„Herzlich Willkommen zum FC-Jubiläumsstammtisch!“: Mit diesen Worten begrüßte Ralf Friedrichs seine vier Gäste und die Besucher im Brauhaus Stüsser. Seit zehn Jahren moderiert er nun den Talk rund um den schönsten und lustigsten Verein der Welt – das Jubiläum sah einen pickepackevollen Laden auf der Neusser Straße.
Zusammen mit dem ehemaligen FC-Spieler Falko Götz und Sky-Reporter Marco Wiefel, Walther Boecker (stellvertretender Vorsitzender des Mitgliederrats) sowie FC-Fan und -Blogger Axel Goldmann diskutierte der Gastgeber über die Spielabsage in Duisburg, die aktuelle Tabellensituation des 1. FC Köln, die sportliche Perspektive und auch die vereinsinterne Querelen der vergangenen Wochen.
Kein “Etatvorsprung auf dem Platz” zu sehen
“Man kann die 14 Tage Pause nutzen, um die Mannschaft noch einmal perfekt auf den Endspurt vorzubereiten”, betonte Falko Götz, der den Ausfall des Spiels gegen Duisburg nicht negativ für den 1. FC Köln ansieht und FC-Coach Markus Anfang für seinen professionellen Umgang mit diesen Umständen lobte. Dass die “Geißböcke” durch die längere spielfreie Zeit aus dem Rhythmus geraten könnte – diese Sorge hatte keiner aus dem Gästequartett.
Marco Wiefel fügte angesichts der vereinspolitischen Entwicklungen hinzu, dass „die Mannschaft und der Verein das derzeit Bestmögliche herausholen“. In Anspielung an die Umstände des Abschieds von Präsident Werner Spinner erklärte der Sky-Reporter mit einem Lächeln hinzu, dass Stil und Moral im Fußball grundsätzlich eher Randgeschichten seien. Götz hob zudem hervor, dass Markus Anfang ein junger Trainer sei, bei dem man „hin und wieder helfend einschreiten müsse.“
Dem entgegnete Axel Goldmann, dass man den „Etatvorsprung des 1. FC Köln nicht auf dem Platz“ sehen würde. Auf eine möglicherweise hohe Anspruchshaltung im Umfeld angesprochen antwortete Marco Wiefel: „Der FC erfüllt in allen Belangen die Ansprüche, die an ihn gestellt werden.“ Keine Mannschaft könne so souverän aufsteigen, wie einige sich es wünschen würden. Walther Boecker ergänzte, dass die hohe Anspruchshaltung durch den Verein im Vorfeld der Saison durch die Medien zusätzlich angeheizt wurde.
Ein “überfälliger Rücktritt” – kein schöner Abgang für Werner Spinner
Anschließend ging die Diskussion in der Runde geräuschlos zum Rücktritt von Werner Spinner über. “Die Strukturen, die sich der Verein mit der Satzung gegeben hat, funktionieren”, betonte Boecker mit Hinblick auf die schnelle Findung von Stefan Müller-Römer als Nachrücker für den Vorstand. Er stellte zudem klar, dass der bei einigen effzeh-Fans durchaus nicht unumstrittene Rechtsanwalt bei allen Ecken und Kanten der absolut richtige Mann für die kommissarische Nachbesetzung im Vorstand sei. Der Mitgliederrat werde „ihn unterstützen, wo es nur geht.“
Zudem hob er hervor, dass die beiden Mitgliederratsvorsitzenden nun zum ersten Mal an einer Vorstandssitzung teilnehmen konnten, obwohl es schon vor einigen Jahren zugesichert wurde. Die Suche nach einem neuen Vorstand sei zudem von all den Entwicklungen nicht beeinträchtigt. Sein Fazit: „Wir versuchen, das Ganze jetzt in Ruhe über die Bühne zu bringen.“
Goldmann bewertete Spinners Rücktritt derweil als „überfällig“. Die Alternative sei ein Klub ohne sportliche und kaufmännische Führung gewesen, was schlimmer gewesen wäre. Ihn ärgere zudem die „Lagerbildung“, die im gesamten Verein derzeit erkennbar sein. Falko Götz unterstrich, dass Ruhe in einem Verein immer Erfolg bringe. Unruhe dagegen färbe stets auf die Leistungen der Spieler und das Trainerteam ab.
