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Vorspiel

Vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen: Der Unruheherd 1. FC Köln wird nervös

Vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen wabern Gerüchte um die Geschäftsführer durch die Gazetten, dessen verklausulierte Aussagen heizen die Spekulationen nur noch an. Währenddessen wünscht sich die Mannschaft mehr Offensive vom ihrem Trainer. Kann ein Sieg gegen Bremen die Wogen glätten und lässt eventuell eine Niederlage das Fass überlaufen lassen?

Foto: imago images/Kirchner-Media

Endspiel- oder Endzeitstimmung kann beim 1. FC Köln derzeit zwar noch nicht ausgemacht werden, doch wer in der Domstadt nach dem Derbysieg in Mönchengladbach Anfang Februar eventuell von einem ruhigen Ausklang der Saison und dem Fehlen unmittelbarer Abstiegssorgen geträumt hatte, der sei auf der einen Seite zwar bewundert für seinen anscheinend unerschütterlichen Optimismus in Sachen 1. FC Köln, dem sei auf der anderen Seite allerdings auch gesagt, dass sich seine Hoffnungen vermutlich nicht erfüllen dürften.

Im Gegenteil: Vor dem Spiel gegen Werder Bremen spitzt sich die Lage für den 1. FC Köln  spürbar zu. Auf der einen Seite ist dies tabellarisch abzulesen: Mit nur 21 Punkte nach 23 Spielen trennen den 1. FC Köln lediglich drei Punkte von Tabellenplatz 17. Dort steht mit Bielefeld eine Mannschaft, die gerade den Trainer gewechselt und außerdem noch ein Nachholspiel in der Hinterhand hat. Mainz 05 punktete am Freitagabend bei Quasi-Absteiger Schalke, sprang vorerst auf Rang 16 und Hertha BSC schlug am Samstagnachmittag den FC Augsburg und sicherte sich Rang 14, der vor dem Spieltag noch dem FC gehörte.

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Foto: imago images / Kolvenbach

Das große Problem ist aber nicht in erster Linie an der Tabelle abzulesen. Am letzten Wochenende verloren sämtliche unter dem „effzeh“ stehenden Teams und auch die bisherige Punkteausbeute der diesjährigen Abstiegskandidaten lässt nicht darauf schließen, dass man dieses Jahr Punkterekorde brechen muss, um am Ende den Klassenerhalt zu schaffen. Nein, Kopfschmerzen sollte den Kölnern weniger die Tabelle oder die Konkurrenten Arminia Bielefeld, Mainz 05 oder gar Hertha BSC machen. Das große Problem im März 2021 ist die eigene Leistungsfähigkeit, vor allem offensiv.

Wie hält es Markus Gisdol mit der Offensive?

Gerade auf diesem Gebiet ist der 1. FC Köln dringend angehalten, eine Trendwende zu schaffen. Insbesondere die offensive Ausrichtung zu Beginn des Spiels als auch Aspekte der Problemlösung mit Ball sind auch nach fast 3/4 der Saison oft schauderhaft und komplett auf Einzelaktionen ausgelegt. Der FC stellt die drittharmloseste Offensive nach geschossenen Toren (21), FBref.com rangiert den FC in der „Expected Goal“ – Wertung auf Rang 15 und mit nur 206 Schüssen in der dortigen Statistik auf Rang 16. Die anderen erhobenen Parameter sehen nicht besser aus. Hinzu kommt, dass es zuletzt drei Niederlagen setzte. Zwischen den erwartbaren, aber deswegen noch lange nicht erbaulichen Auswärtsniederlagen beim FC Bayern München sowie Eintracht Frankfurt lag vor allem eine schmerzhafte 0:1 Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart, bei der es nach dem Schlusspfiff einen erkennbaren Dissens zwischen der Herangehensweise des Trainers und der Mannschaft gab.

Zu wenig nach vorne investiert hätte man, so beispielsweise Keeper Timo Horn. Und Mittelfeldspieler Marius Wolf monierte, dass man in der ersten Hälfte zu tief gestanden hätte und die Wege zu weit waren. Es waren Misstöne und der Anflug von Kritik, zumindest aber eine Diskussion, die von der in Art und Weise fragwürdigen Medienschelte von Horst Heldt am nächsten Tag allerdings schnell überlagert wurde.

Foto: Martin Rose/Getty Images

Der anschließende Ausflug in die bayrische Landeshauptstadt in der letzten Woche bot dann natürlich nicht den Rahmen für großartigen Offensivfußball “Made in Cologne”. Beim sonntäglichen Heimspiel gegen biedere Bremer hingegen muss Markus Gisdol dann jedoch die Frage beantworten, ob die Kritik und aufkommende Diskussion von Teilen der Mannschaft nach der Niederlage gegen Stuttgart einen Sinneswandel beförderte, oder ob Gisdol an seiner extrem destruktiven Spielweise festhalten wird. Der Erfolg wird ihm Recht geben, der Misserfolg allerdings auch irgendwann das Recht absprechen, weiter Trainer des 1. FC Köln sein zu dürfen.

Die Bilanz gegen das Mittelfeld der Liga ist verheerend

Offenkundig ist jedenfalls, dass sich in Spielen gegen das Mittelfeld der Liga etwas grundsätzlich ändern muss, zu eindeutig ist die Bilanz gegen Teams diesem Spektrum der Liga (Platz 7 – 13): In 10 Spielen holte man lediglich fünf Punkte, drei davon waren der unverhoffte Derbysieg in Gladbach. Die anderen Punkte holte man in Stuttgart und Bremen, ansonsten setzte es Heimniederlagen gegen Union, Hoffenheim, Gladbach, Augsburg und Stuttgart sowie unter anderem eine 0:5 Auswärtsniederlage in Freiburg. Gerade dass man gegen alle diese Teams zuhause verlor, sollte in der Analyse des Trainerteams durchaus auffallen. Vor allem, weil man in keinem dieser Spiele durch eine offensive Taktik auffiel. Gegen Bremen hat man die Chance, diese gruselige Statistik zu korrigieren.

