Im Winter wird nicht nur der Kalender gewechselt, auch die Bundesliga-Klubs versuchen sich für die restliche Saison noch zu verstärken. Ein glückliches Händchen hatte der effzeh dabei seltenst.
Der Winter: Die Zeit für Weihnachtsmärkte, Schneeballschlachten und Schlittenfahrten. Oder auch einfach nur Herumtrampeln im Schneematsch. Im Fußball die Zeit, ein Resümee zu ziehen, die eigene Mannschaft zu bewerten und den Kader für die spannende Schlussphase der Saison aufzurüsten. Offensive harmlos? Abwehr ein Hühnerhaufen? Keinen Spielmacher im Kader? Das Transferfenster im Winter liefert die Chance, die eigene Fehlplanung des Sommers wettzumachen.
Manchmal gelingt das ganz gut: Man sichert sich auf Leihbasis die Dienste eines jungen serbischen Wirbelwinds, der sich in die Herzen der Fans dribbelt. Oder man verpflichtet einen Torhüter, der seine stockende Karriere wiederbelebt und mit zahlreichen Paraden für große Augen beim Anhang sorgt. Häufig, und das gilt im Rückblick besonders für den glorreichen 1. FC Köln, ist in der Winterpause der große Fang allerdings nicht zu machen. Wie einst Revas Arveladze, der sich beim Hallenturnier in der Kölner Sporthalle 1993 zu einem Vertrag zauberte und danach auf dem grünen Rasen nichts gebacken bekam. Auch danach wurde es kaum besser zum Jahreswechsel. Ihr müsst nun ganz stark sein: effzeh.com präsentiert Euch die schönsten Winterflops beim effzeh!
Stefan Maierhofer
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Dass es dem effzeh im Winter 2013 nicht allzu gut ging, ist bekannt – mit dem Transfer des Österreichers Stefan Maierhofer versprachen sich die Verantwortlichen eine zusätzliche Option im oft so lahmenden Offensivspiel. Der knapp vier Meter große Maierhofer kam mit der Empfehlung von 15 Toren in 39 Spielen bei Red Bull Salzburg in die Domstadt. Dort konnte er trotz seiner beeindruckenden Schönheit eher wenig Eindruck hinterlassen: In 14 Spielen traf er nur einmal (und das gegen Union Berlin). Maierhofer hatte vorher immerhin auch mal in der zweiten Mannschaft der Bayern gespielt, von seinem Intermezzo beim effzeh blieb allerdings nur folgendes Highlight-Video in Erinnerung:
Seine Stationen nach Köln waren Millwall, AS Trencin – und der österreichische Verein Wiener Neustadt, bei dem Maierhofer in seinen vier Einsätzen den Abstieg trotzdem nicht verhindern konnte. Dennoch, und das wohl vollkommen zurecht, wird Maierhofers Nummer 39 dort nicht mehr vergeben. Die Begründung: “Als Motivator konnte er die Mannschaft in einer schwierigen Phase mit seiner positiven Energie anstecken, und dem SC Wiener Neustadt verhalf er zu bisher selten erlebter öffentlicher Wahrnehmung”. Wir sind zu Tränen gerührt.
Chong Tese
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Unter Stale Solbakken wurde im Winter 2012 der in Japan geborene Nordkoreaner Chong Tese verpflichtet, auch bekannt unter dem Namen Jong Tae-Se. Wie so oft wurde der Transfer vom üblichen Medientrara zum unausweichlichen Meilenstein in der Geschichte des 1. FC Köln hochgejazzt: Immerhin hatte man ja den “Wayne Rooney Asiens” unter Vertrag genommen, da dieser wegen seiner temporeichen und athletischen Spielweise gerne mal mit dem Engländer verglichen wurde. Bei der WM in Südafrika machte Tese im Spiel gegen Brasilien auf sich aufmerksam, als er während des Abspielens der nordkoreanischen Nationalhymne weinte – vielleicht ahnte er da schon, dass er irgendwann mal für den 1. FC Köln auflaufen musste.
Als er 2010 noch für den VfL Bochum sein Debüt in der Bundesliga gab, war er immerhin der erste Nordkoreaner im deutschen Profifußball. Für den effzeh kam er insgesamt elfmal zum Einsatz, schoss allerdings kein Tor. Das war auch zum Weinen.
