Die Niederlage des 1. FC Köln in Hoffenheim kann man nicht nur damit erklären, dass die Mannschaft von Stefan Ruthenbeck nicht genügend “Dreck gefressen” hat. Vielmehr fehlte es an den richtigen Impulsen von der Seitenlinie.
Nur noch die kühnsten Optimisten dürften mittlerweile noch daran glauben, dass der 1. FC Köln in den verbleibenden sechs Spielen ausreichend Punkte holt, um zumindest Mainz 05 vom Relegationsrang zu verdrängen. Nach der Niederlage in Hoffenheim, die mit 0:6 noch relativ glimpflich ausgefallen war, hat sich nämlich auch das Torverhältnis der “Geißböcke” erheblich verschlechtert – aufgrund der Punktgewinne der Konkurrenz (Wolfsburg spielte Unentschieden in Berlin, Mainz zuhause gegen Gladbach) hat sich die ohnehin schon schwierige Ausgangsposition für den effzeh weiter dramatisiert. Obwohl man nach dem Sieg gegen Leverkusen mit vollem Selbstvertrauen und einer gehörigen Portion Euphorie in die Länderspielpause ging, hat man mit der krachenden Niederlage in Sinsheim einen weiteren Tiefpunkt einer an Nackenschlägen nicht armen Saison hinnehmen müssen.
Im Vorfeld der Partie war zu hören, dass man in Köln darauf hoffe, aufgrund der spielerischen Fähigkeiten vielleicht etwas leichter Punkte holen zu können als die Konkurrenz – unter anderem war zu hören, dass man nicht “wie ein Tabellensiebzehnter oder Tabellenachtzehnter” spiele. Die Ausgangsposition vor dem Spiel gegen Nagelsmann und seine TSG war also nicht schlecht, man hatte genügend Zeit, um sich auf den Gegner vorzubereiten und somit die Chancen auf einen Punktgewinn zu erhöhen. Nun ja, das ging gehörig schief.
Nicht nur die Spieler beim 1. FC Köln haben Fehler gemacht
Die folgenden Ausführungen, das möchten wir eindeutig betonen, haben nichts damit zu tun, dass der Autor Stefan Ruthenbeck als Trainer nicht schätzt, ganz im Gegenteil. Bereits an anderer Stelle ist angeklungen, dass Ruthenbeck für den 1. FC Köln der richtige Mann zur richtigen Zeit war und ist – ob er das mirakulöse Ziel, den Klassenerhalt zu realisieren, tatsächlich schafft, sollte von dieser Einschätzung unberührt bleiben. Und bevor der Eindruck erweckt wird, hier werde nur unausgewogen auf den neuen Coach eingedroschen – auch Peter Stöger hat in der desaströsen Hinrunde Fehler gemacht, die die aktuelle Situation maßgeblich mit beeinflusst haben. Das Spiel in Hoffenheim war aber insofern aufschlussreich, als dass man erkennen konnte, wie Trainer und Mannschaft nach einem 0:6 und zugegebenermaßen geringen Chancen auf den Klassenerhalt mit der Analyse des Spiels umgehen.
Foto: Christof Koepsel/Bongarts/GettyImages
Beginnen wir dabei mit der Pressekonferenz nach dem Spiel, für die sich zwar die wenigsten Fans wirklich interessieren. Wenn man allerdings genau dabei hinhört, kann man in Bezug auf das vorherige Spiel einige Dinge vielleicht etwas deutlicher erkennen. Dabei lässt sich oftmals nachvollziehen, wie ein Trainer mit seinem Team die Vorbereitung auf das Spiel angegangen ist, welche Trainingsschwerpunkte dabei gewählt wurden und wie dann die letztendliche Umsetzung im Spiel stattgefunden hat.
Die Pressekonferenz: Wichtiger Bestandteil des Spiels
Eduard Schmidt beschrieb das für das Taktik-Portal Spielverlagerung vor zwei Wochen wie folgt (in Bezug auf das Spiel zwischen Gladbach und Hoffenheim, das mit einem interessanten 3:3 endete): “Die Aussagen, die Trainer mittlerweile auf Pressekonferenzen tätigen, verdeutlichen einerseits die Entwicklung, welche in den letzten Jahren in Hinblick auf die Herangehensweise, Darstellung und grundsätzliche Wahrnehmung von Spielen durch sie selbst und die Öffentlichkeit stattgefunden hat. Andererseits liefern sie in konkretem Fall auch eine passende Beschreibung des Spiels als solches.”
Es mag jedem Trainer freigestellt sein, wie er die Spiele seiner Mannschaft in einer Pressekonferenz analysiert, denn es besteht natürlich die Gefahr, zu viele Details aus der Zusammenarbeit zwischen Trainer und Mannschaft preiszugeben. Zwar muss man immer mit Vorsicht genießen, was Fußballtrainer in der Öffentlichkeit über die Leistung der eigenen Mannschaft sagen, denn manchmal kann es auch nur belangloses Blabla sein, während es dann intern richtig knallt und die Fakten klar und deutlich angesprochen werden. Ein Meister darin ist zum Beispiel José Mourinho, der sich insbesondere bei seinem Wirken in Madrid immer öffentlichkeitswirksam vor die Mannschaft stellte und von deren Schwächen ablenkte, intern dann aber sehr laut und sehr deutlich wurde.
Stefan Ruthenbecks Aussagen nach dem Spiel hinterlassen Fragen
Wie das bei Stefan Ruthenbeck abläuft, lässt sich natürlich nicht mit Gewissheit sagen, aber das Hoffenheim-Spiel lieferte dennoch einige Erkenntnisse. Denn wenn man dann entweder im Stadion oder am Fernsehgerät noch genauer hinschaut, kann man eventuell sogar erkennen, wie ein Trainer während des Spiels versucht, auf die Dynamik einer Partie Einfluss zu nehmen und diese durch gewisse Anpassungen eher in die eigene Richtung zu lenken. Wendet man dies auf das 0:6 des effzeh in Hoffenheim an, verbleiben einige deutliche Fragen.
Auf der nächsten Seite: Stefan Ruthenbecks Analyse des Spiels.