effzeh.com: Ein Spieler, der für beide Vereine spielte, ist Lukas Podolski, Kölns größtes Idol. Was ist deine beste Erinnerung an seine Zeit in London?
Hurley: Das müssen seine Tore gegen Tottenham gewesen sein. Podolski als Typ ist überragend witzig. Trotzdem war der Spielertyp nie so richtig etwas für mich. Klar, er hat einen guten Abschluss, aber sein Beitrag zur Mannschaftsleistung ließ viel zu wünschen übrig. Deswegen wird er von Arsenal-Fans auch nicht so wertgeschätzt wie von Köln-Fans.
effzeh.com: Weißt du sonst irgendetwas über den effzeh abseits von Podolski? Wie wird der Verein in Großbritannien wahrgenommen?
Hurley: Ich muss ganz ehrlich sein: Ich weiß brutal wenig und das ist in der Öffentlichkeit hier wahrscheinlich dasselbe. Mainstream-Fußball in England ist sehr auf sich selbst bezogen und wenn es dann schon einmal etwas über Mannschaften aus anderen Ligen berichtet wird, dann über die besten Drei oder Vier – das war’s.
Podolski jubelt über eines seiner Tore gegen Arsenal | Foto: EMMANUEL DUNAND/AFP/Getty Images
Der Gruppensieg ist für Arsenal keine Selbstverständlichkeit
effzeh.com: Mit Borisov, Belgrad und dem effzeh in einer Gruppe – was ist deine Prognose für Arsenal in der Gruppenphase der Europa League? Oder anders gefragt: Wer wird Zweiter hinter den Gunners?
Hurley: Anzunehmen, dass Arsenal die Gruppe gewinnt, ist verrückt. Wir werden das wahrscheinlich schon tun, aber wir haben es hier mit einer Mannschaft zu tun, die sich regelmäßig selbst in den Fuß schießt – viel wird also davon abhängen, ob die Mannschaft es auf die Reihe bekommt, wenn die Spiele anstehen. Das heißt, dass Arsène Wenger sehr wahrscheinlich viele junge Spieler und Reservisten (und Alexis!) einsetzen wird und das bedeutet, dass wir wahrscheinlich etwas mehr Einsatz sehen würden. Die beste Elf hat leider die schlechte Angewohnheit, Spiele so anzugehen, als hätte sie bereits alles gewonnen, als wäre alles eine Selbstverständlichkeit – gerade bei Auswärtsspielen. Ich würde gerne den 1. FC Köln als einen der Klubs sehen, der weiterkommt, aber wer es dann tatsächlich schafft – keine Ahnung!
Unsere Abwehrspieler haben die Angewohnheit, in der gegnerischen Hälfte herumzuwandern und die Hälfte des Spielfeldes komplett unbewacht zu lassen.
effzeh.com: Beide Klubs haben kürzlich Scouting-Informationen ausgetauscht und deswegen können wir ja auch mal nachfragen, wie man das Team von Arsenal momentan am besten schlagen kann.
Hurley: Das ist einfach: tief verteidigen mit zwei Ketten und uns dann im Konter vor Probleme stellen. Es ist eine garantierte Möglichkeit, Arsenal zu schlagen, wenn man schnelle und eiskalte Stürmer hat, das wurde oft unter Beweis gestellt. Unsere Abwehrspieler haben die Angewohnheit, in der gegnerischen Hälfte herumzuwandern und die Hälfte des Spielfeldes komplett unbewacht zu lassen.
Highbury: “Ein Jahrhundert voller Erinnerungen”
effzeh.com: Fans aus der Bundesliga und speziell aus Köln sind bekannt für ihre Leidenschaft und großartige Unterstützung. Die Atmosphäre in Premier-League-Stadien ist definitiv anders als im Rest von Europa und wie du weißt, gibt es keine Stehtribünen in England mehr. Vermisst du das? Wird es sie eines Tages vielleicht doch wieder geben?
Hurley: Es gibt Initiativen, die sich um die Wiedereinführung des “safe standing” kümmern, aber bis das wieder passiert, gehen mindestens fünf weitere Jahre ins Land. Ich bin selbst auf Stehplatz-Tribünen groß geworden und habe es geliebt – aber ich bin auch relativ klein, deswegen war es immer schwierig, das eigentliche Spiel zu sehen. Aus persönlichen Gründen bin ich daher bei diesem Thema etwas zwiegespalten!
effzeh.com: Vermisst du Highbury nach all den Jahren?
Hurley: Es ist schwierig, Highbury nicht zu vermissen. Es war ein ikonisches Stadion, durchtränkt mit Geschichte. Das Emirates ist mitterweile mehr zu unseren Zuhause geworden, als es noch am Anfang war – direkt nach der Eröffnung als Beton-Muschel. Kein neues Stadion kann es jemals mit dem Alten aufnehmen, mit dem alle bei Arsenal fast ein Jahrhundert an Erinnerungen verbinden.