André
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Die Beziehung zwischen brasilianischen Fußballern und dem 1. FC Köln ist genauso lang wie wechselhaft. Im Januar 2007 brauchten die in der zweiten Liga mehr schlecht als recht vor sich hin vegetierenden Geißböcke eine Injektion von spielerischer Qualität, die sich die damals Verantwortlichen vom 21-jährigen Brasilianer André Beleza versprachen. Für immerhin 700.000 € wurde der Mittelfeldspieler von Iraty SC losgeeist. Es ist nicht bekannt, welchem Spielerberater damit ein Gefallen getan wurde – dass André bei seiner ersten und einzigen Auslandsstation gleich einen Fünfjahresvertrag unterschreiben durfte, ist auch zehn Jahre später noch schockierend.
In 21 Partien für den effzeh schaffte André immerhin zwei Torvorlagen, die mit 350.000 € preislich dann schon relativ intensiv waren. Aber: mit André im Kader stieg der effzeh 2008 auf, der Brasilianer durfte dann in der Bundesliga immerhin dreimal auf der Tribüne sitzen. Im Februar 2009 wurde sein Vertrag nach einer zwischenzeitlichen Ausleihe nach Brasilien dann endgültig aufgelöst. Zeitgleich mit ihm kamen mit Tiago, Serhat Akin und Marius Johnsen drei weitere Neuzugänge, die ähnlich erfolgreich waren. Tiefergehende Beschreibungen ersparen wir uns aber an der Stelle.
Fabio Luciano
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Die erste Transferperiode unter Christoph Daum stand allgemein unter keinem guten Stern: Neben dem bereits genannten Quartett, das aus welchen Gründen auch immer den Weg ans Geißbockheim fand (fragt irgendwer Juan Figer?), sicherte sich der effzeh im Winter 2006/07 auch die Dienste eines prototypischen Söldners. Fabio Luciano sollte die wacklige Defensive der „Geißböcke“ für die Aufstiegsaufholjagd stabilisieren, Daum hatte bereits in Istanbul bei Fenerbahce mit dem brasilianischen Innenverteidiger zusammengearbeitet.
Da sich der neue Abwehrstar nach seiner Zeit am Bosporus nur bei einer uruguayischen Zwischenparkstation fit gehalten hatte, erschien Fabio Luciano sicherlich nicht in Topform am Geißbockheim. In insgesamt zwölf Zweitliga-Partien durfte der damals 31-Jährige sein Können präsentierte und blieb – wenig überraschend – nicht nachhaltig in Erinnerung. Allein sein Abschied war bemerkenswert: Das Gerede um den Aufstieg war bereits im April verpufft, Fabio Luciano machte den Absprung vor Saisonende. Offiziell, um näher bei seiner Familie zu sein. Inoffiziell, um bei Flamengo nochmals richtig abzukassieren. Danke für nichts!
Evanilson
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Der Name Evanilson war zumindest phasenweise in der Bundesliga mit überdurchschnittlich guten Leistungen verbunden, als der brasilianische Rechtsverteidiger um die Jahrtausendwende herum die ersten Schritte beim BVB unternahm. Dort machte er sich einen Namen als durchaus offensivstarker Rechtsverteidiger und wurde folgerichtig auch für die brasilianische Nationalmannschaft nominiert. Eine bereits damals ziemlich dubiose vertragliche Situation zwischen dem BVB und dem AC Parma hinderte effzeh-Manager Michael Meier nicht daran, Evanilson im Januar 2006 zurück nach Deutschland und zum effzeh zu locken.
Zwischendurch war Eva Nilson mehrfach schwerer verletzt, weswegen er nicht mehr an sein altes Leistungsniveau anknüpfen konnte. Wer erinnert sich nicht an seine drei glorreichen Auftrite im Frühjahr 2006, als er für den damaligen Tabellenletzten aus Köln in Hannover sowie zuhause gegen Frankfurt und Wolfsburg antreten durfte?
