Die Initiative, der acht aktive Mitglieder angehören, hat zudem eine Petition ins Rollen gebracht, die am 6. Mai 2019 um zehn Uhr startet. Das Datum ist nicht zufällig gewählt, sondern der Geburtstag des Vereins: Am 6. Mai 1899 wurde der damalige „Internationale Cölner Fußball-Club 1899“ gegründet. Man will damit eine Öffentlichkeit schaffen und den Handlungsdruck auf die Stadt Köln erhöhen. „Uns geht es vor allem auch darum, aufzuzeigen, dass wir nicht alleine mit unserem Interesse am Erhalt der Tribüne dastehen“, erklärt Ewald-Roesrath. Außerdem planen die Ehrenamtler, die Petition im Landtag in Düsseldorf abzugeben. „Wir wollen so viel Aufsehen erregen wie möglich“, kündigt der Verantwortliche der Initiative an und hofft auf zahlreiche Unterstützer, die sich innerhalb der vier Wochen eintragen.
“Zahlen spielen keine Rolle mehr, wenn du so eine Tribüne hast”
„Wenn du es willst und wenn du die Ideen hast, dann kann man unheimlich viel umsetzen. Zahlen spielen keine Rolle mehr, wenn du so eine Tribüne hast. Das ist eine Marke, da kann man wirklich was draus machen. Man muss das Potential nur erkennen“, schwärmt Bert Ewald-Roesrath. Seine Vorstellung: einen Verein gründen und Sportangebote für die Anwohner und Menschen aus dem Veedel schaffen. „Der Sport bringt Menschen zusammen, wir sind gezwungen miteinander zu kommunizieren. Das ist doch eine tolle Sache”, bringt er seine Vorstellungen auf den Punkt.
Vor allem junge Menschen, Kindergärten und Schulen will der Vater zweier Kinder für den Verein gewinnen. „Die Nutzung eines denkmalgeschützten Gebäudes ist dabei immer die sinnvollste Art der Erhaltung. Was liegt also näher, das Stadion inklusive seiner Tribüne wieder mit Leben zu füllen und den Kindern aus dieser Umgebung gleichzeitig eine sportliche Heimat zu geben?“ Darum wollen sie einen eingetragenen Verein gründen, der Name ist auch schon gefunden: „Kölner Sport Club“. Aktuell befinden sich die Ehrenamtler in der Gründungsphase einer Stiftung, mit der Tribüne und Platz erhalten werden sollen. Ihr Ziel: Mit dem Kölner Sport Club den Sport im Stadion wieder ansiedeln, denn seitdem der FSV weggezogen ist, kümmert sich niemand mehr so richtig um die Anlage. Aktuell trainieren sie in öffentlichen Parks, doch den Traum, irgendwann mal wieder im Weidenpescher Park aufzulaufen, haben sie nicht aufgegeben.
Initiative will erhalten und Stadion selbst nutzen
Die Bedeutung der Tribüne steht im Zentrum, doch es geht Ewald-Roesrath und seinen Mitstreitern auch um den Sport und die Bewegung: „Die Tribüne ist die jüngere Geschichte Kölns, das muss man einfach erhalten. Der Erhalt der Tribüne funktioniert nur mit einem Sportplatz davor, der genutzt wird. Denn nur wenn beides genutzt wird, können wir das Konzept mit Leben füllen.“ Im nächsten Schritt will man das Angebot auf Kindergärten und Schulen in der Umgebung ausweiten. „Das Ziel ist die Bewegung.“ Die Anlage soll dann für die Öffentlichkeit zugänglich sein: Wer bolzen möchte, bekommt einen Ball hingelegt. Aber auch Vereine, Schulen und Kindergärten sollen den Platz nutzen können. Um der historischen Stätte gerecht zu werden, sollen aber auch Führungen durch die Katakomben und die Tribüne angeboten werden.
Kosten belaufen sich auf 2,5 Millionen Euro
Die Kosten für die Sanierung und Instandsetzung belaufen sich laut Schätzungen auf 2,5 Millionen Euro. „Es gibt Unternehmen und Privatpersonen, die bereit sind, in die Jugend, in den Sport und in die Tradition zu investieren.“ Der Erhalt der Tribüne sei eins der Ziele, aber auch den dazugehörigen Sportplatz will die Initiative herrichten. „Wir wollen dort einen Hybridrasenplatz haben, denn wenn wir da Geld reinstecken, dann soll es auch modern sein.“ Und die Zeit drängt: „Wenn die Tribüne dort noch länger steht und vergammelt, wird alles natürlich nicht schöner, sondern im Gegenteil immer teurer.“
Rennbahngelände gehört der Stadt Köln
Das Gelände gehört aktuell der Stadt Köln, die auch den Weidenpescher Park an den Kölner Renn-Verein verpachtet hat. Im November 2008 erwarb die Stadt Köln das Rennbahngelände für 15 Millionen Euro vom hochverschuldeten Renn-Verein, der zehn Millionen Euro der Kaufsumme für die Schuldentilgung verwendete. Der Rennsportverein nutzt das Areal des Alten Stadions heute Parkplatz für LKW.
Wir sind an dem Projekt auch schon ein paar Jahre dran und eins ist klar: Man muss hartnäckig sein.
Auch wenn Bert Ewald-Roesrath immer wieder vorbeikam, um Klinken zu putzen: Die Stadt Köln bleibt vorerst bei ihrer Absage, sieht sich nicht zuständig, die alte VfL-Tribüne auf der Pferderennbahn zu sanieren – obwohl diese unter Denkmalschutz steht. Auch die Bezirksverwaltung holte sich bei der Stadt eine Absage. „Wir sind an dem Projekt auch schon ein paar Jahre dran und eins ist klar: Man muss hartnäckig sein.“ Ewald-Roesrath gibt also die Hoffnung nicht auf. Auch wenn die Stadt Köln wenig Interesse daran zeige, die historische Stätte zu erhalten, so haben doch Außenstehende erkannt, welch tolle Kulisse das Alte Stadion abgibt: 2002 diente die Tribüne als Drehort für Szenen zum Kinofilm „Das Wunder von Bern“. Ewald-Roesrath und seine Mitstreiter geben die Hoffnung nicht auf, dass sie bald zurück in das Alte Stadion ziehen dürfen. Und wer weiß, vielleicht ist das „Wunder von Weidenpesch“ ja nur eine Petition entfernt.
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