gegen Sandhausen gleich vier Änderungen vor, von denen die Versetzung von Johannes Geis in die Abwehrzentrale (flankiert von Czichos und Meré) wohl die bedeutendste war. Der ehemalige Schalker kennt diese Position bereits aus seiner Zeit in Sevilla und sollte von dort aus mit seiner Spieleröffnung den Aufbau unterstützen. Vor ihm spielte Marco Höger als einziger Sechser, unterstützt von Hector und Drexler auf den Achterpositionen. Dass insbesondere der Nationalspieler aufgrund der häufigen Positionswechsel nicht wirklich zu einer für einen Spieler dieser Qualität passenden Form findet, erscheint momentan offenkundig – innerhalb von wenigen Tagen wechselte er von der Position als linker Innenverteidiger in einer Dreierkette auf die halbrechte Achterposition.
Jetzt: Regenerieren und die Englische Woche krönen
Auf der rechten Seite spielte Risse für Clemens, wurde aber später genau gegen diesen ausgetauscht – wirklich Eindruck hinterlassen konnten beide nicht und es wird spannend zu beobachten sein, wer von beiden im Saisonendspurt mehr gute Spiele absolviert. Ein Lichtblick war wieder einmal Florian Kainz auf der linken Seite, der diese für ihn neue Position ansprechend ausfüllt und speziell durch seine Dribblings und das Tempo gute Aktionen initiiert und Gegenspieler aus dem Spiel nimmt.
Dass wir nach so langer Zeit wieder die Null halten, war sehr wichtig für das gesamte Team.
Kölns Fußballlehrer Anfang konstatierte nach der Partie bei einem Fernsehsender: “Wir sind schwer reingekommen und hatten ein, zwei Chancen zu Beginn. Nach der Anfangsviertelstunde waren wir gut im Spiel und sind an uns selbst gescheitert, weil wir viele Chancen liegengelassen haben, da müssen wir normalerweise das zweite Tor machen.” Danach legte er den Fokus auf die anstehende Regeneration vor dem Ingolstadt-Spiel und die Tatsache, dass man endlich wieder einmal zu Null gespielt habe. Daran hatte speziell Timo Horn einen Verdienst, der Keeper resümierte: “Zu Null spielen ist das Beste, was einem Torwart passieren kann. Dass wir nach so langer Zeit wieder die Null halten, war sehr wichtig für das gesamte Team. Wir haben alles verteidigt, was in den Sechzehner gekommen ist.”
Und wenn man dann eben vorne in der Lage ist, ein Tor mehr zu schießen als der Gegner, gewinnt man Fußballspiele – nach den schwierigen letzten Wochen sind Siege momentan das beste Mittel, damit die Mannschaft wieder zu ihrer Selbstverständlichkeit aus früheren Phasen der Saison zurückfindet. Ob jetzt dabei auf Dauer der erste Tabellenplatz zu Buche steht, ist zweitrangig – wichtig ist aus mathematisch-tabellarischer Sicht der Zwei-Punkte-Schnitt, dem sich der Aufstiegsaspirant durch die letzten beiden Erfolge wieder angenähert hat. Und wenn die Spiele dann eher durch Pragmatismus als durch spektakuläre Auftritte gewonnen werden, dann ist das eben für den Moment einfach mal so.