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Vorspiel

Der 1. FC Köln bei der SpVgg Greuther Fürth: Der Traum von Europa

Es sind wieder einmal solche Zeiten, in denen es schwer ist, lediglich über Fußball zu schreiben. Der 1. FC Köln spielt bei der SpVgg Greuther Fürth – und der Traum von Europa schwingt auch hier mit, wenngleich gänzlich anders als anderorts.

Nur einmal nach Europa Bildband Interview Sebastian Bahr 1. FC Köln Europapokal
Foto: Sebastian Bahr

Fußball, so ehrlich muss man sein, kommt oft ziemlich martialisch daher. Auf dem Platz mittlerweile eher weniger, dafür in der Sprache umso mehr. Anleihen aus dem Militärgebrauch finden sich, wie in vielen Bereichen unseres alltäglichen Lebens, nahezu überall, wenn über das schöne Spiel gesprochen und geschrieben wird: Es wird oft geschossen, es wird gekämpft, von Abwehrschlachten und Angriffswellen ist die Rede. Es gibt Duelle und massierte Verteidigungsreihen, Torjägerkanonen. Kurzum: Allzu friedlich erscheint unser aller Lieblingssport zumindest verbal nicht.

Warum ich darauf komme, wo es doch eigentlich an dieser Stelle um die Begegnung des 1. FC Köln bei der SpVgg Greuther Fürth gehen soll: Es ist die Sprachlosigkeit, die mich im Zuge der derzeitigen politischen Entwicklungen umtreibt. Ist Fußball in Zeiten eines russischen Angriffskrieges in Europa noch angesagt? Ist es wichtig über Sieg und Niederlage auf dem Fußballplatz zu sinnieren, wenn die Gedanken gerade um die Ukraine kreisen? Oder ist gar Ablenkung vom schrecklichen Szenario angebracht? Es sind schwierige Fragen. Fragen, die vermutlich jeder für sich beantworten muss. Fragen, auf die es vermutlich kein „falsch“ oder „richtig“ geben kann.

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Es wird also angestoßen werden am Samstag um 15.30 Uhr zur besten Fußballzeit. Und es wird von Schüssen die Rede sein, die keinen Menschen töten, sondern stattdessen für Freude sorgen sollen. Es wird auf den Plätzen gekämpft werden, auf eine friedlichere Art und Weise. Die Gedanken vieler FC-Fans werden – welch Luxus das doch ist – in diesen 90 Minuten nicht um die Geschehnisse in Kiew, Charkiw und anderen Orten kreisen, die vor nicht einmal zehn Jahren noch Schauplatz der Europameisterschaft waren. Ein Fest der Völkerverständigung, auf die ganz eigentümliche Art des Fußballs eben. Der Traum von Europa: Wie unterschiedlich er für viele Menschen doch sein kann.

Ausgangslage

Für die Fürther geht es darum, weiter von der Sensation, der ein Klassenerhalt fraglos wäre, zu träumen. Und dabei zeigen sich die Franken deutlich formverbessert: In den zurückliegenden fünf Heimspielen holte der Aufsteiger elf Zähler, robbte sich damit wieder etwas heran an das rettende Ufer, das allerdings ob der schwachen Punktausbeute in der Hinrunde immer noch sehr weit entfernt ist. Dennoch: Chancenlos kommt das „Kleeblatt“ als Tabellenschlusslicht mittlerweile nicht mehr daher in der Bundesliga, ist besonders im eigenen Stadion zu einem unangenehm zu bespielenden Gegner geworden.

Unangenehm zu bespielen: Das dürfte allerdings auch der 1. FC Köln derzeit sein. Auf Platz sieben gehen die „Geißböcke“ in den 24. Spieltag, haben jetzt schon mehr Punkte (und mehr Tore) auf dem Konto als in der Vorsaison – und sind damit ein ernsthafter Anwärter auf einen Europapokal-Platz. Ein Sieg in Fürth würde nicht nur die Fastelovendsstimmung in Köln noch einmal anheizen, sondern auch den Traum von internationalen Reisen in der kommenden Spielzeit nähren. Davor steht aber harte Arbeit beim Aufsteiger: „Das wird eine schwere Begegnung für uns“, prognostizierte FC-Coach Steffen Baumgart schon nach dem Heimsieg gegen Frankfurt.

