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Nachspiel

Der 1. FC Köln verliert 0:3 in Leverkusen: Das Murmeltier lässt grüßen…

Der 1. FC Köln verliert die erste Partie unter Neu-Trainer Friedhelm Funkel trotz anständiger Leistung deutlich gegen Bayer Leverkusen.

Jonas Hector nach dem Spiel in Leverkusen Foto: imago/Revierfoto

Die vielleicht bemerkenswerteste Szene am gestrigen Abend war kurz nach Ende der Begegnung zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln zu beobachten. Friedhelm Funkel lief auf den Rasen der Bay-Arena und nahm sich Mannschaftskapitän Jonas Hector und Abwehrchef Rafael Czichos zur Seite. Der Trainer redete minutenlang auf die beiden Akteure ein, zu erahnen war, dass er dabei Aussagen wie “Jetzt nur nicht aufgeben”, “Wir müssen die Köpfe hochnehmen”, “Wir waren nicht schlechter als Leverkusen” tätigte.

Die beiden Spieler hörten in erster Linie zu, ihre leeren Blicke und verzweifelte Mienen verrieten jedoch, dass sie sich wieder einmal fühlten wie der von Bill Murray gespielte TV-Wetteransager Phil Connors in der Filmkomödie “Und täglich grüßt das Murmeltier”, der in einer Zeitschleife festsitzt und ein und denselben Tag immer wieder erlebt. Wie in den letzten Begegnungen auch hatten sie sich bemüht, gekämpft, dabei sogar eine Reihe ansehnlicher Offensivaktionen zustande gebracht, und doch standen sie nach der 0:3-Niederlage gegen die Werkself aus Leverkusen erneut mit leeren Händen da, wie zuletzt in Wolfsburg, wie gegen Mainz im letzten Heimspiel.

Friedhelm Funkel spricht nach dem Schlusspfiff mit Jonas Hector und Rafael Czichos Foto: imago/Revierfoto

Und doch gab es – genau wie in den vergangenen Partien – gute Gründe für die Niederlage. So war das Abwehrverhalten vor der frühen Führung für Hannes Wolfs Team durch Leon Bailey alles andere als bundesligareif. Jannes Horn rutschte gegen Moussa Diaby ins Leere, bei dessen Flanke unterlief Kingsley Ehizibue wieder einmal ein folgenschwerer Stellungsfehler, und was Timo Horn sich bei seiner Abwehraktion gegen Baileys Kopfball in die Torwartecke gedacht haben mag – er reagierte, zog dann aber seine Hand zurück – bleibt unerfindlich.

Nach frühem Rückstand ein Chancenplus auf Kölner Seite

Nach diesem Rückschlag zeigten die Geißböcke eine gute Reaktion, setzten sie doch die Farbenstädter stärker unter Druck als ihnen lieb sein konnte – und kamen zu Chancen. Wie in den Spielen zuvor zeigte sich hier das zweite große Problem von Funkels Team: Sie sind vor dem gegnerischen Tor einfach nicht effektiv genug! So wurde Max Meyers Schuss nach Vorarbeit von Emmanuel Dennis noch geblockt (10.), Marius Wolf verpasste Jannes Horns scharfe Hereingabe (19.), Jonas Hectors Kopfball verfehlte das Leverkusener Tor (20.), und schließlich erbebte die Querlatte von Hradeckys Gehäuse nach dem fulminanten Schrägschuss des Kölner Kapitäns (36.). Der Ertrag war gleich null, und so ging man mit der knappen Führung für Bayer in die Pause.

Wie in den Spielen zuvor zeigte sich hier das zweite große Problem von Funkels Team: Sie sind vor dem gegnerischen Tor einfach nicht effektiv genug!

Auch nach der Halbzeit gehörte die erste Torchance der Mannschaft von Friedhelm Funkel. Nach schöner Vorarbeit von Marius Wolf verfehlte Jonas Hector das Leverkusener Tor nur um Haaresbreite (48.). Ins Tor dagegen trafen – die Leverkusener. Vorausgegangen war erneut ein haarsträubender Fehler, als die Kölner nach eigenem Eckball die Restverteidigung vergaßen und nach Skhiris Fehlpass Leon Bailey freie Bahn hatte, ohne jede Gegenwehr in den gegnerischen Strafraum eindrang und Moussa Diaby eine perfekte Vorlage zum 2:0 gab (51.).

