Zurück in seiner Geburtsstadt: Niklas Hauptmann wechselt aus Dresden zum 1. FC Köln. Was das große Mittelfeld-Talent auf dem Kasten hat, besprechen mit Journalist und Dynamo-Fan Dirk Adam.
Etwa 1,5 Millionen Euro lässt sich der 1. FC Köln dem Vernehmen nach Niklas Hauptmann kosten: Das 21-jährige Mittelfeld-Talent kommt von Dynamo Dresden ans Geißbockheim und unterschreibt einen Fünfjahresvertrag (effzeh.com berichtete). Für “Haupe”, dessen Vater Ralf von 1993 bis 2001 für den effzeh spielte, ist der Wechsel der nächste Schritt in seiner Karriere, die “Geißböcke” sichern sich durch den Coup ein auch von Spitzenclubs umworbenes Juwel im Zentrum.
Doch wer ist der Youngster überhaupt? Kann er mit seinen unbestrittenen Qualitäten eine Verstärkung für den 1. FC Köln werden? Wie groß war die Rolle, die die Verbundenheit in seine Geburtsstadt spielte? Und ist Niklas Hauptmann ein Typ für die kölsche Fanseele? Fragen, die uns Dirk Adam beantwortet. Der Journalist in Eurosport-Diensten ist von Kindesbeinen an großer Fan von Dynamo Dresden und verfolgt trotz seines Jobs in München die Geschehnisse in der alten Heimat noch genau.
Niklas ist ein echtes Dynamo-Eigengewächs, der jetzt den Absprung aus Dresden wagt. Ein Schritt, den du erwartet hattest? Schließlich wurde er schon lange von verschiedenen Clubs umworben.
Das Gerücht mit Köln verhärtete sich in den letzten Wochen immer mehr. Der Wechsel ist aus seiner Sicht komplett nachvollziehbar, um den nächsten Schritt bei einem größeren Klub zu vollziehen. Außerdem wurde er in Köln geboren und sein Vater spielte acht Jahre beim FC. Ich hatte gehofft, dass er in Dresden bleibt. Aber das ist leider nicht der Fall.
Ich hatte gehofft, dass Niklas in Dresden bleibt. Der Wechsel ist aus seiner Sicht aber komplett nachvollziehbar, um den nächsten Schritt bei einem größeren Klub zu vollziehen. Er hat nach seiner Geburt sechs Jahre in dieser Stadt gewohnt. Irgendwie ist es für ihn doch Heimat geblieben.
Überrascht dich am Ende, dass der FC das Rennen gemacht hat, obwohl auch Schalke und Hoffenheim gesteigertes Interesse an einer Verpflichtung hatte?
Nein, wie gesagt: Der Wechsel aus Köln macht aus mehreren Punkten Sinn. Er hat nach seiner Geburt sechs Jahre in dieser Stadt gewohnt. Irgendwie ist es für ihn doch Heimat geblieben. Vielleicht auch wichtig, um sich schnell in seinem neuen Umfeld zu integrieren. Am Ende hat Köln das Rennen gemacht – und wie es scheint, sind beide Seite nicht unzufrieden damit. Wahrscheinlich haben auch die Ratschläge von Vater Ralf Hauptmann eine Rolle gespielt, der noch gute Kontakte zum FC hat. Für Dresden schade, denn mit Hauptmann Senior hat Dynamo einen tollen Leiter der Nachwuchsschule am Start. Deshalb schmerzt es vielleicht doppelt, dass ausgerechnet sein Sohn – eines der größten Talente der vergangenen Jahre – den Verein verlässt.
In der abgelaufenen Spielzeit lief es bei Niklas wie dem gesamten Dresdener Team nicht sonderlich rund. Woran lag der Einbruch nach seiner starken Premierensaison?
