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4:0 in Fürth: Stabilität als Grundlage für Kantersieg des 1. FC Köln

Foto: Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images

Einfache und klare Abläufe hatte Neu-Trainer André Pawlak in der Woche vor dem Spiel in Fürth als Marschroute für die Trainingsarbeit mit seiner Mannschaft ausgegeben – der Mannschaft wieder Sicherheit vermitteln und ihr Stabilität zu verleihen waren die wohl wichtigsten Stellschrauben neben der mentalen Komponente. Pawlak bekundete im Vorfeld des 32. Spieltags, dass er mit seinen Spielern viele Gespräche geführt habe, um von Beginn an ein gutes Verhältnis zu seinen Akteuren aufzubauen. Dass in einer Woche Trainingsarbeit die fußballerische Herangehensweise nicht revolutioniert werden kann, sollte klar sein.

Deswegen war es keine Überraschung, dass das Trainerduo Pawlak und Schmidt in Fürth wieder auf ein klassisches 4-1-4-1-System setzte, mit dem der effzeh ursprünglich unter Markus Anfang in die Saison gestartet war. Zum Hintergrund: Die meisten der Spieler sind mit einem solchen oder ähnlichen System groß geworden, seit der Jugend damit vertraut und daher gilt die Rückkehr zu einer solchen Grundordnung als sicherer Weg. Das Verteidigen im 4-4-2 ist für eine Profimannschaft der am wenigsten komplexe Weg, um dem Gegner beizukommen. Mit zwei Viererketten und zwei leitenden Pressingstürmern davor gelingt es den meisten Mannschaften mittlerweile, die horizontale Breite des Spielfelds gut abzudecken und die Räume passend untereinander aufzuteilen, sodass kein Spieler ständig in Unterzahlsituationen gerät.

Grundordnung im 4-4-2 gegen den Ball

Im Angriffspiel bieten sich aufgrund dieser Struktur dann vielfältige Möglichkeiten der Ausgestaltung: ein absichernder Sechser (beim 1. FC Köln war das Marco Höger) kann von einem klar erkennbaren Übergangsspieler und einem Zehner im Zentrum begleitet werden. Den defensiveren Part übernahm Louis Schaub, weil er gegen den Ball neben Marco Höger auf die Position des linken Sechsers rückte. Im Anlaufverhalten agierte Dominick Drexler eine Stufe weiter vorne neben Jhon Cordoba. Eine wichtige Änderung im Vergleich zu den vorherigen Spielen unter Markus Anfang: Der effzeh verteidigte mehr im Raum und weniger mannorientiert, was die Kompaktheit im Zentrum vergrößerte. Damit wurde auch verhindert, dass Offensivspieler des Gegners in Eins-gegen-Eins-Situationen gegen die Verteidiger gerieten. Auf den Flügeln besteht die Paarbildung zwischen dem Außenverteidiger und dem äußeren Mittelfeldspieler – das waren beim effzeh in Fürth die Paare Schmitz und Risse bzw. Hector und Kainz. So weit, so unspektakulär.

FUERTH, GERMANY – MAY 06: Head coach Andre Pawlak of Koeln looks on prior to the Second Bundesliga match between SpVgg Greuther Fuerth and 1. FC Koeln at Sportpark Ronhof Thomas Sommer on May 06, 2019 in Fuerth, Germany. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Die Grundordnung des 1. FC Köln und die Herangehensweise mit einem Switchen zwischen Mittelfeld- und Angriffspressing waren bereits in den Anfangsminuten ersichtlich. In Ballbesitz versuchte der 1. FC Köln, sofort Breite zu bekommen – Risse und Kainz boten sich nahe der Außenlinie an und waren deswegen aus dem Zentrum gut mit diagonalen Bällen und Spielverlagerungen anspielbar. Nach drei bzw. sechs Minuten kamen so auch die beiden ersten Abschlüsse zustande: Zuerst bediente Risse mit einem langen Pass Kainz, dessen Schlenzer am Tor vorbeiging. Nur wenig später brachte Schaub den rechten Mittelfeldspieler Risse in eine gute Schussposition. Auch die Aufgabenverteilung der Flügelspieler war deutlich zu sehen: Während Kainz häufiger das Dribbling suchte, aber auch flankte, versuchte Marcel Risse mit seinem “Impulsflanken” direkt nach Ballkontrolle sofort Jhon Cordoba oder einen anderen Offensivspieler einzusetzen. Risse setzte dabei aufgrund seines guten rechten Fußes auf lange, diagonale Bälle auch aus dem Halbfeld heraus.

