Die schlechte Nachricht zuerst: Die U19 des 1. FC Köln ist einer couragierten Leistung zum Trotz beim Nachwuchs des KRC Genk aus der UEFA Youth League ausgeschieden. Der 2:4-Hypothek aus dem Hinspiel folgte für die jungen „Geißböcke“ ein 1:3 beim belgischen Spitzenclub. Wie schon vor zwei Wochen reichte der Mannschaft von Trainer Stefan Ruthenbeck abermals eine frühe Führung gegen die Belgier nicht, um siegreich vom Platz zu gehen. Die noch viel schlechtere Nachricht: Die Begegnung zwischen den beiden Nachwuchsteams wurde überschattet von Ausschreitungen einiger Kölner Fans, die mit einem Platzsturm pünktlich zum Halbzeitpfiff für Negativschlagzeilen sorgten und die Partie an den Rand des Abbruchs brachten.
Dabei hatte dieser Dienstagabend für den 1. FC Köln herausragend begonnen, denn unterstützt von knapp 400 mitgereisten Fans erwischten die jungen „Geißböcke“ einen Start nach Maß: Bereits nach acht Minuten schoss Kapitän Joshua Schwirten die Kölner Gäste mit einem sehenswerten Distanzschuss in Führung, die Hoffnung auf ein „Wunder von Genk“ war entfacht. Doch der Nachwuchs des belgischen Spitzenclubs bewies wie schon im Hinspiel vor allem seine offensive Ausnahmequalitäten: Nach einer sehenswerten Kombination glich Adnane Abdi mit einem gezielten Abschluss aus dem Strafraum für den KRC Genk aus (14.). Ähnlich dem Spielgeschehen beim ersten Aufeinandertreffen entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch, der die Angriffsreihen beider Kontrahenten in den Fokus rückte: Schwirtens Lupfer konnte Genk soeben noch vor der Torlinie klären (19.), Jens Castrops Schuss von der Strafraumgrenze wurde von der aufmerksamen Defensive der Belgier abgeblockt (41.).
Der Halbzeitpfiff gibt den Randale-Startschuss
Mit einem respektablen Remis gingen die jungen „Geißböcke“ also in die Halbzeit, hatten noch alle Chancen auf ein mögliches Weiterkommen in der Youth League. Das Interesse am sportlichen Abschneiden des Kölner Nachwuchses war aber leider nicht bei allen Anwesenden im Gästebereich gegeben: Ein etwa 100 Mann starker Mob, der erst weit nach Anpfiff auf den Nebenplatz der Cebeka-Arena strömte, nutzte den Halbzeitpfiff des Schiedsrichters für seine ganz eigene Show: Vermummt stürmten knapp 50 Mann auf den Platz und machten sich auf den Weg ans andere Ende der Tribüne. Dort lieferten sie sich ein kurzes Handgemenge mit wenigen Genker Fans, die angeblich Unterstützung von ihren Fanfreunden aus Mönchengladbach am Start gehabt haben sollen. So schnell diese unwirklich anmutenden Szenen begannen, so schnell war der Spuk auch wieder beendet: Schnellen Schrittes kehrte der Mob zurück in den Gästebereich und verließ dann in trauter Gemeinsamkeit mit dem restlichen Teil der verspätet angekommenen Gruppe das Stadion.
“Es ist unfassbar traurig und völlig inakzeptabel, dass einige Chaoten die Bühne des europäischen Jugendfußballs missbrauchen, um ihr Bedürfnis nach Gewalt zu stillen. Diesen Leuten ist der größte sportliche Erfolg unseres Nachwuchses und das Wohl des 1. FC Köln völlig egal.”
„Es ist unfassbar traurig und völlig inakzeptabel, dass einige Chaoten die Bühne des europäischen Jugendfußballs missbrauchen, um ihr Bedürfnis nach Gewalt zu stillen. Diesen Leuten ist der größte sportliche Erfolg unseres Nachwuchses und das Wohl des 1. FC Köln völlig egal“, erklärte FC-Präsident Werner Wolf nach den Ausschreitungen und fügte an, dass zum Glück bei der Auseinandersetzung laut der örtlichen Polizei niemand verletzt worden sei. Der 1. FC Köln werde, so Wolf, den Vorfall intern aufarbeiten – darüber hinaus ermittelt die UEFA gegen den Verein, der nach einigen Episoden in der Europapokal-Saison 2017/18 unter verschärfter Beobachtung stehen dürfte. Dass die Partie in Genk nach diversen Diskussionen fortgesetzt wurde, ist nach effzeh.com-Informationen einzig der Tatsache zu verdanken, dass sich der Mob nach erfolgten Ausschreitungen wieder aus dem Staub gemacht hatte. Die UEFA-Delegierten drängten auf einen Abbruch, doch die Szenerie hatte sich durch den Abschied der entsprechenden Gruppe längst wieder beruhigt.
Die Hauptattraktion des Abends wird zur Randnotiz
Mit etwas Verspätung ging das sportlich hochklassige Aufeinandertreffen auf dem Rasen weiter, doch es schien, als hätte der unrühmliche Auftritt der eigenen Anhängerschaft dem FC den letzten Glauben an ein mögliches Weiterkommen geraubt. Nach einer Chance für Marvin Obuz, der an Genks Keeper Tobe Leysen scheiterte, machte Luca Oyen den Hoffnungen der jungen „Geißböcke“ dann endgültig den Garaus: Im Stile eines Arjen Robben zog der belgische Spielmacher von der linken Seite ins Zentrum und vollendete zum 2:1 für die Gastgeber (60.). Zwar wehrte sich der FC noch nach Leibeskräften gegen die erneute Niederlage, doch zeigte sich Genk letztlich in beiden Begegnungen als eine Nummer zu groß für den Kölner Nachwuchs. Mit dem Schlusspfiff verwandelte Jay-Dee Geusens einen Foulelfmeter zum 3:1-Endstand aus Sicht der Belgier, die sich also letztlich über zwei Spiele deutlich durchsetzen konnten.
Es ist ein Ausscheiden, das aus FC-Sicht traurig stimmt: Die jungen „Geißböcke“ von Trainer Stefan Ruthenbeck haben sich wenig bis gar nichts vorzuwerfen, haben gegen den belgischen Spitzenclub um Toptalente wie Kelvin John, der im Hinspiel zwei Tore erzielte, oder eben Luca Oyen alles in die Waagschale geworfen. Wer Spieler wie Kapitän Joshua Schwirten, denen schon während des Spiels Tränen der Enttäuschung in den Augen standen, gesehen hat, der weiß, wie viel die Youth-League-Teilnahme der Mannschaft bedeutet hat. Letztlich sind die Kölner an einem sehr, sehr starken Team gescheitert, was alles, nur keine Schande ist. Das gilt allerdings nicht für die Szenen, die sich in der Halbzeit abspielten: Der eigenen U19 den sportlich schönsten Tag ihres Lebens derart zu versauen, seine eigenen Spielchen für deutlich wichtiger zu halten als die eigentliche Hauptattraktion des Abends, sich bei einer Begegnung von zwei Jugendmannschaften vor Augen aller prügeln zu wollen, das ist definitiv eine Schande. Dass der Auftritt der FC-Talente für einige aus den eigenen Reihen nicht im Vordergrund stand, wurde leider mehr als offensichtlich. Der bittere Beigeschmack dieser Aktion, so viel ist sicher, wird viele rund um den Verein noch länger begleiten.