Ricardo Cabanas
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Um in derselben Saison dem Abstieg zu entgehen, zog der effzeh alle Register: Trainer (Latour statt Rapolder) und Manager (Meier statt Rettig) wurden ausgetauscht, neben Evanilson kamen noch Boris Zivkovic (Daumen hoch!), Marco Streller und Ricardo Cabanas an den Rhein. Insbesondere auf letztgenannten lagen große Hoffnungen, sollte der Schweizer mit spanischen Wurzeln doch der lang vermisste Lenker im Kölner Spiel werden. 650.000 Euro überwies der effzeh für die Dienste des Nationalspieler an die Grasshoppers Zürich, die Latour zuvor trainiert hatte. „Er ist ein Spieler, der uns nach vorne bringen wird“, war der „Bergdoktor“ von seinem Schützling überzeugt.
Doch die Liaison des nur 1,73 Meter großen Mittelfeldstrategen und den „Geißböcken“ stand unter keinem guten Stern. Nach einem überzeugenden Auftakt gegen Borussia Dortmund passte sich „Kabänes“, wie er bei den Fans in Anspielung auf den Brühler Kräuterschnaps hieß, schnell den Leistungen der Mitspieler an. Es folgte, was in diesem Jahrzehnt so oft folgte: Abstieg, dann bald die Entlassung von Hanspeter Latour. Unter Nachfolger Christoph Daum war kaum mehr Verwendung für den routinierten Schweizer. 2007 kehrte „Kabänes“ zu den Grasshoppers zurück – und hinterließ außer seinem hervorragenden Spitznamen in seinen 43 Einsätzen keinerlei Eindruck.
Christian Rahn
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Einen spektakulären Move legte der effzeh im Winter 2005 hin: Vom Hamburger SV stieß Nationalspieler Christian Rahn zu den „Geißböcken“. Fünfmal war der Mittelfeldspieler mit dem starken linken Fuß für die DFB-Auswahl aufgelaufen und sollte nun die Kölner Außenbahn beackern, nachdem er in seiner Hamburger Heimat nicht mehr erste Wahl gewesen war. Lediglich 150.000 Euro überwies der effzeh für den damals 25-Jährigen in den hohen Norden – auf den ersten Blick ein echtes Schnäppchen.
Die Hoffnung, in der Domstadt seine stockende Karriere wiederzubeleben, erfüllten sich jedoch nicht: In der Aufstiegsmannschaft war Rahn noch Stammspieler, musste in der Bundesliga dann allerdings auch einer Vielzahl an Verletzungen Tribut zollen. An die Leistungen, die ihn in die Nationalmannschaft brachten, konnte der Linksfuß nicht mehr anknüpfen. Als der effzeh am Ende der Saison 2005/06 wieder den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste, war auch Rahns Engagement in der Domstadt beendet.
Lilian Laslandes
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Der König aller Fehleinkäufe. Wenn effzeh-Fans darüber reden, was der Verein alles in den Sand gesetzt hat, kommt die Sprache zweifellos früher oder später auf Lilian Laslandes, den torungefährlichen Franzosen mit dem passenden Spitznamen „Laslandesliga“. In höchster Abstiegsnot kratzten die „Geißböcken“ die letzten paar Penunsen zusammen und setzten alles auf eine Karte. Nur leider entpuppte sich Laslandes, ausgeliehen vom FC Sunderland, nicht als der erhofft große Trumpf.
Der verhinderte Torjäger, der davor in seiner Heimat stets regelmäßig getroffen hatte und danach wieder zur alten Form zurückfand, kam im effzeh-Trikot auf lediglich sieben Einsätze. Die erschütternde Bilanz: Kein Treffer in knapp 600 Minuten und ein völlig überflüssiger Platzverweis. Schmerzhaft in Erinnerung geblieben ist der Angreifer allerdings durch einen Fehlschuss mit großen Konsequenzen: Im Pokal-Halbfinale beim ungeliebten Rivalen vom Bayerkreuz kämpfte sich der effzeh in Unterzahl in die Verlängerung. Drei Minuten waren dort gespielt, als Laslandes die Führung auf dem Fuß hatte. Er setzte den Ball knapp am Pfosten vorbei, der effzeh schied aus und Leverkusen fuhr nach Berlin. Es passte zu diesem großartigen Transfer!