Moussa Diaby erzielt das 2:0 für Bayer Leverkusen Foto: imago/Herbert Bucco

Auch danach gaben die Geißböcke nicht auf, Florian Kainz’ Distanzschuss streifte die Latte von Hradeckys Gehäuse (63.), Meyer und Bornauw hatten weitere Gelegenheiten. Den Deckel auf die Begegnung machte jedoch der überragende Leon Bailey, als er nach Kerem Demirbays Pass ungehindert bis vor Timo Horns Tor ziehen durfte und eiskalt zum 3:0 für seine Farben vollendete (76.). Der Schlusspfiff von Schiedsrichter Sören Storks besiegelte schließlich die 16. Niederlage der Kölner in der laufenden Saison und zementierte den Platz im Tabellenkeller.

Die Lehren aus dem Spiel? Die Abwehrleistung kann so den Ansprüchen an eine Bundesligamannschaft nicht genügen. Punkt. Und ohne echte Sturmspitze werden dem 1. FC Köln die Tore fehlen, die man zum Klassenerhalt braucht. Falls Andersson weiter ausfällt, sollte Funkel es vielleicht doch einmal mit Tolu Arokodare probieren. Ein Versuch wär’s allemal wert.

Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel betonte die ordentliche Leistung seiner Mannschaft, sprach jedoch auch die schlimmen Abwehrfehler an: “Wir haben es über weite Strecken sehr gut gemacht, aber kein Tor erzielt. Das erste Gegentor war unglücklich und beim zweiten Tor haben wir uns einfach dämlich angestellt. Da sind wir in einen Konter gelaufen, obwohl wir genau wussten, dass sie sehr schnelle Spieler haben. Wir haben aber nach diesem Spiel überhaupt keinen Grund, die Köpfe hängen zu lassen.”

Jonas Hector sprach die vermeidbaren Tore und seine vergebene Großchance in der 2. Halbzeit an: “Wir geben die Gegentore wieder zu einfach her. Das bricht uns im Endeffekt das Genick. Ich habe den Anspruch an mich, dass ich auch mit rechts ein Tor erzielen kann. Ich treffe den Ball aber vielleicht nicht komplett richtig, deswegen fehlte am Ende vielleicht ein halber Meter.”

“Wir geben die Gegentore wieder zu einfach her. Das bricht uns im Endeffekt das Genick.”

Hannes Wolf freute sich über den zweiten Heimsieg unter seiner Leitung, erkannte aber auch die ordentliche Leistung des Gegners an: “Wir hatten in der ersten Halbzeit Probleme und mussten viel rückwärts verteidigen. Da hatten wir das Quäntchen Glück. Das war ein schöner Sieg für uns, der Rückenwind gibt für das Spiel in München.”

Der Blick auf das nächste Spiel

Viel Zeit zum Aufarbeiten der Niederlage bleibt den Kölnern nicht. Schon am Dienstag wartet mit RB Leipzig ein Gegner, der über ähnlich schnelle Spieler wie Bayer Leverkusen verfügt, dabei aber in der Abwehr wie im Angriff noch konsequenter agiert als die Farbenstädter. Was macht Hoffnung? Wenig, sieht man einmal davon ab, dass die Moral von Funkels Team zu stimmen scheint und gestern auch spielerische Lösungen zumindest in Ansätzen feststellbar waren.

Legt man jedoch ein ähnliches Abwehrverhalten wie am Samstagabend in der Bay-Arena an den Tag, droht eine Niederlage, möglicherweise auch eine heftige, die einen weiteren großen Schritt in Richtung Abstieg bedeuten würde. Und es drohen erneut die leeren Blicke und verzweifelten Mienen auf den Gesichtern der Akteure um Kapitän Jonas Hector und Abwehrchef Rafael Czichos.

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