Als Rechtsverteidiger in die Saison zu starten: Das hatte Marcel Risse wahrscheinlich nicht erwarten. Beim hart erkämpfte 2:0-Erfolg des 1. FC Köln in Bochum agierte der 28-Jährige auf der defensiven Außenbahn – wie das ganze Team nicht immer überzeugend, aber letztlich erfolgreich. Die ersten drei Punkte sind also eingefahren für den Aufstiegsfavoriten, der sich zum Auftakt schwer tat.
Etwas, auf das sich das Team laut Risse einstellen muss: Die Aufgabe, so der Rechtsfuß im Exklusivinterview mit bundesliga.de, sei nun eine ganz andere als in der 1. Liga. „Wenn der 1. FC Köln in der Bundesliga spielt, fordert niemand, dass jedes Auswärtsspiel unbedingt gewonnen werden muss. Man ist in der Bundesliga längst nicht immer der Favorit, sondern geht auch mal als Underdog in eine Partie. In der 2. Bundesliga müssen wir damit zurechtkommen, dass wir in wahrscheinlich 33 Spielen der Favorit sind“, betont der gebürtige Kölner.
“Ich bin in diesem Verein sehr glücklich”
Das Gerede vom „FC Bayern der 2. Liga“ ficht Risse nicht an. „Ich weiß nicht einmal, ob es ein schönes Bild ist“, erklärt er mit einem Lachen und schiebt direkt hinterher: „Für mich ist dieser Bayern-Vergleich einfach nur ein Medien-Ding, über das bei uns in der Kabine keiner nachdenkt. Und vor allem wenn wir auf dem Platz stehen, denkt von uns ganz bestimmt keiner, wir wären der FC Bayern der 2. Bundesliga.“
Dass Risse überhaupt nach dem Abstieg beim effzeh verbleibt, stand für ihn nicht zur Disposition. Auf die Frage, weshalb er den bitteren Gang in die 2. Bundesliga mitmacht, antwortet er: „Weil ich mein Leben nicht nach der Zahl der Bundesligaspiele plane, die ich vielleicht absolvieren könnte. Vielmehr treffe ich meine Entscheidungen so, dass meine Familie und ich glücklich sein können. Und in diesem Verein bin ich sehr glücklich.“
Warum das so ist, führt der 28-Jährige genauer aus: „Ich bin in Köln und mit dem FC aufgewachsen. Es mag simpel klingen, aber ich habe als kleiner Junge im Stadion gestanden und die FC-Spieler bewundert, habe ‚meinem’ Verein zugewinkt und war einfach nur glücklich. Und Jahre später kannst du sogar in dem Beruf arbeiten, von dem du deine ganze Kindheit über geträumt hast. Welcher Fußball-Fan kennt dieses großartige Gefühl nicht?!“, fragt Risse und fährt fort: „Okay, dann kommt auch mal ein richtig negatives Jahr, wie wir es jetzt erlebt haben. Aber wie viele Menschen in ganz anderen Berufen müssen das auch wegstecken?! Die können dann auch nicht einfach alles über den Haufen werfen.“
Gänsehautmoment dank FC-Fans
Auch ein Grund, weshalb der Publikumsliebling, aktuell abermals zum „Tor des Monats“ nominiert, nicht alles über den Haufen werfen wollte, ist die Unterstützung der effzeh-Fans. Im Unterschied zu 2012 hatten die Anhänger das Team bis zuletzt angefeuert – etwas, das Eindruck hinterlassen hat. „In diesem Sommer war alles anders, und dafür bin ich unseren Fans extrem dankbar. Obwohl sie verständlicherweise ebenso unzufrieden waren, wie wir, haben sie uns immer gepusht. Und selbst in der schlimmsten Stunde, als der Abstieg besiegelt war, haben sie zu uns gehalten“, betont Risse, der 2013 von Mainz 05 zum 1. FC Köln wechselte.
Dass in guten Momenten alle an einem Strang ziehen, das ist normal. Dass aber auch in den bittersten Augenblicken ein solcher Zusammenhalt von Fans und Mannschaft gelebt wird, das ist etwas ganz Besonderes.
Vor allem die Szenen nach dem Spiel in Freiburg, als der Abstieg besiegelt war, haben dem Außenbahnspieler imponiert: „Wenn ich an dieses Spiel denke, als wir uns nach dem Abpfiff in der Kurve gegenseitig Mut gemacht haben – das war ein Gänsehaut-Moment! Einer, der immer ein wichtiger Teil meiner Karriere sein wird und den ich niemals vergessen werde. Dass in guten Momenten alle an einem Strang ziehen, das ist normal. Dass aber auch in den bittersten Augenblicken ein solcher Zusammenhalt von Fans und Mannschaft gelebt wird, das ist etwas ganz Besonderes.“
Das komplette Interview mit Marcel Risse könnt ihr hier nachlesen!