© Dirk Unschuld
Es ist die dunkle Jahreszeit. Neben Kratzen am Morgen, Naseputzen tagsüber und Händereiben am Abend bringt die Zeit ab November vor allem Dingen eins: Einbrecher. Glaubt man meinem Opa, lauern jeden Tag zig Menschen vor meiner Haustür, die nichts besseres zu tun haben, als mir meine nicht vorhandene Habseligkeit beim Einbruch der Dunkelheit auf perfideste Art und Weise zu rauben.
Hätte der effzeh doch auf meinen Opa gehört. Dann hätte er gewusst, dass die 11 Augsburger, die in der ersten Halbzeit noch so fehleranfällig und harmlos taten, nichts Besseres vor hatten, als uns den Nikolaustag zu verderben und uns unsere Habseligkeiten (aka Punkte vor heimischem Publikum) zu rauben. Ach, es hätte doch nur ein Schild gebraucht: Achtung, Einbruchsgefahr! Dann wären die Jungs mit dem Geißbock auf dem Brust nicht so lasch in der zweiten Halbzeit eingebrochen und in der Schlussphase als Panikorchester deluxe aufgetreten.
Ausgangslage
Nach der 1:5-Niederlage in Leverkusen hatte der effzeh einiges an Wiedergutmachung zu leisten. Zudem ging nicht nur das Nachbarschaftsduell verloren, sondern auch die zwei vorherigen Heimspiele. Gegen Freiburg und Hertha BSC setzte es ebenso knappe wie unnötige Niederlagen, die dem effzeh einen Sprung nach oben verwehrten. Das Gerücht vom Heimkomplex machte schon die Runde, die Spieler wollten dem entgegenwirken.
Der FC Augsburg dagegen reiste mit breiter Brust in die Domstadt. Die Fuggerstädter kamen mit der Empfehlung von Platz vier und drei Siegen in Folge. Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollten: Die Weinzierl-Elf ging als klarer Favorit in die Partie am Samstagnachmittag.
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Personal
Stögers „Spiritus Rector“ Matthias Lehmann musste aufgrund seiner fünften Gelben Karte pausieren, für ihn rückte nicht Adam Matuschyk, sondern überraschend Yannick Gerhardt ins Team. Dazu rückte Marcel Risse nach überstandener Knieblessur in die Startelf und sogleich auf die Position hinter den Spitzen, Dominic Maroh kehrte auf die Bank zurück. Dazu verzichtete Stöger auf Daniel Halfar, für den Mittelfeldmann hatte der Österreicher keinen Platz im 18er-Kader.
Bei den Gästen blieb dem Ex-Kölner Markus Feulner nur der Platz auf der Bank, für ihn begann Leverkusens Leihgabe Dominik Kohr. Statt des verletzten Angreifer Tim Matavz übernahm Nikola Djurdjic die Mittelstürmer-Position. Ansonsten setzte Trainer Markus Weinzierl auf die bewährte Abwehrkette, die vor Torwart-Routinier Manninger verteidigte. Der gebürtige Kölner Daniel Baier sollte wie gewohnt davor die Fäden ziehen.
Spielverlauf
Um ein Haar hätte der effzeh einen Blitzstart erlebt. Die Zuschauer hatten gerade Platz genommen, da bot sich Dusan Svento bereits die Chance zur Kölner Führung. Von Ujah bedient vergab der Slowake allerdings per Direktabnahme aus kurzer Distanz deutlich. Die Augsburger waren zwar optisch das überlegenere Team, der effzeh jedoch spielte aus massierten Deckung heraus schnell nach vorne und nutzte die Fehler der Gäste clever aus.
In der 13. Minute dann die verdiente Führung: Über rechts kombinierte sich der effzeh an den Strafraum, wo Olkowski Ujah perfekt bediente. Nach schöner Brustannahme hatte der Nigerianer kaum Mühe, an Manninger vorbei zum 1:0 einzuschieben. Bereits das fünfte Saisontor für den Angreifer, der nach seinem Treffer eine Grußbotschaft in Sachen Eric Garner in die Welt hinausschickte!
Während die Augsburger weitestgehend den Ball in ihren Reihen laufen ließen, hatte der effzeh die nächsten Chancen: Erst kratzte Callsen-Bracker Olkowskis Schuss von der Torlinie (31.), dann verpasste Vogt nur knapp das 2:0 (38.). Auch Jonas Hector konnte Manninger nicht überwinden: Der Österreicher lenkte den wuchtigen, aber unplatzierten Schuss des Neu-Nationalspielers zur Ecke (42.).
Dennoch: Schon vor der Pause schien Augsburg langsam, aber sicher ein Mittel gegen die Kölner Formation gefunden zu haben. Insbesondere Rechtsverteidiger Paul Verhaegh schob die Offensivbemühungen der Gäste zunehmend druckvoll an. Vielleicht einer der Gründe, weshalb Peter Stöger in der Pause reagierte: Adam Matuschyk ersetzte den defensiv anfälligen Svento und rückte auf die zuvor von Yannick Gerhardt recht ordentlich interpretierte Position vor der Abwehr. Gerhardt rückte einen nach vorne neben Vogt, während Risse Sventos Platz einnahm.