Dominante Anfangsphase und viele Torchancen

Das frühe Führungstor fiel nach einer Pressingsituation auf der linken Seite, als der effzeh den Ball früh wieder eroberte und Kainz in den verwaisten Raum hinter Fürths Rechtsverteidiger Sauer stoßen konnte. Die Flanke konnte Marco Caliguiri im Zentrum nicht klären – warum er das nicht tat, erscheint auch beim xten Betrachten der Bilder unklar – und Cordoba drückte den Ball zum Führungstreffer über die Linie. Das frühe Tor und die zunehmende Sicherheit im Spiel brachten dem 1. FC Köln ein positives Momentum gleich zu Beginn der Partie.

Auf der nächsten Seite: Der effzeh schraubt das Ergebnis in die Höhe.

In der Folge gelangte der effzeh oftmals durch Tempoverschärfungen oder Gegenbewegungen zu Abschlüssen. Insbesondere Schmitz tat sich hier durch mehrere Aktionen hervor und hätte nach 20 Minuten und einem Doppelpass mit Cordoba fast das 2:0 und damit sein erstes Saisontor geschossen, Fürths Abwehr konnte jedoch zum Eckball klären – diesen verlängerte Steininger per Kopf ins eigene Tor zum 2:0 für den zu diesem Zeitpunkt sehr aussichtsreichen Aufstiegskandidaten.

Ruhigere zweite Hälfte

Durch die Agilität und Spielstärke der Zentrumsspieler Schaub und Drexler überlud der 1. FC Köln immer wieder die strategisch wichtigen Zonen vor dem gegnerischen Tor und sorgte auf diese Weise für Stress bei den Fürthern. Die Gastgeber hatten Probleme, zielstrebig den Ball nach vorne zu tragen und liefen immer wieder in Umschaltaktionen der Domstädter. Durch das wenig kompakte Zentrum konnten gerade aus dem Achterraum immer wieder Torgelegenheiten des effzeh initiiert werden, weswegen das dritte Tor durchaus früher hätte fallen können – Kainz und Schaub verpassten es aber. Erst nach 33 Minuten kamen dann die Fürther zur ersten Abschlussgelegenheit durch Steininger.

FUERTH, GERMANY – MAY 06: Paul Jaeckel of Fuerth and Louis Schaub of Koeln compete for the ball during the Second Bundesliga match between SpVgg Greuther Fuerth and 1. FC Koeln at Sportpark Ronhof Thomas Sommer on May 06, 2019 in Fuerth, Germany. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Das 3:0 entstammte einer Spielverlagerung von Höger auf Schaub, der mit seinem linken Fuß in die Mitte zog und am zweiten Pfosten den einlaufenden Drexler bediente – dieser legte quer auf Cordoba, der keine Mühe hatte, sein 19. Saisontor zu erzielen. Mit dem klaren Rückstand und der Gefahr, gegen den Tabellenführer richtig unter die Räder zu geraten, verstärkte Fürths Coach Stefan Leitl das Zentrum durch die Hereinnahme von Ideguchi für Steininger. Dadurch kam der effzeh, obwohl er die Partie weiterhin dominierte, zu weniger Abschlüssen. Das vierte Tor fiel in der 65. Minute nach einer Gegenbewegung, als der 1. FC Köln mit drei Spielern gegen sechs Fürther Verteidiger angriff. Die einfache Hinterlauf-Bewegung von Kainz brachte ihm den nötigen Freiraum für die Flanke auf Cordoba ein, der erneut in Caliguiris Rücken entwischte und auf 4:0 stellte. In der Folge brachte Pawlak noch Terodde für den dreifachen Torschützen Cordoba, Leitl verstärkte durch Sarpei weiterhin das Mittelfeldzentrum.

Der Gast aus Köln hätte gut und gerne noch weitere Tore erzielen können, doch Özcan, Kainz und Terodde scheiterten an Burchert. Özcan war für Risse gekommen, hatte dann den linken Sechser gespielt, weswegen Schaub auf die Position des rechten Mittelfeldspielers ging und von da aus invers andribbeln konnte. Gegen Ende der Partie passierte nicht mehr viel, der überlegene Tabellenführer aus Köln sicherte sich durch einen überzeugenden 4:0-Auswärtssieg die nötigen Punkte für den nun feststehenden Aufstieg. Pawlaks klare und stabilisierenden Anpassungen brachten die nötige Sicherheit und die individuellen Qualitäten der Akteure zum Tragen, das ersatzgeschwächte Fürth offenbarte an diesem aber auch erhebliche Schwächen in verschiedenen Bereichen.

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