Am Ende einer emotionalen Woche reist der 1. FC Köln zum Auswärtsspiel nach Freiburg, wo noch gegen den Abstieg gekämpft wird – und auch gegen andere Widrigkeiten.
Es ist das 41. Mal in dieser Saison, dass wir ein Vorspiel für eine Partie des 1. FC Köln schreiben – 31mal trat der effzeh bisher in der Bundesliga an, dreimal im DFB-Pokal und sechsmal in der Europa League. Das Ende der Saison ist abzusehen, seit Wochen ist auch mehr oder weniger deutlich klar geworden, dass der 1. FC Köln in der kommenden Saison in der zweiten Bundesliga spielen wird. Die letzten “letzten Chancen” wurden vergeben, der Punkteabstand ist nach menschlichem Ermessen nicht mehr aufzuholen. Deswegen sind die letzten drei Spiele in dieser Saison nichts mehr als Bestandteile der hoffentlich nur vorübergehenden Abschiedstournee des 1. FC Köln aus der höchsten deutschen Spielklasse.
Ob der 1. FC Köln gewinnt oder verliert, ist dementsprechend etwas weniger wichtig als sonst – sicherlich wäre es den wieder zahlreich mitreisenden effzeh-Fans zu wünschen, dass sie ihre Strapazen mit einem Auswärtssieg belohnen. Aber auf einer anderen Seite steht etwas, das vielleicht noch wichtiger ist als der Seelenzustand der Kölner Fans: der deutsche Fußball nämlich. Es wäre sehr, sehr wichtig, wenn der SC Freiburg in der Bundesliga bleibt. Zwar haben die Breisgauer die letzten fünf Spiele allesamt verloren und sind daher auf den Relegationsplatz abgerutscht. Aber wenn der 1. FC Köln dann eben schon runtergeht, dann sollten ihn doch Vereine begleiten, die das aus den unterschiedlichsten Gründen verdienen. Der VfL Wolfsburg stellt seit Jahren unter Beweis, dass man auch mit überdurchschnittlich hohen finanziellen Ausgaben unterdurchschnittlich gut arbeiten kann – nach dem knappen Erfolg in der Relegation im vergangenen Jahr wäre es den “Wölfen” tatsächlich fast zu wünschen, dass sie absteigen.
Ein Freiburger Abstieg wäre traurig
Ähnlich ist die Lage beim Hamburger Sportverein, der seit Jahren nur vom Durchkommen in der Relegation und Investor Klaus-Michael am Leben gehalten wird. Vielleicht wäre es auch für die Hanseaten mal ratsam, in die zweite Liga zu gehen. Auf der anderen Seite, wenn wir schon in diesem Kontext bleiben wollen, steht mit dem SC Freiburg das Gegenmodell. Dort wird seit Jahren versucht, nachhaltig zu arbeiten – und das mit einem der geringsten Etats der Liga. Die Profimannschaft ist nicht ausgegliedert wie an anderen Standorten, der Verein hält 100 % von Stimmrecht und Eigenkapital. Jedes Jahr muss der SC Freiburg die besten Spieler ersetzen, die zu besseren Konditionen zu anderen Bundesligisten wechseln (zuletzt zum Beispiel Grifo und Philipp). Aus den vorhandenen geringen Mitteln viel herauszuholen – darin ist man im Breisgau seit Jahren überragend.
Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images
Auch in der Ausbildung der eigenen Nachwuchsspieler geht der SCF eigene Wege, es wird viel Wert auf Pädagogik und Persönlichkeitsbildung gelegt. Das Stadion zudem ist (trotz des schlechtesten Auswärtsblocks der Bundesliga) immerhin klimaneutral. All diese Faktoren sollen jetzt natürlich nicht dafür sorgen, dass wir alle mit Merchandise des SCF am Samstag ins Stadion gehen, vielmehr muss man anerkennen, dass dort einfach seit Jahren gut gearbeitet wird. Im Gegensatz zu Hamburg und Wolfsburg wäre es daher aus meiner Wahrnehmung heraus schade, wenn Freiburg absteigen würde.
Der Kölner Abstieg könnte am Samstag feststehen
Hinzu kommt, dass der SC Freiburg regelmäßig mit Entscheidungen leben muss, die man zumindest diskutabel nennen kann. Da wäre die gelb-rote Karte gegen Nils Petersen vor ein paar Wochen, der in der Halbzeitpause verhängte Handelfmeter im Auswärtsspiel in Mainz und auch der Platzverweis von Söyüncü in der letzten Woche und die darauffolgende Unterzahl gegen den HSV. Dass man danach eine Kabinentür zerlegte und Nils Petersen den Hamburgern den Abstieg wünschte, kann man sicherlich auch diskutieren. Fest steht aber, dass der SCF gegen vielleicht etwas mehr Widerstände ankämpfen musste als andere Vereine in dieser Saison, was die Situation natürlich nicht vereinfachte.
Und weil es beim 1. FC Köln ja sowieso egal ist, wie das Spiel ausgeht, würde ich bei einer Niederlage jetzt nicht komplett traurig sein. In dieser für effzeh-Fans ohnehin so aufregenden Woche waren die bisherigen Highlights die Bekenntnisse von Jonas Hector und Timo Horn zu ihrem Verein, die für emotionale Ausbrüche sorgten. Das soll natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass in dieser Saison beim 1. FC Köln vieles nicht funktioniert hat und auch nicht darüber, dass am Samstag der Abstieg definitiv feststehen könnte – es ist aber Balsam auf den Seelen der Fans.
>>>Auswärts in Freiburg: Sich für das Gute opfern
Und da man ohnehin 1996 das letzte Mal in Freiburg gewinnen konnte, fährt man ja auch schon nicht unbedingt mit großen Hoffnungen dahin. Sollte der effzeh also verlieren, würde Freiburg seine Chancen auf den Klassenerhalt erhöhen, während der Abstieg danach eine fixe Sache ist. Gewiss wäre das traurig, man könnte sich aber immer noch einreden, man hätte sich für die gute Sache geopfert.