Lieber Anthony Modeste, bereits ein Jahr ist es her, etwas mehr sogar. Der 1. FC Köln landete auf Rang fünf, hatte mit dir in seinen Reihen den drittbesten Bundesliga-Stürmer nach den Ausnahmespielern Lewandowski und Aubameyang. Wir fühlten uns so gut wie noch nie. Doch das Ganze endete wie immer in Köln sehr plötzlich – und sehr unschön: ein Jahr später stieg der 1. FC Köln ab, du selbst hattest dem Klub im Sommer den Rücken gekehrt.
Es war eine unwürdige Posse, die dich dazu brachte, Köln zu verlassen und damit die Menschen, die du so glücklich und so euphorisiert zurückgelassen hast. 40 Tore in zwei Jahren, 25 Tore in der besten Saison seit Menschengedenken – du warst ein Held. Du warst unser Held. Weißt du noch, als wir dich nach dem 2:0 gegen Mainz auf Händen getragen haben? Wie du geweint hast? Das war für uns alle ein unvergesslicher Moment – wir hatten einen Stürmer von internationalem Format!
Und es ist immer noch völlig normal, dass in diesem Geschäft jemand, der so gut für uns war wie du, auch mehr Geld verlangt. Der effzeh wollte dir das nicht bezahlen, witterte stattdessen selbst den großen Reibach und transferierte dich nach China.
Gewiss, wir hätten uns sicher auch eine schönere Zukunft für dich vorstellen können, im französischen Nationaltrikot etwa oder in einem der großen Vereine Englands. Doch du hast dich dafür entschieden, für deine Familie Geld zu verdienen, richtig viel Geld. Deine Frau und deine Kinder blieben in Köln und du selbst warst auch immer wieder in der Domstadt, wenn es deine Arbeit in China zuließ. Dort hast du verlässlich weiter Tore geschossen: 16 Stück in 29 Spielen. Du hast dort mit Axel Witsel zusammengespielt, der wie du Französisch spricht und deswegen ein sehr guter Kumpel wurde. Der hat sich jetzt dazu entschieden, in Dortmund sein fußballerisches Glück zu suchen.
Kurz darauf haben wir gelesen, dass du deinen Vertrag bei Tianjin Quanjian aufgelöst hast – die ersten Medien berichten schon darüber, dass du wieder nach Europa möchtest und mit mehreren Klubs verhandelst. Es wäre natürlich cool, dich wieder in der Nähe zu haben und etwas intensiver zu verfolgen, wie deine Karriere weitergeht. Dass du in der Stadt Köln so etwas wie ein Heiliger geworden bist, gibt dir natürlich viele Rechte – aber auch eine Pflicht. Denn: Du kannst dein Denkmal mit einem Wechsel zu einem Verein, der von effzeh-Fans nicht sonderlich gelitten ist, etwas ankratzen.
Und es wäre sowieso schwierig, wenn wir (sofern der effzeh es denn schafft, aufzusteigen) in der kommenden Saison Gegner wären. Das würden wir emotional glaube ich nicht wirklich verkraften. Ich weiß noch, wie schwierig es immer war, als Podolski gegen den effzeh spielen musste. Überlege also weise, für welchen Verein du dich entscheidest – deine Kölner Familie wird genau hinschauen, wohin dein Weg führt. Und im Notfall weißt du ja, wo du immer einen Platz hast.