Frisches Blut für den 1. FC Köln nötig?
Marco Wiefel sagte, es sei nicht schlimm, wenn es interne Meinungsdifferenzen gäbe, aber das Problem seien die Eskalationen gewesen. Von Armin Veh sei es jedoch konsequent gewesen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Boecker ergänzte an dieser Stelle, dass der Sportgeschäftsführer des 1. FC Köln und Stefan Müller-Römer – entgegen des mitunter nach Vehs Aussagen kolportierten Eindrucks – sehr wohl seriös miteinander arbeiten.
Er kritisierte zudem den „Kölner Stadt-Anzeiger“ für die Überschrift „Müller-Römer will sich um die Kaderplanung kümmern“, da diese irreführend gewesen sei. Zudem empfand der jetzige stellvertretende Vorsitzende des Mitgliederrats den Abschied für Werner Spinner als “ungut” und rügte implizit die Vizepräsidenten für das üble Nachtreten in den folgenden Tagen.
Perspektive 1. Liga: Dazu erläuterte Falko Götz, dass der Klub schnellere und jüngere Spieler benötige, um die Klasse halten zu können. Die Mannschaft brauche frisches Blut, der FC solle dabei vor allem in die Defensive investieren, denn offensiv sei die Mannschaft bereits ordentlich aufgestellt. Marco Wiefel fügte ein Lob für die Jugendarbeit hinzu: „Der 1. FC Köln hat einen Unterbau, den andere Vereine nicht haben.“
Hectors Ausbootung nicht endgültig
Dazu gab Walther Boecker zu bedenken, dass diese jungen Spieler nicht die gegenwärtigen Schwächen im Kader kompensieren könnten. Axel Goldmann richtete den Fokus auf die Gegenwart: „Das Wichtigste ist, die Konzentration jetzt auf den Aufstieg zu liegen.“ Der sportlichen Leitung müsse jetzt vertraut werden. Einen kurzen Schwenk zur Nichtnominierung Jonas Hectors für die Nationalmannschaft leitete Falko Götz süffisant mit den Worten „Die Personalpolitik Jogi Löws könnten wir an einem ganzen Abend diskutieren“ ein.
Der FC-Kapitän sei laut Marco Wiefel ein „Opfer seiner Vielseitigkeit“, da er auf zu vielen verschiedenen Positionen eingesetzt worden sei. Er sei jedoch optimistisch, dass Hector bei steigender Form und Rückkehr in die Bundesliga wieder „eine Rolle“ in der Nationalelf spielen werde. Falko Götz äußerte sich überzeugt davon, dass Löw an Hector „nicht vorbeikomme“, wenn der Kölner wieder höherklassig spielen werde.
Friedrichs’ Versprechen: FC-Stammtisch Talk bis zur Rente
Mit Blick auf den kommenden Gegner Holstein Kiel lobte Götz, der von 2008 bis 2009 Trainer an der Föhrde war, dessen Entwicklung. Die “Störche” seien angesichts ihrer Qualitäten in Defensive wie Offensive „einer der besten Leistungstests“, die der 1. FC Köln in dieser Liga kriegen könne. Abschließend bat Ralf Friedrichs noch den Filmemacher Frank Steffan nach vorne. Dieser stellte sein neues Projekt X vor und warb dafür, sich dies am nächsten Dienstag in Bonn anzusehen. Mit einer Danksagung an alle, die den FC-Stammtisch während der letzten Jahre begleiteten, beendete Ralf Friedrichs die Sendung – mit der Ankündigung, „bis zur Rente“ weiterzumachen.