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Meinung

Dominick Drexler zum 1. FC Köln: Ein Transfer mit Gschmäckle

Dominick Drexler wechselt vom FC Midtjylland zum 1. FC Köln. Der Transfer des ehemaligen Kielers wirft einige Fragen auf. Ein Kommentar.

KIEL, GERMANY - AUGUST 20: Dominick Drexler of Kiel celebrates after he scores the 3rd goal by penalty during the Second Bundesliga match between Holstein Kiel and SpVgg Greuther Fuerth at Holstein-Stadion on August 20, 2017 in Kiel, Germany. (Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)
Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Hollywood-reif war sein erster Auftritt im Dress des 1. FC Köln definitiv nicht: In einem sagenhaft schlechten Filmchen, ganz in der Tradition solcher „Announce XY“-Videos, gab Dominick Drexler seinen Wechsel zu den „Geißböcken“ bekannt – nach nur 20 Tagen in Diensten des dänischen Meisters FC Midtjylland zieht es den ehemaligen Kieler zurück in seine rheinische Heimat. Bis 2022 unterschreibt der überragende Offensivspieler der vergangenen Zweitliga-Saison beim effzeh, der sich diesen Deal, der einige Fragen aufwirft, vier Millionen Euro plus Prämien kosten lässt.

Kein Umweg über Dänemark, kein abgekartetes Spiel

Fragen wie solche: Haben die Kölner den naiven KSV Holstein etwa über den Tisch gezogen? Sofort nach Bekanntwerden des Interesses an Drexler schossen Mutmaßungen ins Kraut: Der Spieler durfte aufgrund einer Ausstiegsklausel nur ins Ausland (und keinesfalls mit seinem Mentor Markus Anfang zum effzeh) wechseln, habe den Umweg über Dänemark nur in Kauf genommen, um doch noch bei seinem Herzensverein in Köln anheuern zu können. Deshalb haben die „Geißböcke“ den Aufpreis von fast zwei Millionen Euro in Kauf genommen – der Wunschspieler des Trainers sei es dem 1. FC Köln wert gewesen.

Letzteres ist das einzige, was an dieser Verschwörungstheorie stimmt: Dominick Drexler ist dem effzeh das teure Investment wert. Alles andere daran kann bewusst ins Reich der Fabeln verwiesen werden: Der überragende Offensivspieler der vergangenen Zweitliga-Saison hatte sich bereits im März für einen Wechsel zum FC Midtjylland entschieden – der Planungssicherheit wegen. Erst nach dem Ablauf der Saison machte Drexler seinen Wechsel öffentlich, die anderen Kandidaten wie Mainz, Bremen oder auch Köln kamen schlichtweg aus verschiedensten Gründen zu spät. Eine frühzeitige Entscheidung, die Wohlfühlspieler Drexler offensichtlich schnell bereut hat. Keine Ausstiegsklausel, kein abgekartetes Spiel. Auch rechtlich ist alles in Ordnung: Ein Spieler darf in einer Saison bei drei Vereinen registriert und für zwei Clubs spielberechtigt sein – Bedingungen, die der seit dem 1. Juli bei Midtjylland unter Vertrag stehende Drexler allesamt erfüllt.

Drexler beim 1. FC Köln – der X-Faktor für den direkten Wiederaufstieg?

Kein Grund für Munkeleien, dennoch ein Deal mit Gschmäckle: Nicht eine Sekunde spielte der sensible Spielmacher für den dänischen Meister, dennoch streichen die Skandinavier mit dem kurzen Intermezzo des deutschen Zweitliga-Profis einen stattlichen Transfergewinn ein – dem effzeh und seinen Aufstiegsambitionen sei Dank. Dass Heimweh der einzig ausschlaggebende Punkt bei seiner Rückkehr in die 2. Bundesliga gewesen sei, kann nach seiner Sensationssaison und einer Vielzahl von Angeboten bezweifelt werden. Dennoch: Präsentiert sich Drexler unter seinem Mentor Markus Anfang auch mit dem Geißbock auf der Brust in der Vorjahresverfassung, dann dürfte der 28-Jährige das Team deutlich verstärken. Im Aufstiegsrennen könnte der gebürtige Bonner mit seinem Spielwitz und seiner Torgefährlichkeit zum entscheidenden Faktor für die „Geißböcke“ werden.

Das dürfte am Geißbockheim auch der springende Punkt bei der Verpflichtung gewesen sein: Nach eher wackligen Leistungen in der Vorbereitung machten die Verantwortlichen Schwächen im Offensivspiel aus – die linke offensive Außenbahn galt schon zuvor als Achillesferse des Kölner Teams. Dies soll nun Drexler beheben: Nach Rafael Czichos ein weiterer Anfang-Schüler, zudem ebenfalls mit einem lukrativen Vierjahresvertrag ausgestattet. Der effzeh setzt also viel Vertrauen in den neuen Trainer und dessen Wunschspieler – und noch mehr auf die Mission direkter Wiederaufstieg. Denn sowohl Czichos als auch Drexler einigt nicht nur die Kieler Vergangenheit: Beide sind 28 Jahre alt und haben in der Bundesliga noch keine Meriten vorzuweisen.

Viel investiert für wenig Perspektive

Der Drexler-Deal verstärkt den Eindruck, dass die effzeh-Planungen tatsächlich eher auf den kurzfristigen Erfolg denn auf weitsichtige Planungen ausgelegt sind. Wer sich zum Beispiel die Stuttgarter Transferbemühungen nach dem Abstieg anschaut, sieht einen deutlichen Unterschied: Die Schwaben holten zwar auch zweitliga-erfahrene Routiniers wie Tobias Werner oder Simon Terodde, doch sicherten sich dazu die Dienste von vielversprechenden Talenten wie Carlos Mane oder Benjamin Pavard, dessen Marktwert sich mittlerweile nicht erst seit dem WM-Titel verzehnfacht haben dürfte. Auch der effzeh hat viel Geld in die Hand genommen, knapp zwölf Millionen Euro für sieben Spieler investiert. Es ist eher fraglich, dass beim Weg zur Mission Wiederaufstieg ein Marktwert-Diamant geschliffen wird. Es sieht derzeit eher danach aus, als ob dabei eine „Bares für Rares“-Händlerkarte von Horst Lichter herausspringt.

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