Zu Beginn dieser Woche hat der 1. FC Köln wieder das Training aufgenommen, nachdem Markus Anfang seiner Mannschaft in Folge des Testspiels gegen den SC Paderborn am Donnerstag ein freies Wochenende spendiert hatte. Am Montag und Dienstag setzt der Fußballlehrer mit seinem Trainerteam daher eher physische Reize, um seine Spieler körperlich auf die anstehende Zeit bis zum Saisonende vorzubereiten. Am Mittwoch steht dann ein freier Tag an, um die Akkus wieder aufzuladen – ab Donnerstag beginnt die Spielvorbereitung auf das Heimspiel gegen Holstein Kiel.
Wenn am Sonntag angepfiffen wird, lagen zwischen dem ersten Ballkontakt eines Kölner Spielers und dem Heimsieg gegen Arminia Bielefeld 22 Tage – durch den Spielausfall in Duisburg und die Länderspielpause zerfaserte sich der Wettbewerbskalender für den Aufstiegsaspiranten also erheblich. Einige Spieler aus dem Kader blieben durch ihre Abstellungen für die jeweilige Nationalmannschaft im Rhythmus, andere holten sich beim Testspiel gegen Paderborn zumindest Spielpraxis.
Denn von Louis Schaub einmal abgesehen konnte sich nicht wirklich ein anderer Spieler Selbstvertrauen bei der dritten Niederlage in dieser Saison gegen den Ligakonkurrenten schaffen. Dazu war der Auftritt in Ostwestfalen insgesamt zu fehlerhaft – die 3:5-Niederlage war verdient und Markus Anfang offenbarte im Nachgang auch, dass die Reservisten ihre Chance überwiegend nicht genutzt hatten.
Krankheiten und Debatten um einen Nationalspieler
Von der freien Zeit profitiert haben dürften hingegen Spieler wie Rafael Czichos, Simon Terodde, Dominick Drexler oder Jonas Hector: Alle vier zählen zu den absoluten Leistungsträgern im Kader, fingen sich aber in den vergangenen Wochen Viren ein, die jeweils für unterschiedliche Krankheitsbilder sorgten. Am schlimmsten erwischte es Torjäger Terodde, der nach ausgestandener Mandelentzündung erst langsam wieder an die Belastung herangeführt werden dürfte, während die anderen Drei ihr Pensum bereits steigern konnten. Von daher dürfte Terodde am Wochenende eher weniger für eine 90-minütige Belastung als Startspieler in Frage kommen. Markus Anfang sagte auf der vereinseigenen Homepage über den Gesundheitszustand seines Stürmers: “Simon war acht Tage nicht dabei. Er musste ein Antibiotikum nehmen, das jetzt erstmal wieder raus muss aus dem Körper. Und er hat auch etwas Gewicht verloren durch seine Krankheit. Ihn müssen wir nach und nach aufbauen.”
In den vergangenen Wochen war auch eine Debatte um die Rolle von Jonas Hector in der Nationalmannschaft ein immer wieder aufkeimendes Thema – Joachim Löw verzichtete auf den Kölner Kapitän und holte mit Nico Schulz und Marcel Halstenberg zwei jüngere Kräfte ins Nationalteam. Dass Hector dabei als Zweitligaspieler nicht automatisch ein Anrecht auf einen Kaderplatz genießt, sollte selbstverständlich sein – genauso selbstverständlich ist es jedoch auch, dass Hectors Qualitäten auf dieser Position auch in Zukunft für den Nationaltrainer wieder ins Gewicht fallen dürften. Schulz (der gegen die Niederlande sogar das Siegtor schoss) und Halstenberg sind gänzlich andere Spielertypen als der Saarländer, der zu Beginn seiner Karriere auf der Sechserposition und damit in einer der anspruchsvollsten Rollen des modernen Fußballs ausgebildet wurde.
Acht Spiele in sieben Wochen bis zum Ende der Saison
Seine Vielseitigkeit ist folglich Resultat seiner Anpassungsfähigkeit an verschiedenste Herausforderungen, die er in den vergangenen Bundesligajahren beim 1. FC Köln so gut ausfüllte, dass er zu einem der wenigen Linksverteidiger in Deutschland wurde, der von seiner Position aus das Spiel einer Mannschaft maßgeblich beeinflussen kann.
Da Markus Anfang in seinem Kader wohl keinen anderen Defensivspieler dieser Güteklasse hat, musste Hector in den vergangenen Spielen daher immer wieder auf unterschiedlichen Positionen ran – das macht einem Spieler natürlich weniger Spaß, Hector ist aber Profi genug, um es zu akzeptieren. Hätte Anfang sich durchgängig auf Hector als Linksverteidiger festgelegt, wäre die durchaus positive Entwicklung des Flügelspielers Florian Kainz in dieser Form auch nicht möglich gewesen. Vielleicht ergeben sich in Zukunft dort aber auch wieder ein paar Wechsel.
Denn ab der kommenden Woche wird es auch ein wenig hektischer für den 1. FC Köln: bis zum Saisonende verbleiben sieben Wochen, in denen der effzeh noch acht Spiele bestreiten muss. Den Auftakt in diese “Crunchtime” macht dabei das Heimspiel gegen Kiel, bevor der effzeh im Rahmen einer Englischen Woche wieder zweimal auswärts (zuerst in Heidenheim, dann in Duisburg) ranmuss. Danach kommt mit dem Hamburger SV der wohl größte Konkurrent im Kampf um die ersten beiden Aufstiegsplätze in die Domstadt. Nach diesen vier Spielen wird die Planungssicherheit in Bezug auf die kommende Saison vielleicht schon ein wenig höher sein als aktuell.
Konzentration auf das Wesentliche – Weichenstellungen erst im Sommer
Die letzten Wochen verbrachte der 1. FC Köln dabei wie so häufig mit Dingen, die sich weniger den sportlichen Belangen auf dem Feld widmeten, obwohl vor gar nicht allzu langer Zeit auch Trainer Markus Anfang relativ deutlich angezählt wurde. Danach folgten mit dem Rücktritt von Werner Spinner, den Diskussionen um Armin Veh und dem Nachrücken von Stefan Müller-Römer in den Vorstand drei Kapitel, die eher weniger das Sportliche betrafen. Es wäre wünschenswert, wenn sich die Verantwortlichen beim 1. FC Köln trotz der wichtigen personellen und strukturellen Weichenstellungen im Sommer (und der Vorstandswahl im September) nun auf die anstehenden sportlichen Aufgaben besinnen.
Die tabellarische Ausgangsposition für den 1. FC Köln ist dabei gut und möglicherweise eine Grundlage, um die katastrophale Saison 2017/2018 mit einem direkten Wiederaufstieg wieder vergessen zu machen. Aber auch wenn dieser erreicht sein sollte: In zu große Jubelarien sollte am Geißbockheim dabei trotz aller Würdigung des Erreichten nicht ausgebrochen werden. Doch damit sich die Fans überhaupt über den Aufstieg freuen können, muss die letzte Saisonphase konzentriert und professionell angegangen werden – Crunchtime eben.