So lief das Hinspiel

Auf dem Papier fällt das Ergebnis deutlich aus: Mit 3:1 bezwang der 1. FC Köln den Aufsteiger aus Fürth im Müngersdorfer Stadion. Doch die Partie war bei weitem nicht klar, wie es das Resultat aussagt. Die Gäste bereiteten den „Geißböcken“ besonders in der ersten Hälfte große Probleme und gingen früh durch Außenverteidiger Marco Meyerhöfer (8.) in Führung. Jeremy Dudziak hatte vor der Pause noch die Chance, das Ergebnis für die Franken aussichtsreicher zu gestalten, doch scheiterte gleich doppelt am Pfosten. Nach dem Seitenwechsel wendete sich das Blatt: Ein Doppelschlag durch Sebastian Andersson (50.) und Ellyes Skhiri (55.) drehte die Partie zugunsten der „Geißböcke“, der tunesische Mittelfeldmotor stellte dann in der 89. Minute den Endstand her. Ein Arbeitssieg, wie es in der Fußballersprache so schön heißt.

Ellyes Skhiri erzielt das 3:1 für den 1. FC Köln gegen die SpVgg Greuther Fürth | Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images

Schlüsselspieler

Beim 1. FC Köln geht an diesem Wochenende kein Weg an Jonas Hector vorbei. Der Kapitän der „Geißböcke“ bestreitet sein 300. Pflichtspiel für den Verein: eine herausragende Marke, wie auch Steffen Baumgart findet. „Er ist der wichtigste Spieler in diesem Verein. Die 300 Spiele kommen nicht von ungefähr“, lobte der FC-Coach den ehemaligen Nationalspieler – und wünschte sich, dass Hector seine Karriere in Köln noch möglichst lange fortsetzen wird. Da kann man sich im Grunde nur anschließen.

Bei der SpVgg Greuther Fürth ist – wenig überraschend – auch der Kapitän der Schlüsselspieler. Branimir Hrgota ist für acht der 21 Fürther Treffer verantwortlich, das sind 38 Prozent aller Tore des Aufsteigers. Dazu hat der schwedische Stürmer noch vier weitere Erfolgserlebnisse aufgelegt. Zum Vergleich: Anthony Modeste erzielte 15 der 35 Kölner Tore (43 Prozent). Im laufintensiven Spiel der Fürther ist Hrgota allerdings nicht nur wegen seiner Abschlussqualitäten gefragt, der 29-Jährige ist in vorderster Linie Zielspieler und erster Verteidiger in einem.

“Wer die letzten Spiele von Fürth gesehen hat, weiß, dass es ein Gegner auf Augenhöhe ist. Sie sind noch lange nicht weg vom Fenster.”

Top-Fakt

Gegen den 1. FC Köln gewann die SpVgg Greuther Fürth nur eines von acht Pflichtspielen im eigenen Stadion, zuletzt blieben die „Geißböcke“ bei den Franken fünf Mal in Folge unbesiegt. Allerdings ist das „Kleeblatt“ seit fünf Heimspielen ungeschlagen, zuletzt wurden sogar erstmals in der Bundesliga zwei Heimspiele in Folge gewonnen.

Das sagen die Trainer

Stefan Leitl (SpVgg Greuther Fürth): „Es ist ein Heimspiel. Wir waren in den vergangenen Wochen gerade zu Hause sehr unangenehm. Das gilts, wieder auf den Platz zu bringen, um dieses Spiel zu gewinnen. Wir wollen unseren Fans ein leidenschaftliches Spiel zeigen. Wir müssen viel investieren, weil uns das der Gegner auch abverlangen wird. Der 1. FC Köln ist eine Mannschaft, die sehr intensiv Fußball spielt und viele Pressingmomente hat. Eine Mannschaft, die nie aufhört, egal wie es steht. Viele vertikale Bälle, viele Flanken. Und dann haben sie auch einen Stürmer, der außerordentlich gut trifft.”

Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images

Steffen Baumgart (1. FC Köln): „Wir fahren nach Fürth, um das Spiel zu gewinnen. Wir müssen eine ganze Menge abrufen, um dort gut auszusehen und zu punkten. Wer die letzten Spiele von Fürth gesehen hat, weiß, dass es ein Gegner auf Augenhöhe ist. Mental und läuferisch spielen die Fürther auf einem hohen Niveau, mit einer klaren Idee, sich Torchancen zu erarbeiten. Aus den vergangenen fünf Heimspielen haben sie elf Punkte geholt. Das zeigt, dass sie noch lange nicht weg sind vom Fenster. Sie geben bis zum Ende Vollgas, was den Charakter der Mannschaft und des Vereins zeigt.“

So könnte der FC spielen

Schwäbe – Schmitz, Kilian, Hübers, Hector – Skhiri, Özcan – Ljubicic, Kainz – Uth, Modeste

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