Mit Stefan Kutschke, Marvin Stefaniak und Akaki Gogia haben Ende der vergangenen Saison gleich drei Top-Spieler den Verein verlassen. Dieser Verlust konnte nicht annähernd kompensiert werden. Niklas Hauptmann spielte 2016/17 eine überragende Saison, weil er auch von diesen Spielern profitierte. Hinzu kommt, dass Dresden ohne Marco Hartmann (wenn er verletzt war) nicht die nötige Balance im Mittelfeld fand. Zudem fehlte der Killerinstinkt bei der gesamten Mannschaft, der das Team noch ein Jahr zuvor ausgezeichnet hatte. Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten schwand, viele Spiele wurden wegen individuellen Fehlern verloren. Dynamo war 2017/18 sogar die heimschwächste Mannschaft – und das vor diesem fantastischen Publikum in Dresden. Aber alles in allem hat auch Niklas nicht überzeugt, er konnte leider nicht an seine starken Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen.
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SGD-Trainer Uwe Neuhaus hält große Stücke auf „Haupe“, der unter ihm größtenteils gesetzt war. Was sind die herausstechendsten Qualitäten des Youngsters, woran muss er noch arbeiten?
Niklas Hauptmann war der technisch beste Spieler bei Dynamo Dresden, trotz seines jungen Alters. Er sucht gerne Eins-gegen-Eins-Situationen, löst selbst kniffligste Momente auf engstem Raum mit seiner unfassbaren Ballsicherheit und Übersicht. Seine Pässe können tödlich sein. Wie gesagt, er ist ein brillanter Edeltechniker, der kaum einen Ball verliert. Leider war das 2017/18 nicht immer der Fall. In vielen Spielen wirkte er etwas fahrig, ein Leistungsabfall zum Vorjahr war klar zu erkennen. Die Ballsicherheit ist ihm ein wenig abhanden gekommen. Seine größte Schwäche ist vielleicht seine körperliche Robustheit. Deshalb sollte er weiter an seiner Physis arbeiten, ohne jedoch sein feines Füßchen am Ball zu verlieren. Wenn er in Topform ist, dann ist Niklas Hauptmann ein großartiger Spieler.
Niklas Hauptmann war der technisch beste Spieler bei Dynamo Dresden, trotz seines jungen Alters. Er sucht gerne Eins-gegen-Eins-Situationen, löst selbst kniffligste Momente auf engstem Raum mit seiner unfassbaren Ballsicherheit und Übersicht. Seine Pässe können tödlich sein. Wie gesagt, er ist ein brillanter Edeltechniker, der kaum einen Ball verliert.
Im Mittelfeldzentrum ist Hauptmann flexibel einsetzbar. Auf welcher Position ist er denn am stärksten?
Ganz klar, Niklas Hauptmann ist im zentralen Mittelfeld am stärksten. Am besten als klassischer Zehner, der nicht allzuviel nach hinten mitarbeiten muss. Seine Stärke ist die Kreativität am Ball, in der Rückwärtsbewegung und im Zweikampfverhalten hat er Luft nach oben. Aber nach vorne kann Niklas eine “Waffe” sein. Vor allem auch seine präzisen Flanken sind top.
Als gebürtiger Kölner und mit seinem Vater, der lange für den FC gespielt hat, ist Niklas’ Verbindung zum Verein schon vor dem Wechsel vorhanden, er gilt sogar als eingefleischter FC-Fan. Hat er aus seiner Zuneigung zu unseren „Geißböcken“ in seiner Zeit bei Dynamo einen Hehl gemacht?
Niklas ist ein eher zurückhaltender und wohl reflektierender Typ, der seine Vorlieben nicht unbedingt nach außen trägt. Deshalb war es auch kein Problem für alle Dynamo-Fans, dass er Sympathien mit dem 1. FC Köln hegte.
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Grundsätzlich: Was für einen Typen haben wir uns da nach Köln geholt? Kann er sich einreihen zu Timo Horn und Jonas Hector in die kölsche Fanseele?
Die Integration beim effzeh dürfte kein Problem sein, allein schon wegen seiner Herkunft und seiner Vergangenheit. Aber Niklas muss wieder auf das Niveau von 2016/17 kommen, sonst wird es schwer. Wenn er spielt, wie zuletzt in Dresden könnte es schwer werden. Aber ich denke, dass er in einem starken Team wieder aufblühen kann, wenn er sich einen Stammplatz erkämpfen sollte. Glaubt mir, Ihr bekommt einen kleinen Rohdiamanten aus Dresden.