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Meinung

Heidenheims Kapitän Marc Schnatterer: Der beste Mensch der zweiten Liga

Mit Marc Schnatterer kommt neben dem Gesicht der zweiten Liga auch einer der besten Fußballer am Samstag nach Köln. Warum, erklären wir hier.

Foto: Thomas Niedermueller/Bongarts/Getty Images

Das Müngersdorfer Stadion hat sie alle schon gesehen. Große Stars während der WM 2006, die glamourösen Bundesliga-Stars während der Erstliga-Zeiten des effzeh und natürlich auch Lukas Podolski. Doch wenn am Samstag zum ersten Mal der 1. FC Heidenheim nach Müngersdorf kommt, gibt sich damit auch einer der größten, vielleicht aber nicht bekanntesten Spieler des deutschen Fußballs die Ehre:  Marc Schnatterer erfüllt sich den Traum von einem Auswärtsspiel in Köln. In mehreren Interviews (bei “11Freunde ” im Jahr 2017 und im “kicker”im August diesen Jahres) bekundete er, wie sehr er darauf brenne, auswärts in Köln zu spielen. Insbesondere die Atmosphäre und die musikalische Begleitung bei Heimspielen in Müngersdorf seien Dinge, auf die er sich freue – er sprach tatsächlich davon, dass damit ein Traum wahr werden würde. Das hört man in Köln doch gerne!

Bisher kam es aus einem einfachen Grund nicht dazu: Der Kapitän des FCH stieg mit seiner Mannschaft in der Saison 2013/2014 in die zweite Liga auf, als der effzeh unter Peter Stöger gerade die Rückkehr in die erste Liga schaffte – daher gab es bislang kein Aufeinandertreffen zwischen dem Verein aus der Millionenstadt und dem aus einem 50.000-Einwohner-Städtchen. Doch der Narrativ des “David gegen Goliath” soll in diesem Text gar nicht überstrapaziert werden, das dürfte im Vorfeld des Spiels an genügend anderen Stellen passieren. Vielmehr ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass Marc Schnatterer ein ganz besonderer Fußballprofi ist und das aus mehreren Gründen. Da wäre zum einen die Vereinstreue zu nennen, denn seit seinem Wechsel aus der zweiten Mannschaft des KSC zum FCH im Jahr 2008 ist er zu einer festen Größe, gar zur absoluten Identifikationsfigur des Vereins herangewachsen.

Marc Schnatterer: Seit 2008 Spieler des 1. FC Heidenheim

Mittlerweile ist er bereits in seiner elften Saison für die Mannschaft aus dem Osten Baden-Württembergs unterwegs. Obwohl er in dritter und auch zweiter Liga stets zu den besten Spielern gehörte, gab es niemals einen Moment, in dem er darüber nachgedacht hätte, Heidenheim zu verlassen – vielleicht auch, weil die konkreten Angebote fehlten, denn über die berühmten “losen Anfragen” ging der Kontakt mit anderen Vereinen nie hinaus, wie Schnatterer in einem Interview mit der offziellen Seite der Bundesliga erklärt. Aber dass er Heidenheims Vorzüge zu schätzen weiß, hat er bereits an mehreren Stellen betont.

Seit 2008 ist er somit ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklung des 1. FC Heidenheim, der mit Schnatterer als Spieler aus der Regionalliga bis in die zweite Liga aufstieg – dort gehört “Schnatti” seit mehreren Jahren zu den besten Offensivspielern. In dieser Zeit hat er die unfassbare Anzahl von 370 Pflichtspielen absolviert, dabei 111 Tore selbst geschossen und 109 weitere aufgelegt. Auch in dieser Saison stehen derzeit wieder acht Scorerpunkte (fünf Tore und drei Vorlagen) für den Flügelspieler zu Buche. Im vergangenen Spieljahr sammelte der schussstarke Mittelfeldspieler 22 Torbeteiligungen – Gründe genug, in ihm einen der herausragenden Spieler dieser Liga zu sehen.

