Folge uns
.

Analyse

Fünf Gegentore, fünf Lektionen! Der FC nach Hoffenheim

Die Klatsche in Hoffenheim brachte fünf Gegentore – wir bringen deshalb fünf Erkenntnisse aus dem Spiel, die solche Ergebnisse künftig verhindern sollten.

Foto: Simon Hofmann/Getty Images

Der 1. FC Köln verliert das erste Mal in dieser Saison deutlich. Aber ändert man nach einer solchen Klatsche die Spielweise? Nein – und doch gibt es nach fünf Gegentoren auch fünf Lehren aus der Pleite in Hoffenheim.

1. Die Offensive muss kreativer werden!

Blickt man auf die Statistiken zum Spiel scheint erstmal wenig für ein deutliches Ergebnis zu sprechen: 50% Ballbesitz, 430:406 Pässe, 3:3 Ecken und auch 14:10 Schüsse zeugen nicht gerade vom Hoffenheimer Übergewicht. Der (nicht ganz so feine) Unterschied liegt dann aber im Detail: Die Schüsse der Gastgeber aus Hoffenheim gingen acht Mal aufs Tor. Der FC gab nicht einen Schuss ab, der tatsächlich Keeper Baumann prüfte.

Das liegt auch daran, dass die Hoffenheimer sich in deutlich bessere Situationen spielen konnten: Von ihren 14 Versuchen wurden ganze zwölf aus dem Sechzehner abgegeben, zwei davon sogar aus dem Fünfer (2:0 durch Bebou; 3:0 durch Baumgartner). Der FC konnte dagegen kaum in den Strafraum kommen und feuerte mit sechs Schüssen nur die Hälfte des Hoffenheimer Werts aus der Box ab. Das klarste Signal für die fehlende Kreativität ist aber eine weitere Statistik: Nur vier Schüsse wurden überhaupt aus dem laufenden Spiel abgegeben. Für die anderen sechs benötigte es die Hilfe einer Standardsituation.

2. Der Doppelsturm ist schwer ins Spiel zu integrieren!

Erneut entschied sich Steffen Baumgart im Freitagsspiel für den Doppelsturm aus Sebastian Andersson und Anthony Modeste. Vor dem Spiel lobte er die beiden Spitzen für ihr aggressives Anlaufen im Pressing und fügte den Wunsch an, „dass die beiden noch mehr anfangen miteinander zu spielen“. Genau das ist in Hoffenheim erneut nicht geglückt. Modeste spielte durch und sammelte 28 Ballkontakte, Andersson blieb mit 15 Ballaktionen in 56 Minuten noch unauffälliger.

Die beiden Mittelstürmer werden im Training weiter daran arbeiten müssen am Spiel teilzunehmen, denn gleich zwei Spieler, die kaum am Spiel beteiligt sind, kann sich der FC nicht leisten. Immer wieder musste den beiden der Ball in den Fuß gespielt werden, weil sie Temponachteile gegen die Defensive gehabt hätten. So Kopfballstark die beiden auch sein mögen, im Spiel mit dem Ball und in der Harmonie untereinander gibt es Verbesserungsbedarf!

Ein ratloser Rafael Czichos. Foto: Simon Hofmann/Getty Images

3. Mehr Flexibilität muss her!

Daran schließt nahtlos der dritte Punkt an, denn gerade gegen Hoffenheim wurde klar, dass sich die Gegner an die Spielweise des FC gewöhnt haben. Für das flankenlastige Spiel mag sich die Besetzung mit zwei Zielspielern im Strafraum eignen. Gegen Hoffenheim wurden diese Flanken aber durch eine Umstellung von Sebastian Hoeneß auf die Fünferkette gekontert. Der FC versuchte es im eigenen Spiel zwar weiter viel über die Außen (42% der Angriffe über links, 38% über rechts), dort hatte die TSG aber mit einem Außenverteidiger und einem Innenverteidiger aus der Dreierkette dann aber oft Überzahl.

Auch gegen den Ball konnte Hoeneß mit der Umstellung die Schwächen aufdecken, die schon Fürth in der ersten Hälfte offengelegt hatte. Mit Verlagerungen über die Flügel kann die zentrale Raute der Kölner schnell überspielt werden, weil vorher sehr weit auf eine Seite geschoben werden musste.

Dementsprechend selbstkritisch äußerte sich dann auch Baumgart nach der Partie: „Ich glaube auch, dass auch wir als Trainerteam schneller auf die Dreierkette hätten reagieren können.“ Gerade gegen Leverkusen und Dortmund wird es spannend, ob die mit Stars besetzten Angriffsreihen diese Schwächen weiter ausnutzen können werden oder ob es Veränderungen auf Seiten der Geißböcke geben wird.

4. Hector und Skhiri sind kaum zu ersetzen!

Zumindest steht dann mit Jonas Hector auf der linken Verteidigungsseite wieder einer der beiden fußballerischen Anführer auf dem Feld. Ebenso wie Ellyes Skhiri, der wohl mindestens noch das Leverkusen-Spiel verpassen wird, musste der FC-Kapitän am Freitag aussetzen.

Dabei ist es nicht einmal so, als hätten die Ersatzmänner Kingsley Ehizibue und Salih Özcan ein besonders schlechtes Spiel abgeliefert. Der Außenverteidiger war mit 4/5 gewonnenen Boden-Duellen und 2/2 erfolgreichen Luft-Zweikämpfen sowie 2/2 erfolgreichen Flanken zumindest statistisch sogar einer der besten Kölner. Özcan konnte im Mittelfeldzentrum starke 7 Pässe abfangen (so viele wie das gesamte Hoffenheimer Team und kein anderer Spieler des FC).

Und doch merkte man, dass dem Team jemand fehlte, der Ruhe in ungeordnete Phasen bringen konnte und der auch in schwierigen Situationen eine sichere Anspielstation bieten kann. Besonders in der ersten Hälfte, in der die TSG noch auf einem ähnlich schwachen Niveau wie die Kölner agierte, hätte das dem Spiel eine andere Richtung geben können.

5. Eine neue Grundstabilität ist da!

Trotz all dieser Rückschläge ist eine andere Erkenntnis aber wohl die zentralste. Und die macht Mut für den Fortgang der Saison: Trotz der herben Pleite ohne eigene Chance entsteht kein Chaos am Geißbockheim!

Zu groß ist das Vertrauen in die Entwicklung der Mannschaft und Trainer Baumgart. Zu gut waren dafür die ersten Spiele, in denen man zuhause Hertha, Bochum und Fürth schlagen und gegen Spitzenteams wie Leipzig und Bayern einen guten Auftritt zeigen konnte. Es wird also so schnell keiner nervös. Ein riesiger Unterschied im Vergleich zur abgelaufenen Saison in dem schon vor dem ersten Spiel das Abstiegsgespenst mit einer mutlosen Erwartungshaltung quasi eingeladen wurde.

Auch der Blick auf die Tabelle gibt Gründe für die in Köln eingekehrte Stabilität: Mit zwölf Punkten steht man mit einem ordentlichen Polster und immer noch in der oberen Tabellenhälfte auf Platz 7. Der Blick geht also nach vorne. Am besten bringt es mal wieder Trainer Steffen Baumgart selbst auf den Punkt: „Jetzt heißt es Mund abputzen, nicht zu viel darüber nachdenken und weiter geht’s.”

 

 

Mehr aus Analyse

.