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Vorspiel

FC empfängt Leverkusen: Gegen die Umschaltmonster

Mit den Leverkusener Umschaltmonstern kommt einiges auf Köln zu. Es wird vor allem auf die mentale Frische beim Personalpuzzle ankommen.

Foto: UWE KRAFT/AFP via Getty Images

Mit Bayer 04 Leverkusen und dem 1. FC Köln treffen die Mannschaften der Gegensätze aufeinander: fast 470 Mio. Marktwert des einen Kaders gegenüber 90 Mio. des Gegners. Hier 12 Punkte in der Tabelle, dort bereits 17, die einen sieben Niederlagen, die anderen lediglich vier. Die eine Mannschaft deutlich unter, die andere Mannschaft in Summe über den Erwartungen. Erstere ist Bayer Leverkusen, die bis letzten Sonntag eine Hinrunde zum Vergessen spielte, welche sogar ihren eigentlich fest im Sattel sitzenden Trainer Gerardo Seoane den Trainerposten kostete.

Doch anders als die Kölner kommt Leverkusen mit Aufwind: zwar wurden beide Mannschaften in ihren internationalen Gruppe jeweils nur Dritter, doch für Bayer Leverkusen reichte dies, um international zu überwintern – wenn auch einen Wettbewerb tiefer, dafür aber immerhin vor Atletico Madrid, gegen die man gute vier Punkte erringen konnte. Beeindruckender war aber noch das 5:0 gegen das Überraschungsteam der Stunde, Union Berlin, das bis dahin vor allem für eine sehr stabile Defensive und seriöse Arbeit gegen den Ball bekannt war. Dieser Sieg darf durchaus als Ausrufezeichen von Neu-Trainer Xabi Alonso gewertet werden – und mehr noch: mit einem Sieg gegen den großen Nachbarn könnte man 2022 doch noch versöhnlich ausklingen lassen.

Was Xabi Alonso beim Gegner verändert hat

Dabei hat Alonso ein ähnliches Problem wie FC-Trainer Steffen Baumgart: echte Trainingswochen sind eine Rarität. Seit Amtsantritt hatte der Spanier gar ausschließlich englische Wochen und dürfte immer mehr mit Regeneration als mit dem Einstudieren von Abläufen zu tun gehabt haben. Er tat daher, was die meisten Trainer tun, die einen verunsicherten Spielerkader übernehmen: erstmal die Defensive stärken.

Alonso stellte daher von Seoanes Viererkette auf eine Dreier- bzw. Fünferkette um und beorderte Robert Andrich und Kerem Demirbay in eine leicht asymmetrische Doppelsechs davor. Das funktionierte gegen Union sehr gut und ließ nur äußerst wenig Torchancen der Köpenicker zu, die zudem von geringer Qualität waren: ein “Expected Goals”-Wert von 0,23 spricht hier Bände (zum Vergleich: der FC hatte einen Wert von 1,0 gegen den SC Freiburg).

Zudem ermöglicht dieses neue System den pfeilschnellen Außenbahnspielern Jeremie Frimpong und Mitchel Bakker, mit nach vorne zu stoßen. Auf eine gegnerische Viererkette kommt damit jede Menge Qualität mit jeder Menge Speed zu – dass man sich so nicht um jeden einzelnen der Offensivspieler mit gleicher Intensität kümmern kann, ist auch ein Grund, warum Moussa Diaby so brillieren konnte. Dass Adam Hlozek zudem über eine hohe Abschlussqualität verfügt und Patrick Schick und Callum Hudson-Odoi sogar noch von der Bank kommen konnten, hat dann dieses Spiel besiegelt. Dabei kann Alonso auch morgen personell fast aus den Vollen schöpfen: bis auf Sardar Asmoun und den langzeitverletzten Florian Wirtz stehen ihm alle wichtigen Spieler zur Verfügung, lediglich hinter einem Einsatz von Carles Aranguiz und jenem Schick steht ein kleines Fragezeichen.

Kingsley Schindler feiert seinen Siegtreffer in der letzten Saison (Foto: Alexander Scheuber/Getty Images)

Was der FC dem entgegen halten kann

Das sieht auf der anderen Seite schon etwas anders aus: zwar kommen bei den Geißböcken langsam wieder einige Verletzte zurück (Jan Thielmann, Mathias Olesen, Jeff Chabot und voraussichtlich auch Jonas Hector), jedoch füllt sich das Lazarett auch weiterhin auf: Timo Hübers wird mit Pferdekuss definitiv ausfallen, bei Mark Uth und Tim Lemperle wurde bereits vor einer Woche das Aus für das Jahr 2022 verkündet, Sebastian Andersson, Dejan Ljubicic und Florian Dietz fallen ebenfalls noch eine ganze Weile aus.