Eine tolle Entwicklung und überragende Geschichte

Dass es überhaupt soweit kommen konnte, hat er auch seinem Trainer zu verdanken – Frank Schmidt hat an der Ostalb seit 2007 das Sagen und ist damit schon ein Jahr länger im Verein als Schnatterer. Beide verbindet ein professionelles und auch freundschaftliches Verhältnis, wie der Fußballer gegenüber “bundesliga.de” erläutert: “Wir haben uns gemeinsam den Traum von der 2. Bundesliga erfüllt, und dafür bin ich ihm unheimlich dankbar.” Auch auf den anderen Führungspositionen herrscht in Heidenheim Kontinuität: Geschäftsführung und Vorstandsvorsitz sind auch seit einer halben Ewigkeit im Amt.

Wir haben eine Verantwortung den Menschen gegenüber. Es geht darum die Stadt zu repräsentieren

In Heidenheim konnte auf diese Weise alles aneinander und miteinander wachsen – die Strukturen, um überhaupt Profifußball anbieten zu können genauso wie das Leistungsvermögen von einem Spieler wie Schnatterer, der den ganzen Weg mitgegangen ist. Daran zeigt sich wieder einmal, wie sehr es helfen kann, wenn sich die entscheidenen Personen Vertrauen, in dieselbe Richtung denken und persönliche Interessen hinter denen des Vereins zurückstellen – in den aufgeregten Zeiten des modernen Fußballs ein beruhigendes Zeichen. Dass in Heidenheim allerdings auch nicht nur mit einem Kasten Bier nach dem Spiel gelockt wird, ist auch klar – doch gerade aus der Perspektive des Ligakrösus lohnt der Blick nach Baden-Württemberg, wo seit Jahren hervorragende Arbeit geleistet wird. Aufgrund des eher geringen Medieninteresses spricht man allerdings viel zu selten darüber. Schnatterer war zuletzt im August ein großes Thema in den überregionalen Sportmedien, weil er sein zehnjähriges Jubiläum als FCH-Spieler feiern konnte.

Vereinstreue, Leistungsdaten und Charakter: Schnatti ist mein Held!

Doch nicht nur die Leistungsdaten der letzten Jahre sprechen für ihn: Gegen Ende der Saison 2017/2018 verpasste Schnatterer zum ersten Mal seit sagenhaften 134 Einsätzen am Stück mal wieder zwei Partien seiner Mannschaft aufgrund einer Verletzungen. Sperren? Fehlanzeige. Längere Verletzungen? Gibt es bei ihm nicht. Er stellt damit so etwas wie den perfekten Profi dar, der ein hohes Maß an Identifikation mit dem eigenen Verein und der Stadt, in der er arbeitet, mitbringt. In einem Interview mit “11Freunde” verdeutlicht er den Malocher-Charakter der Einwohner Heidenheims, einer Industriestadt, in der sich die Menschen “von morgens bis abends” reinhauen. Schnatterer erklärt: “Deshalb wollen auch wir schuften. Da muss keiner meinen, es im Training locker angehen lassen zu können. Wir haben eine Verantwortung den Menschen gegenüber. Es geht darum die Stadt zu repräsentieren.” Worte, bei denen man angesichts der modernen Zustände fast eine Gänsehaut bekommen könnte.

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Und auch wenn der Aufenthalt des 1. FC Köln in der zweiten Liga vielfach nur als lästige Pflichterfüllung (über das Ende sprechen wir dann im Mai) gesehen wird: Auch jenseits der großen Geldbeträge und des hellen Scheinwerferlichts werden im deutschen Fußball schöne Geschichten geschrieben, mit denen sich eine Auseinandersetzung lohnt. Ein absoluter Musterprofi mit hervorragenden Leistungsdaten, der an seinem Verein hängt und mit ihm zusammen groß geworden ist – das findet man ansonsten nur sehr, sehr selten.

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