Das Profil des neuen Stürmers wurde von der sportlichen Leitung von Beginn an sehr genau definiert: Ein Wandspieler soll es sein, der im besten Falle Bälle festmachen und auf Anthony Modeste ablegen soll. Denn der Franzose ist trotz seiner Physis eben kein solcher Spieler, sondern weicht häufig auf einen der Flügel aus oder schleicht sich im Strafraum dem Innenverteidiger davon, um sich als Ziel für Flanken in Position zu bringen. Der Neue nun soll das Zentrum konstanter halten und Bälle festmachen, soll ferner erster Abwehrspieler im Gegenpressing sein, aggressiver Balljäger, zudem selber den Abschluss suchen und idealerweise Anthony Modeste irgendwann einmal dauerhaft ersetzen können. Wenn er dann noch schnell und jung ist, vielleicht sogar die Bundesliga kennt und auch charakterlich gut in die Mannschaft passen würde, wäre das wohl ein Volltreffer.
Nun hat der 1. FC Köln einen Spieler präsentiert, dem man zutraut, dieses Profil zu erfüllen: Steffen Tigges (23) kommt von Borussia Dortmund. Der aus Osnabrück stammende Stürmer bringt tatsächlich viele der genannten Eigenschaften mit: Nicht nur verfügt er über eine imposante Größe von 1,93 Meter, um Bälle im Kopfball erobern zu können, auch erlaubt es ihm sein Körperbau, diese Bälle abzuschirmen und zu verteidigen. Zudem ermöglicht ihm sein für seine Größe bemerkenswertes Tempo, sowohl bei Kontern wertvoll werden zu können, als auch den Flügel bekleiden zu können und mithin auch Gegner schneller und agressiver anlaufen zu können als die betagteren Modeste oder Sebastian Andersson.
Tigges: “Ich möchte mich in der Bundesliga etablieren”
Dass er die Bereitschaft zu dieser Art der “Drecksarbeit” mitbringt, hoben alle FC-Verantwortlichen während diverser Interviews hervor. Daher wolle man ihn auch nicht rein an Toren messen, sondern an seinem Dienst für die Mannschaft. In der Tat ist dies auch kommunikativ clever, da Tigges bislang eben nicht durch eine überdurchschnittlich hohe Torquote auffiel: Wo er in der Regionalliga noch äußerst anständig knipste (31 Tore in 59 Spielen), wurde dies bereits in der 3. Liga deutlich weniger (8/85). In der Bundesliga gelangen ihm immerhin bereits drei Tore in 14 Spielen – eines davon übrigens gegen den FC. Bedenkt man aber, dass Tigges immer noch jung ist (er wird einen Tag nach dem DFB-Pokalspiel gegen Regensburg 24 Jahre alt), als lernwillig gilt und zudem FC-Trainer und Namensvetter Steffen Baumgart sich den Ruf erarbeitet hat, Spieler zu verbessern, braucht man nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass diese Paarung passt.
Nicht von ungefähr galt er daher bereits im letzten Sommer als Wunschstürmer des FC-Coaches. Nun also das bis 2026 gültige Bündnis im zweiten Anlauf, das auch finanziell ein eher überschaubares Risiko darstellt. Auch, weil der 23-Jährige auf die Aufgabe bei den „Geißböcken“ brennt: „Ich möchte mich in der Bundesliga etablieren, was letztes Jahr in Dortmund auch aufgrund meiner Verletzung schwierig war“, betonte Tigges zum Start in die Vorbereitung und skizzierte seine kurzfristigen Ambitionen für die anstehende Spielzeit nach der Rückkehr in den Trainingsbetrieb: „Ich möchte mehr Spielzeit sammeln und ein wichtiger Teil der Mannschaft werden und dann vor allem mit der Mannschaft sportlich erfolgreich sein. Wenn dann noch ein paar Tore dazu kommen, wäre mir das durchaus recht.“
Besser kann es auf dem Papier kaum passen
Gerade die Spielweise der Kölner unter Steffen Baumgart habe ihm imponiert: „Ich habe immer gesagt, dass ich nicht unbedingt vom BVB weg muss – nur, wenn alles passt. Das war hier beim FC direkt nach dem ersten Gespräch gegeben. Ich habe gemerkt, dass meine Spielweise zu der des Vereins passt“, so Tigges. Es sei der optimale Zeitpunkt für den Wechsel – und der richtige Schritt für ihn. Ein Schritt, der für beide Seiten passend erscheint. Der FC bekommt den Wunschstürmer serviert, der Spieler nahezu den perfekten Trainer und Verein für seine Ambitionen. Wenn Tigges nach längerer Verletzungspause (der Angreifer hatte sich im Frühjahr einen Bruch des Sprunggelenks zugezogen) wieder zu voller Fitness findet und ihn auch das Umfeld – wie von den Verantwortlichen eingefordert – nicht rein an Toren misst beziehungsweise ihm die nötige Zeit gibt, sich vollends in der Bundesliga zu etablieren, könnte Steffen Tigges der gesuchte Volltreffer sein. Das Profil jedenfalls erfüllt er bereits zu großen Teilen.