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Nachspiel

Der 1. FC Köln spielt 1:1 in Freiburg: Haarscharf am Traumstart vorbei

Beim SC Freiburg hat der 1. FC Köln sehr lange einen Auswärtssieg im Visier. Ein unglückliches Eigentor von Rafael Czichos verhindert dann kurz vor Schluss allerdings den Traumstart der “Geißböcke”.

Foto: imago images / Jan Huebner

Sanft schmiegt sich die Dreisam an die waldigen Hügel des Schwarzwalds und zieht auf ihrem Weg ruhig und gemächlich ihre Bahn – auch vorbei an dem nach ihr benannten Stadion. Dabei ist die Spielstätte des SC Freiburg ein wahres Kuriosum, ist doch das Spielfeld viereinhalb Meter zu kurz und leicht schräg, mit einem Gefälle von einem Meter zwischen beiden Enden des Platzes. Einfluss hatte dies jedoch wohl nicht auf die Partie der Breisgauer gegen den 1. FC Köln, die schiedlich-friedlich 1:1 endete. Allerdings haben auch Kuriosa irgendwann ausgedient; der SC zieht in Kürze ins neu erbaute Europa-Park Stadion um.

Beschaulich lag sie da, die Spielstätte, an diesem 11. September, sonnendurchflutet bei angenehmen Temperaturen. Und doch wurde diese Idylle in der 92. Spielminute jäh gestört, als die Schimpftirade von Trainer Steffen Baumgart durch das Stadionrund hallte. Nicht genug, dass seine Mannschaft kurz zuvor durch ein Eigentor von Rafael Czichos den 1:1- Ausgleich hatte hinnehmen müssen, jetzt war sie drauf und dran, diese Partie gar noch zu verlieren. Doch Nils Petersens Seitfallzieher verfehlte das Kölner Tor, wenig später beendete ein energischer Pfiff von Schiedsrichter Harm Osmers die Partie und sicherte den Kölnern zumindest den einen Punkt.

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Ein Spiel mit unterschiedlichen Halbzeiten

Dabei hatte Baumgarts Team in den ersten 45 Minuten eine ausgezeichnete Leistung gezeigt. Laufstark, kombinationssicher, ja fast souverän hatte es den SC Freiburg beherrscht und war zu einer ganzen Anzahl veritabler Torchancen gekommen, von denen Anthony Modeste eine per Kopf zur Kölner Führung nutzte (33.). „In der ersten Hälfte haben wir sehr viel Druck gemacht und hätten auch höher führen können“, sagte dann auch Dejan Ljubicic. „Schade, dass wir nicht die drei Punkte mitgenommen haben“, war der Österreicher etwas enttäuscht vom Ausgang der Partie. Nach der Pause kamen die Breisgauer wie verwandelt aus der Kabine, störten den 1. FC Köln wesentlich früher als zuvor und erarbeiteten sich eine Reihe von Tormöglichkeiten. Die größte Chance durch Lucas Höler vereitelte Timo Horn mit einem starken Reflex (51.).

„In der ersten Hälfte haben wir sehr viel Druck gemacht und hätten auch höher führen können. Schade, dass wir nicht die drei Punkte mitgenommen haben.“

Nach der Gelb-Roten Karte für Florian Kainz kippte das Spiel endgültig (74.). „In Unterzahl war es kräftezehrend, der Gegner hatte noch mehr Platz zum Spielen“, sagte Jonas Hector. „Das hat man hintenraus ein bisschen gemerkt.“ Und obwohl sich die Kölner mit zehn Mann vehement gegen den Ansturm der Breisgauer stemmten, mussten sie schlussendlich doch noch den Ausgleich hinnehmen – durch Czichos‘ Eigentor, gleichermaßen spät wie unglücklich, zumal der Sieg einen Traumstart in die Saison bedeutet hätte. Trotzdem räumte Steffen Baumgart ein, dass das Unentschieden verdient war: „Es war ein offenes und intensives Spiel. Auch wenn das Tor spät fällt, war das 1:1 ein gerechtes Ergebnis. Am Ende hat uns die Klarheit und vielleicht auch die Kraft gefehlt. Aber ich fahre sehr zufrieden nach Hause.“

Erkenntnisse – Gutes, mal mehr, mal weniger

Zufrieden kann er sein – speziell mit der ersten Halbzeit, in der sich seine Mannschaft eine Fülle von Torchancen erarbeitete, aber leider wie Mark Uth, der kurz nach dem 1:0 nur den Pfosten traf, nicht hatte nutzen können. Mit Tony Modeste, der wieder weite Wege ging war und ein Tor (sein bereits drittes in dieser Saison!) erzielte. Und mit Benno Schmitz, der erneut die Torvorlage dazu gab. Zudem kämpft die Mannschaft, mit Leidenschaft und mit Überzeugung. Auch kann sie Ausfälle kompensieren, wie die von Timo Hübers und Jan Thielmann.

„Es war ein offenes und intensives Spiel. Auch wenn das Tor spät fällt, war das 1:1 ein gerechtes Ergebnis. Am Ende hat uns die Klarheit und vielleicht auch die Kraft gefehlt. Aber ich fahre sehr zufrieden nach Hause.“

Zufrieden ja, und doch wird ihm nicht alles gefallen haben – und er wird Redebedarf haben und Gespräche suchen. Mit dem österreichischen Nationalspieler Florian Kainz, dem als mit Gelb vorbelasteter Spieler eine Aktion, wie sie zu Gelb-Rot führte, nicht unterlaufen darf. Mit Ondrej Duda, dem slowakischen Internationalen, der recht uninspiriert am Spiel teilnahm und die große Chance zur möglichen Vorentscheidung ziemlich fahrlässig ausließ. Und auch mit Youngster Tim Lemperle über dessen ungewohnt pomadigen Auftritt als Einwechselspieler.

Der Ausblick

Mit sieben Punkten aus vier Spielen stehen die Kölner gut dar, haben vier Zähler mehr auf dem Konto als der nächste Gegner, RB Leipzig. Die Sachsen mussten beim 1:4 gegen Bayern München bereits ihre dritte Saisonniederlage hinnehmen, hatten allerdings mit Tabellenführer Wolfsburg, den erstaunlich starken Mainzern und den Münchener Bayern ein Startprogramm, das sich gewaschen hatte. Am Mittwoch treten sie in der Champions League an, bei Manchester City – einfach ist sicherlich anders.

Salih Özcan im Zweikampf mit dem Freiburger Yannik Keitel (Foto: IMAGO/Jan Huebner)

Die Kölner werden sich sehr gerne an den 2:1-Heimsieg gegen Leipzig erinnern, mit dem sie im April ihre erfolgreiche Mission „Klassenerhalt“ starteten. Man tut gut daran, Jesse Marschs Team weder an jener Partie zu messen noch an dessen magerer Punkteausbeute. Volle Konzentration über 90 Minuten, bedingungslose Laufbereitschaft, Zweikampfstärke, Klarheit und Mut werden gefordert sein, um die drei Punkte daheim in Köln zu belassen, denn, wie schon gesagt, einfach ist anders.

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