Unentschieden, Unentschieden, Niederlage, Niederlage, Unentschieden, Niederlage, Niederlage: Das ist das Formbarometer des 1. FC Köln seit Fortsetzung des Spielbetriebs in der Bundesliga. Doch nicht nur diese äußerst bescheidene Bilanz sollte den „Geißböcken“ Sorgen machen, sondern auch die Art und Weise, wie die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol in den vergangenen Partien aufgetreten ist. In allen Begegnungen nach der Corona-Pause schaffte es der FC nicht, eine überzeugende Leistung auf den Platz zu bringen. Das ist der Hauptgrund, weshalb der Aufsteiger seit acht Partien auf einen Sieg wartet und den Klassenerhalt zumindest rechnerisch noch nicht eingetütet hat.
Allzu negativ wollen die Verantwortlichen am Geißbockheim die Situation vor dem Duell mit Eintracht Frankfurt, dem abschließenden Heimspiel dieser turbulenten Bundesliga-Saison 2019/20, allerdings nicht sehen. „Wir müssen akzeptieren, wer wir sind. Das fängt damit an, dass wir die Leistung in dieser Saison richtig einordnen“, sinnierte FC-Sportchef Horst Heldt vor der Partie am Samstagnachmittag und sprach abermals über die Erwartungshaltung rund um den Verein.
„Träumen ist in Ordnung, aber niemand ist vor der Saison mit dem Ziel in die Spielzeit gegangen, um die Europapokal-Plätze zu spielen. Es ging von Anfang an um den Klassenerhalt. Auch in der nächsten Saison geht es um den Klassenerhalt und darum, im DFB-Pokal möglichst weit zu kommen. Niemand hat Bock, auf Dauer um Platz 14 oder 15 zu spielen. Aber wir benötigen erst einmal Stabilität und Ruhe“, erklärte der ehemalige Bundesliga-Profi.
Heldt: “Wir wollen das Maximale herausholen”
Dass die Kritik nach den jüngsten Auftritten allerdings weniger mit hochtrabenden Erwartungen, sondern schlichtweg mit schwachen Ergebnissen und noch schwächeren Leistungen zu tun hat, ist allerdings auch ein großer Teil der Wahrheit. „Wenn wir verlieren, bekommen wir auf die Nuss. Das müssen wir akzeptieren, annehmen, reflektieren und einordnen“, resümierte auch Heldt nach dem 1:3 in Leverkusen. Wie schon zuvor in den Partien seit dem Re-Start der Bundesliga traten die „Geißböcke“ auch im Nachbarschaftsduell über weite Strecken recht blutleer auf, vor allem vor der Halbzeit war von Gegenwehr herzlich wenig zu merken.
“Wenn wir verlieren, bekommen wir auf die Nuss. Das müssen wir akzeptieren.”
Die 15 Minuten, die der FC auf Augenhöhe agierte, stimmte die Beteiligten allerdings ziemlich positiv, wenn man den Interviews nach dem Spiel und im Vorfeld der Frankfurt-Partie Glauben schenken mag. „Eine Leistung, auf der wir aufbauen können“, betonte FC-Coach Markus Gisdol. Die Mannschaft habe alles reingehauen und alles geliefert, was sie derzeit imstande sei zu liefern. Das macht jedoch wenig Hoffnung darauf, dass sich die Kölner Fans auf einen versöhnlichen Abschluss im heimischen Müngersdorfer Stadion, das wieder einmal komplett leer sein wird, freuen dürfen.
„Wir wollen das Maximale herausholen“, fordert Heldt vor den Duellen gegen Frankfurt und in Bremen. Das Problem ist: Zuletzt haben die „Geißböcke“ auf dem Platz nicht das Maximale herausholen können. Weder beim Ergebnis noch bei der Leistung. Spätestens nach dem Remis gegen Mainz scheint die Luft heraus zu sein aus der FC-Saison. Und die Qualität in der Mannschaft scheint für die Bundesliga nur zu reichen, wenn die Spieler an ihre Grenzen kommen. So ist die Zielsetzung des Kölner Sportchefs auch doppeldeutig zu verstehen.