Gegen die Stärken der Leverkusener würde es durchaus Sinn ergeben, das System des Gegners zu spiegeln und die Fünferkette der Nachbarn mitzugehen – gleichwohl: das wird nicht geschehen. Baumgart hat sich früh auf die Viererkette festgelegt und hält an dieser fest  – Luca Kilian erhält dabei sogar eine Einsatzgarantie.

Timo Hübers hat einen Pferdekuss gegen Nizza erlitten. Er war heute auf dem Trainingsplatz und hat es probiert. Das hat nicht geklappt. Wir werden morgen entscheiden, ob Jeff Chabot oder Nikola Soldo neben Luca Kilian spielen wird. Kili wird definitiv in der Startelf stehen. (Baumgart auf der Spieltags-PK)

Auch an ein abwartendes Tieferstehen ist nicht zu denken: “Wir werden hoch angreifen und nach vorne spielen. Das ist unsere Art und Weise, Fußball zu spielen. Das möchte ich beibehalten”, so der Rostocker auf der Pressekonferenz. Es wird daher darum gehen, den Leverkusener Umschaltmonstern direkt bei der Ballannahme auf den Füßen zu stehen, diese aggressiv zu pressen und Ballgewinne zu erzielen – hinter Frimpong/Bakker bieten sich ja durchaus Räume, die auch diese nicht immer werden zulaufen können.

Auch Demirbay fiel zuletzt etwas ab und zeigte sich nicht immer ganz ballsicher, hier könnten also auch Potentiale für Ballgewinne lauern. Allerdings verlangt dies viel von den müden Kölnern, die nicht nur erneut ein hohes Laufpensum an den Tag legen werden müssen, sondern sich auch mental immer wieder zum Anlaufen, Stören, Nerven aufraffen müssen. In der letzten Saison gelang dies in beiden Spielen über weite Strecken hervorragend. Denkbar wäre daher, dass Baumgart vor allem jenen Spielern Einsatzzeit geben wird, die zuletzt nicht ganz so hoch belastet wurden, insofern der jeweilige Genesungsstatus einen Startelfeinsatz erlaubt.

So wäre etwa Jan Thielmann ein Spieler, der sowohl keinen Meter im Anlaufen scheut, als auch über die nötige Endgeschwindigkeit verfügt, um seinerseits Leverkusen wehtun zu können. Auch ein Mathias Olesen ist deutlich schneller und anlauffreudiger als Ondrej Duda und hat zudem deutlich weniger Spiele in den Knochen – Duda gehört zu den am meisten belasteten Spielern der letzten Wochen. Allerdings hängt bei beiden ein Einsatz immer vom jeweiligen körperlichen Zustand nach langwieriger Verletzung ab.

Dies gilt auch für Jeff Chabot, den Baumgart ausdrücklich als Alternative zu Soldo genannt hat und der ebenfalls schneller unterwegs ist als der Kroate (auch wenn das nicht immer so aussieht); zumindest Olesen wird aber wohl eher als Joker Einsatzchancen haben. Für Baumgart geht es also vor allem darum, im Training ganz genau hinzuschauen, wer körperlich schon wie weit ist, um noch einmal, im letzten Heimspiel 2022, alles rauszuhauen.

So könnte der FC spielen

Schwäbe – Schindler, Chabot, Kilian, Hector – Skhiri, Martel – Thielmann, Duda, Kainz – Tigges

Das sagen die Trainer

Baumgart: “Leverkusen hat auf allen Positionen eine exzellente Qualität. Im Umschaltspiel gehören sie zu den besten Mannschaften der Liga. (…) Wir treffen auf eine hervorragende Mannschaft, die gut besetzt ist. Wir schauen aber nur auf uns.”

Alonso: “Jedes Spiel in der Bundesliga ist schwer zu gewinnen. Morgen erwarten wir eine Mannschaft mit guter Energie und einem guten Support von den Fans. Aber wir haben viele Spieler mit Derby-Erfahrung.”

Beobachtung der Woche

Xabi Alonso scheint zu glauben, dass es sich bei dem Spiel um ein Derby handle. Als jemand, der lange Jahre in Madrid und Liverpool gespielt hat, sollte er es eigentlich besser wissen.

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