Werder allerdings kommt mit dem Rückenwind eines 2:1 Heimsiegs gegen den Champions League-Aspiranten Eintracht Frankfurt an den Rhein und verschaffte sich damit Luft im Abstiegskampf. Die Grün-Weißen haben diese Saison mittlerweile 26 Punkte gesammelt und liegen damit mindestens halbwegs komfortabel auf Rang 12. Ebenfalls kein gutes Zeichen für den FC: Eine Rückkehr von Abwehrchef Sebastiaan Bornauw nach der Wirbelsäulen-OP rückt zwar näher, das Spiel gegen Bremen kommt allerdings noch  zu früh.

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Die Ersatzbank droht derweil Emmanuel Dennis, Einsatz und Körpersprache in München gefielen dem Trainerstab nicht. „Er weiß, dass er nicht gut gespielt hat, dass er einiges hat vermissen lassen von den Dingen, die wir brauchen“, so sein Trainer. Es könnte vorne wieder auf das Duo Ondrej Duda und Jan Thielmann als falsche Neun hinauslaufen, wie schon mit mäßigem Erfolg im Winter. Mit Max Meyer kann dagegen ein anderer Winterneuzugang auf einen Startelfeinsatz hoffen und versuchen, die beiden in der Spitze mit klugen Pässen zu versorgen. „Diese Dinge sind natürlich möglich“, wollte sich Gisdol auf der Spieltags-PK jedoch nicht in die Karten schauen lassen. Auch ein Einsatz von Dennis, dem Gisdol nach dem schwachen Spiel in München eine gute Trainingswoche attestierte, ist nicht völlig ausgeschlossen: „Ich habe ihn diese Woche engagiert im Training erlebt.”

Wie halten es die Verantwortlichen mit ihrer persönlichen Zukunft?

Verhindert werden sollte jedenfalls eine Niederlage und vor allem eine weitere spielerische Minusleistung. Diese könnte das Pulverfass 1. FC Köln weiter anheizen, das am Geißbockheim zwar noch im Verborgenen ruht, jedoch immer mehr droht offengelegt zu werden. Längst gibt es Spekulationen um die Geschäftsführer Horst Heldt und Alexander Wehrle, Ablenkungsmanöver wie die x-te Diskussion um die sogenannte Erwartungshaltung in Köln fallen längst einfach nur auf die Initiatoren der Diskussion zurück.

COLOGNE, GERMANY - MAY 17: 1. FC Koeln CEO, Alexander Wehrle wearing a face mask seen prior to the Bundesliga match between 1. FC Koeln and 1. FSV Mainz 05 at RheinEnergieStadion on May 17, 2020 in Cologne, Germany. The Bundesliga and Second Bundesliga is the first professional league to resume the season after the nationwide lockdown due to the ongoing Coronavirus (COVID-19) pandemic. All matches until the end of the season will be played behind closed doors. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Alexander Wehrle mit Mundnasenschutz | Foto: Lars Baron/Getty Images

Konnte man Schmadtke und Stöger in den Jahren 2013 bis 2017 diese damals schon albernen Diskussion noch verzeihen, sind sie bei Horst Heldt im Jahr 2021 nur noch Ausdruck von Larmoyanz und Ignoranz des Geißbockheims gegenüber realen Zuständen in der Stadt, die längst mehr über die existierenden Zustände am Geißbockheim verraten als über das angeblich so schwierige Umfeld an sich. Dazu passt auch die durchgestochene „Information“, dass es Heldt schwer falle, “Laien” im gemeinsamen Ausschuss die geleistete Arbeit zu erklären.

Zunehmende Diskussionen und Gerüchte über Absatzbewegungen der beiden Geschäftsführer sind im Moment jedenfalls garantiert nicht im Sinne des Verein. Ein Ausweg? Sportlicher Erfolg oder eine klare Ansage der beiden bezüglich ihrer Zukunft. Fredi Bobic machte es in Frankfurt zuletzt vor. Letzteres ist den Worten von Heldt („ich möchte zu dem Thema nichts sagen. Ich fühle mich grundsätzlich hier sehr, sehr wohl“) allerdings nicht abzulesen, auch Wehrle („Jeder weiß das ich mich hier wohlfühle, man kann im Fußball allerdings nichts ausschließen“) heizte Spekulationen eher an als sie zu unterbinden. Das Umfeld in Köln gilt schnell als unruhig, diejenigen die die Unruhe durch Spekulationen über ihre Person reinbringen sitzen allerdings am Geißbockheim.

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Bleibt als Ausweg der sportliche Erfolg. Doch den gab es zuletzt nicht mehr. Und so wird es tatsächlich unruhiger am Hennesgrün. Scheingefechte als Ablenkungsmanöver würden bei einer Niederlage gegen Werder Bremen auch nicht mehr unbedingt auf fruchtbaren Boden fallen, zumal wenn dies wieder mit einem destruktiven Fußball zum Abgewöhnen verbunden ist, der auch den Spielern nicht gefällt. Der 1. FC Köln muss aufpassen, beim Einbiegen in die Zielgerade nicht noch in die Bande zu fahren. Gut möglich, dass nur ein Sieg oder zumindest eine gute spielerische Leistung gegen Bremen dies verhindern kann.

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