Folge der Personalrochade: Der effzeh verlor zunehmend den Faden. Nutzte man in der ersten Hälfte noch die Fehler der Augsburger zu schnellen Gegenangriffen, war die Offensive in Durchgang zwei komplett abgemeldet. Zu groß die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen, zu weit weg von den direkten Gegenspielern – die Fuggerstädter hatten nach dem Seitenwechsel leichtes Spiel.
Dass dennoch ein Konter zum Ausgleich führte, verwunderte nur oberflächlich. Der effzeh hatte seine Ordnung verloren und der FCA bestrafte dies. Altintops Schuss konnte Horn noch parieren, doch die Kugel rollte genau vor Djurdjics Füße, der nur noch einschieben brauchte. Auch danach waren die Gäste am Drücker: Der effzeh hatte nun gar keine Struktur mehr in seinem Spiel, verlor Ball um Ball und konnte sich dem Druck der Augsburger kaum noch erwehren.
Erst, als Stöger Thomas Bröker für den abbauenden Risse brachte und somit zum Bundesliga-Debüt verhalf, kam nochmals Energie zurück. Doch statt zwei Ecken und einen Freistoß zu nutzen, wurden diese mehrmals zum Bumerang. In der Schlussphase dann der Knockout: Nach einigen panischen Klärungsversuchen, die ungenutzt blieben, war es ein langer Ball, den Wimmer nicht klären konnte, der den eingewechselten Alexander Esswein ins Spiel brachte. Dessen abgefälschter Schuss schlug direkt neben dem Pfosten ein, Horn war machtlos und die dritte Niederlage in Folge besiegelt.
Im Fokus
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Miso Brecko: Oh Captain, my Captain! Weshalb der slowenische Nationalspieler seinen Stammplatz zeitweilig verloren hatte, wurde am Samstag mehr als deutlich. Schlampig im Abspiel, unkontrolliert bei Klärungsversuchen und völlig uninspiriert nach vorne. Leider der schlechteste Mann auf dem Feld.
Mergim Mavraj: Schon vor dem Spiel diskutierten einige, dass seit seiner Hereinnahme die Abwehr wackelt. Hatte man das vorher noch kopfschüttelnd verneint, waren einige danach nicht mehr so sicher. Bolzte einige Bälle unsinnig ins Aus, klärte häufig nicht konsequent genug und war dann auch noch Unglücksrabe beim 1:2.
Peter Stöger: Klar, nach dem Abpfiff ist man immer schlauer. Aber: Das Signal zur Pause, es etwas defensiver angehen zu lassen, war leider ein Griff ins Klo. Sehr ärgerlich. Dennoch wurde wieder offensichtlich, woran er mit dem Team arbeiten muss: Spielauslösung, Standards und Kompaktheit!
Fazit
Wer daran glaubte, die Saison könnte ein Spaziergang werden und mit Abstiegskampf werde das Team nichts zu tun haben, der wurde spätestens jetzt eines Besseren belehrt. Es fehlt, um eine ruhige Spielzeit zu erleben, im Team noch an einigen Faktoren. Damit steht der effzeh allerdings nicht allein dar, dasselbe gilt für mindestens acht bis zehn weitere Vereine in der Liga. Dennoch: Die Niederlage vor eigenem Publikum gegen durchaus schlagbare Gegner tun weh und sind der Stimmung im Umfeld völlig abträglich.
Die Reaktionen zeigen: Das Verständnis, dass es in dieser Spielzeit nur um Platz 15 gehen wird, ist trotz gebetsmühlenartiger Wiederholungen der Verantwortlichen nicht in allen Köpfen präsent. Dass jetzt Panik entsteht, weil wir spielen wie ein Kandidat für Platz 15, ist zwar ärgerlich, aber eben typisch kölsch. Es knirscht und knarzt rechtzeitig zum Endspurt wieder im Kölner Gebälk. Noch drei Spiele gilt es auf die Zähne zu beißen – einfacher wird es nicht werden. Aber wenn’s einfach wäre, wäre es eben nicht der 1. FC Köln!
In Kürze
effzeh: Horn – Hector, Mavraj, Wimmer, Brecko – Olkowski, Gerhardt, Risse (71. Bröker), Svento (46. Matuschyk), Vogt – Ujah
Augsburg: Manninger – Klavan, Callsen-Bracker, Verhaegh, Baba – Altintop, Werner (85. Esswein), Kohr (90. Jeong-Ho Hong), Baier – Djurdjic (77. Mölders), Bobadilla
Tore: 1:0 Ujah (13. Min), 1:1 Djurdjic (53. Min), 1:2 Esswein (90. Min)
Karten: Gelb: Kohr (37. Min.); Rot: –