Formstarke Frankfurter vor Vereinsrekord
Denn mit der Eintracht kommt am Samstag ein Gegner in den Kölner Westen, dessen Formkurve seit Fortsetzung des Bundesliga-Spielbetriebs gänzlich anders aussieht. Die Frankfurter schnuppern nach vier Siegen aus den vergangenen fünf Partien wieder an der Europapokal-Qualifikation, konnten zuletzt durch ein überzeugendes 4:1 bei Hertha BSC und ein 2:1 gegen Schalke 04 die Europa-League-Träume am Leben erhalten. „Wir möchten uns die Chance auf Platz sieben so lange wie möglich erhalten, wissen aber auch, dass wir von den anderen abhängig sind. Dafür müssen wir so auftreten wie in den vergangenen Spielen“, fordert SGE-Trainer Adi Hütter zum Abschluss der Englischen Woche eine weitere starke Leistung seiner Schützlinge, die in Köln mit dem vierten Auswärtssieg in Serie einen Vereinsrekord aufstellen könnten.
Motiviert sind die Hessen dabei auch durch das turbulente Hinspiel, das der FC nach 0:2-Rückstand noch zu seinen Gunsten drehen konnte. Jonas Hector vor der Pause, Sebastiaan Bornauw, Dominick Drexler und Ismail Jakobs nach dem Seitenwechsel schossen den spektakulären 4:2-Erfolg der „Geißböcke“ im Waldstadion heraus. „Die Niederlage im Hinspiel hat sehr wehgetan“, bekundet auch Hütter, der nun erstmals in Müngersdorf zu Gast sein wird. Dort haben die „Geißböcke“ eine äußerst positive Bilanz gegen die Frankfurter: Nur eins der vergangenen 15 Aufeinandertreffen (und zwar das letzte) verlor der FC zuhause gegen die „Adler“, ansonsten fuhr man elf Siege und drei Unentschieden in Duelle mit den Hessen ein.
Die letzten Körner in einer turbulenten Saison
Insgesamt scheint die Begegnung keine zu sein, die oft Remis ausgeht: In den vergangenen zwölf Bundesligaspielen zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt gab es immer einen Sieger – sieben Mal die „Geißböcke“, fünf Mal die SGE. Dazu treffen am Samstagnachmittag die beiden kopfballstärksten Teams aufeinander: Sowohl der FC als auch die Frankfurter erzielten in dieser Saison bisher 15 Kopfballtore – das ist Bundesliga-Bestwert.
“Wir sind es den Fans schuldig, dass wir das letzte Heimspiel der Saison gut gestalten und auch hoffentlich gewinnen.”
Doch in der vorletzten Partie der Spielzeit wird es am Ende einer abermals kräftezehrenden Englischen Woche nicht nur auf den Kopf, sondern auch auf die Beine ankommen. Auch wenn den „Geißböcken“ das in Abwesenheit der eigenen Fans offensichtlich äußerst schwer zu fallen scheint. „Wir wollen die Saison mit einem Heimsieg abschließen“, gab Dominick Drexler schon in Leverkusen die Marschroute für die Frankfurt-Partie aus: „Es ist nicht so einfach für uns alle, wenn die Fans fehlen. In der aktuellen Situation sind es genau sie es, die die letzten Körner rauskitzeln. Wir sind es ihnen schuldig, dass wir das letzte Heimspiel der Saison gut gestalten und auch hoffentlich gewinnen”, so der Kölner Offensivallrounder.
Die letzten Körner herausholen, das Maximale aus den letzten beiden Partien mitnehmen, den Fans etwas schuldig sein: Es klingt schon wieder verdächtig nach Durchhalteparolen rund um den 1. FC Köln. Aber keine Sorge, bald ist es vorbei. Nicht mehr weit, dann ist die Ziellinie erreicht. Dann ist diese Saison, die erst schlimm begann, dann zwischenzeitlich ziemlich cool zu werden schien, um spätestens nach dem Theater um den Restart während der Coronavirus-Pandemie und der anschließenden fan-losen FC-Talfahrt extrem ätzend daherzukommen, endlich vorbei.
Noch zweimal quälen, dann ist Sommerpause. Den ersten Schritt dazu gegen Frankfurt in den eigenen vier Wänden. Vielleicht ein versöhnlicher Abschluss. Das wäre doch etwas. Übrigens: Mit einem Sieg zieht der FC in der ewigen Bundesliga-Tabelle wieder an der Eintracht vorbei. Vielleicht ist das ja Motivation genug.