Die Zuschauer feierten. Sie feierten vor dem Schlusspfiff und sie feierten auch noch lange danach. Den 1. FC Köln ließen sie hochleben, Trainer Steffen Baumgart – und Ellyes Skhiri, den Mittelfeldspieler der Geißböcke, der kurz vor Schluss das 3:1 erzielt und damit den Sieg des Kölner über die SpVgg Greuther Fürth besiegelt hatte. Es war ein enges Spiel gewesen vor dieser 89. Spielminute, die Franken hatten auf den Ausgleich gedrückt und waren noch zu einer letzten Ecke gekommen. Den abgewehrten Ball hatte Louis Schaub aufgenommen und war gen Fürther Tor marschiert. Hinter ihm war Skhiri losgelaufen, Schaub hatte den Ball genau im richtigen Moment zu ihm herübergelegt und der tunesische Nationalspieler cool und überlegt zum Siegtreffer abgeschlossen.
Über zwölf Kilometer hatte Skhiri in dem Spiel zurückgelegt, lange als alleiniger Sechser im Mittelfeld Lücken zugelaufen und Bälle verteilt, ballsicher, zweikampfstark mit einem guten Auge für seine Mitspieler. Rafael Czicos unterstreicht seinen Wert für die Mannschaft und seine individuelle Klasse: “Es ist unglaublich, welche Meter Ellyes läuft und damit dem Team den Rücken freihält. Und auch seine Ruhe am Ball und sein hervorragendes Passspiel tun uns ungemein gut”, ist er voll des Lobes für seinen Mannschaftskollegen. Spieler wie er sind für jede Mannschaft unverzichtbar, werden aber gerne mal als “one-pace player” abqualifiziert, die im ganzen Spiel nur ein Tempo laufen und zu einer Änderung dieser Geschwindigkeit nicht in der Lage sind. Ellyes Skhiri bewies das Gegenteil. Sein Spurt hatte weit hinter der Mittellinie im eigenen Sechzehner begonnen und ihn an all seinen Gegenspielern vorbei in die Schussposition zum 3:1 gebracht. Die Lobgesänge der Fans hatte er sich weiß Gott verdient, der lange Schlaks, der – unprätentiös und bescheiden – für seine Mannschaft Gold wert ist.
Ein schwieriger Start, Pfostenglück und eine deutliche Steigerung
Dabei hatte die Partie denkbar schlecht für sein Team begonnen. Die Defensive hatte ihre linke Abwehrseite sträflich vernachlässigt, Jonas Hector war viel zu weit in die Mitte gerückt, so dass der Fürther Außenverteidiger Marco Meyerhöfer alleine vor Timo Horn die Führung für die Franken erzielen konnte (7.). Dabei hatte der Kölner Keeper einen Abwehrversuch unternommen, der so sicherlich nicht im Lehrbuch für Torleute steht. Und so fand dann auch der Ball den Weg ins Kölner Tor eher begünstigt durch die unorthodoxe Beinhaltung des Tormanns als dadurch behindert. Man sollte allerdings der Wahrheit die Ehre geben und nicht verschweigen, dass Horn ansonsten ordentlich gehalten hatte und sogar bei einem Fürther Konter genau zum richtigen Zeitpunkt seinen Strafraum verlassen und die Situation geklärt hatte.
Reichlich Sand im Getriebe des Kölner Spiels, aber auch blitzgescheites und temporeiches Konterspiel hatten dafür gesorgt, dass in den ersten 35 Minuten der Aufsteiger die deutlich gefährlichere Mannschaft war und verdient in Führung gelegen hatte. Nach gut einer halben Stunde hätten sie die Führung sogar noch ausgebaut, wenn, ja wenn ihnen bei Dudziaks Versuchen nicht zuerst der rechte und dann der linke Innenpfosten im Weg gestanden hätte (33.). Bezeichnend war, dass es bis kurz vor der Pause dauerte, bis die Kölner durch Modestes Kopfball zu ihrer ersten Torchance kamen.
