Der 1. FC Köln hat es nicht geschafft, im sechsten Spiel in Folge Punkte einzufahren: Gegen einen starken VfL Bochum verlor die Mannschaft von Trainer Markus Anfang mit 2:3. Aufgrund der guten Ergebnisse in den vergangenen Spielen brachte sich der 1. FC Köln vor der Weihnachtspause in eine gute Position, anvisiert wurden drei Punkte, um auf 39 Zähler nach 18 Spielen zu kommen – gelungen ist dieses Unterfangen nicht. Zuletzt war viel davon gesprochen worden, dass der 1. FC Köln nach der herbstlichen Dürrephase durch solide Leistungen endlich seinen Favoritenstatus untermauern konnte.
Darauf hatte man auch im Duell gegen den VfL Bochum gehofft, dessen Trainer Robin Dutt mittlerweile eine der besseren Mannschaften in der zweiten Liga ist. Die Gäste schafften es bei seinem Auftritt in Müngersdorf, dem Aufstiegsfavoriten die dritte Heimniederlage beizubringen und ging dabei durchaus ähnlich vor wie Paderborn und Duisburg, denen dies zuvor gelungen war. Bochum versteckte sich nicht, lief aggressiv an und wusste gerade in der ersten Halbzeit durch gefällige Kombinationen zu überzeugen.
Eine Szene zu Beginn beeinflusst das gesamte Spiel
Dabei profitierten die Gäste auch davon, dass die Dynamik des Spiels gleich zu Beginn den Ausschlag in ihre Richtung gab: Ohne auch nur einmal wirklich den Ball berührt zu haben, lag der 1. FC Köln schon zurück. Der an diesem Tag beeindruckend starke Hinterseer konnte einen langen Ball unbedrängt verarbeiten, weiterleiten und erlief dann einen Steilpass – diesen hätte Rafael Czichos eigentlich klären müssen. Dem Kölner Abwehrspieler gelang das allerdings nicht, er wurde direkt von drei Bochumern angelaufen, von denen der Österreicher letztlich den Ball im Tor unterbrachte.
Ein solcher Nackenschlag direkt zu Beginn einer Partie konterkariert folglich mehr oder weniger unmittelbar die zuletzt gute Form einer Mannschaft – dasselbe gilt für den Matchplan, den sich Anfang zuvor überlegt haben dürfte. Bochum jedenfalls trat in der Folge dominant auf und zeigte gute Ballbesitzphasen. Insbesondere Hinterseer und der agile und bewegliche Ex-Nationalspieler Sidney Sam unterstrichen, dass Bochums Kader über eine überdurchschnittliche Tiefe verfügt.
Der effzeh hatte danach auch damit zu kämpfen, dass die Bochumer mutig und aggressiv anliefen – teilweise standen bis zu vier Spieler in der ersten Verteidigungslinie, die die Kölner Aufbauspieler um Meré, Czichos und Schmitz unter Druck setzten. Während es am Montag gegen Magdeburg noch vergleichsweise einfach war, an der ersten Pressinglinie des Gegners vorbeizukommen, geriet dies am Freitagabend zu einem Problem – der effzeh schaffte es nur selten, durch gezielte Flachpässe und Tempoverschärfungen in das eigene Ballbesitzspiel zu kommen.
Bochumer Doppelschlag entscheidet die Partie
Auffallend war dabei, dass Özcan seine Rolle als Achter tiefer interpretierte und Dominick Drexler teilweise ein wenig zu hoch positioniert war. Eine der wenigen Szenen, in denen Kombinationsfußball funktionierte, war das Vorspiel zum Ausgleich, der letztlich ebenfalls durch einen individuellen Patzer hervorgerufen wurde. Zuvor hatte sich am eigenen Sechzehner Özcan gut mit einem Pass auf Drexler befreit, der schließlich Cordoba in den freien Raum schickte. Im Anschluss an dessen Pass auf Risse produzierte Danilo Soares schließlich den entscheidenden Fehler.
Mit entscheidenden Fehlern kann man auch die Entstehung des 1:2 beschreiben: Bei der Ausführung des Freistoßes aus dem Halbfeld war die effzeh-Defensive nicht auf der Höhe, der Schiedsrichter-Assistent jedoch auch nicht. Hinterseer erzielte aus Abseitsposition das 1:2 und zog das Momentum wieder auf Bochumer Seite. Der effzeh war zu einer Reaktion gezwungen und wechselte nur kurzer Zeit später offensiv. Schaub kam für Jannes Horn, woraufhin Jonas Hector auf die linke Seite rückte und Salih Özcan die Rolle des Sechsers übernahm.
In dieser Phase waren die Gastgeber dann auch ganz gut unterwegs und druckvoll – ein guter Tiefenball von Özcan auf Cordoba und eine eigentlich ideale Risse-Flanke auf Terodde ermöglichten gute Tormöglichkeiten. Dass Fußballspiele allerdings manchmal nicht ganz logisch sind und sich in ihrer Dramaturgie nicht ganz nachvollziehen lassen, zeigte die 69. Minute: Özcan spielte relativ unbedrängt im Aufbau einen Fehlpass, den Sam zum Tempodribbling und Abschluss nutzte. Es stand 1:3 und dem effzeh blieben nur noch 20 Minuten.
Wucht und Masse am Ende helfen dem 1. FC Köln auch nicht
Anfang reagierte erneut und brachte mit Guirassy (für Benno Schmitz) einen weiteren Sürmer. Bereits bei anderen Spielen, in denen der effzeh im Rückstand gelegen hatte, war das für Anfang das Mittel der Wahl. Gegen den VfL schien sich die totale Offensive gepaart mit Wucht und Masse auszuzahlen – Hector gewann in einer hohen Position den Ball, Schaub dribbelte nach innen, während Risse hinterlief. Kölns rechter Flügelspieler jagte den Ball aus relativ spitzem Winkel ins Tor.
In der verbleibenden Viertelstunde des Spiels versuchte es der 1. FC Köln dann vermehrt mit langen Bällen in den Bochumer Strafraum, mehr als Teroddes Chance nach 80 Minuten und weitere Möglichkeiten durch Guirassy und Cordoba sprang allerdings nicht mehr heraus. Bochum verteidigte konsequent, hatte mit Fabian und Hoogland zwei robuste und fehlerfreie Innenverteidiger. Keeper Riemann unterstrich seine Stärken in der Strafraumbeherrschung, weil er in den letzten Minuten zwei Flanken auf diese Weise entschärfen konnte.
Dass der 1. FC Köln am Ende das Spiel verlor, lag neben der hohen Fehlerquote auch an der Stärke der Bochumer Mannschaft. Sowohl mit Ball als auch gegen den Ball zeigte sich die Dutt-Elf durchaus fähig, dem Tabellenzweiten Probleme zu bereiten. Anfangs beliebtes Stilmittel, am Ende auch körperliche Präsenz im Strafraum zu setzen, sollte auch an diesem Tag nicht fruchten, sodass der effzeh mit einer Heimniederlage in die Winterpause startet.