“Es war klar, dass es für uns nicht einfach wird. Wir wissen schon, wo wir herkommen, auch wenn wir jetzt die Punkte haben, die wir haben. Trotzdem wissen wir, was wir können, was uns noch fehlt und dass wir noch einen langen Weg vor uns haben.”
Was sich schon in den letzten Minuten vor der Halbzeit angedeutet hatte, setzte sich danach fort: Baumgarts Mannschaft erhöhte Tempo wie Druck und schnürte die Fürther in ihrer eigenen Hälfte ein. Eine Ko-Produktion von Florian Kainz und Benno Schmitz verhalf Sebastian Andersson zu seinem ersten Saisontor (50.), dem Minuten später nach einer Ecke sogar die 2:1-Führung durch eine Gemeinschaftsleistung von Rafael Czichos und Ellyes Skhiri folgte (56.). Danach sollte es vorbei sein mit der Kölner Herrlichkeit und dies konnte Trainer Steffen Baumgart nicht gefallen haben. Die Fürther drückten, die Kölner Konter wurden schlecht ausgespielt, unnötige Fouls führten zu einer Reihe von Freistößen für die Franken – der Sieg geriet in Gefahr. Bis Skhiri kam.
Erkenntnisse
Nein, eine Galavorstellung war dieses 3:1 gegen Fürth sicherlich nicht, eher ein Arbeitssieg. Und so ordnete Steffen Baumgart diese Partie auch ein: “Es war klar, dass es für uns nicht einfach wird. Wir wissen schon, wo wir herkommen, auch wenn wir jetzt die Punkte haben, die wir haben. Trotzdem wissen wir, was wir können, was uns noch fehlt und dass wir noch einen langen Weg vor uns haben”, gab er zu bedenken. Die Phase nach dem 2:1 wird sicherlich Thema der Spielanalyse sein, vielleicht wird dabei auch ein Blick auf die etwas wild anmutenden Spielerwechsel in diesem Spielabschnitt geworfen.
Und auch die Positiva sollte man nicht vergessen. Dies war der dritte Sieg im vierten Heimspiel, wie gegen Hertha hatte man einen Rückstand gedreht und schlussendlich noch gewonnen. Die Laufleistung des gesamten Teams war erneut exzellent. Und nach der Pause war auch der Funke zu den Zuschauern übergesprungen, die das Spiel in Halbzeit eins eher zurückhaltend verfolgt hatten. In der Länderspielpause haben nun Mannschaft und Trainer die Zeit, Schwächen aufzuarbeiten und Stärken auszubauen. Damit das Punktekonto weiter wachsen kann und die Zuschauer auch in Zukunft glücklich und zufrieden ihren Heimweg antreten können.
Der Ausblick
In 14 Tagen reist der 1. FC Köln in den Kraichgau, wo die TSG Hoffenheim die Gäste vom Rhein begrüßen wird. Ein schwer einzuschätzender Gegner, spielt Sebastian Hoeneß’ Team doch bisher eine Saison mit einigem Auf und Ab. Überzeugenden Siegen wie das 4:0 in Augsburg oder das 3:1 gegen Tabellenführer Wolfsburg stehen eher mäßige Leistungen wie bei der 0:2-Heimniederlage gegen Mainz oder dem mageren 0:0 in Bielefeld gegenüber. Steffen Baumgarts Mannschaft wird wieder an ihre Leistungsgrenze gehen müssen, um Zählbares aus der Sinsheimer Arena mitnehmen zu können. Mit Blick auf Gegner wie Bayer Leverkusen (24.10.) und Borussia Dortmund (30.10.) erscheint es indes vermessen, einen goldenen Oktober für den 1. FC Köln zu erwarten. Wie die Eichhörnchen Punkte sammeln, beständig einen nach dem anderen, muss die Devise sein. Und sollten positive Überraschungen möglich sein, wird man sich nicht dagegen wehren. Ganz sicherlich nicht.