Mitgliederrats-Chef Müller-Römer kritisiert Offenen Brief: “Alleingang des Vorstands”
Der Offene Brief an “Teile der Ultras” des 1. FC Köln sorgt auch am Donnerstag für Unruhe. Der Mitgliederrat ist mit dem Vorgehen des Vereinsvorstands nicht einverstanden.
Dass der 1. FC Köln am Mittwochnachmittag einen siebenseitigen offenen Brief an “Teile der Ultras” des 1. FC Köln veröffentlich hat, sorgt auch am Donnerstag noch für Unruhe. Besonders der Mitgliederrat scheint mit dem Vorgehen des Vereinsvorstands nicht einverstanden zu sein.
Bereits an anderer Stelle hatte effzeh.com im Laufe des Donnerstags berichtet, dass nur wenige der 14 Vertreter des Mitgliederrats den Offenen Brief des Vereins unterzeichnen wollten. Der Vorsitzende des Mitgliederrats, Stefan Müller Römer, bestätigt nun: “Die Veröffentlichung ist gegen den Willen des Mitgliederrates erfolgt. Lediglich drei Mitglieder des Mitgliederrates haben wohl der Erklärung zugestimmt, und zwar ohne mich oder die anderen Gremiumsmitglieder darüber zu unterrichten”, erklärt Müller-Römer. “Ein solches unabgestimmtes Verhalten ist enttäuschend; auch darüber werden wir innerhalb des Gremiums reden”, kündigt der Vorsitzende an.
Die Weigerung des Mitgliederrats, den offenen Brief zu unterschreiben, begründet der Gremiumsvorsitzende ebenfalls. “Wir hatten bis zum vergangenen Freitag keine Kenntnis des Schreibens, sollten der Erklärung dann bis Rosenmontag 12 Uhr zustimmen”, moniert Müller-Römer. Man habe den Vorstand zum einen aufgefordert, mit der Veröffentlichung abzuwarten, bis das Gremium sich auf seiner nächsten Sitzung am 19. Februar darüber beraten konnte.
Müller-Römer: Deutliche Kritik in Richtung Vorstand
Zum anderen sei das Ultra-Thema “sensibel”, eine “Eilbedürftigkeit” habe nicht bestanden, erklärt Müller-Römer. “Vielmehr halten wir den Zeitpunkt des Schreibens für sehr unglücklich, weil der Brief die schon länger schwelenden Konflikte mit den Ultras befeuert – in einer Situation, in der man sportlich noch um den Klassenerhalt kämpft. Anstatt das Thema in Ruhe mit dem Mitgliederrat zu besprechen, macht der Vorstand einen Alleingang.” Zu den Inhalten des Vorstandsbriefes werde man sich nach der nächsten Sitzung des Mitgliederrates noch weitergehend öffentlich äußern, fügte der Vorsitzende an.
Dass die Veröffentlichung trotz der Ablehnung des Mitgliederrats erfolgt ist, veranlasst Müller-Römer ebenfalls zu weiterer Kritik an der Vereinsführung. Der “Alleingang des Vorstands” sei “betrüblich”, da damit “die Grundsätze kollegialer Zusammenarbeit” missachtet würden, die vom Vorstand selbst stets propagiert wurden. “Mit der Umstrukturierung unseres Vereins haben wir ganz bewusst transparente und ausbalancierte Strukturen im Verein geschaffen. Diese Strukturen scheint der Vorstand nicht mehr beachten zu wollen”, heißt es von Müller-Römer weiter. Der Vorstand habe zwar “das Recht”, sich zu allen Themen zu äußern. “Aber wenn man in dem Ultra-/Fan-Thema nicht die Meinung des Mitgliederrates hört, wozu sonst?“
Von Veröffentlichung aus der Presse erfahren
Vor der gestrigen Veröffentlichung sei der Mitgliederrat noch nicht einmal mehr informiert worden. Man habe es aus der Presse erfahren. „Ein Unding“, so Müller-Römer.
Dass die Veröffentlichung entgegen der Bitte des Gremiums auf diese Weise erfolgt sei, stimme ihn “sehr nachdenklich”, führt Müller-Römer weiter aus. Der Mitgliederrat sei schließlich das Aufsichtsorgan des Vorstands, ordnet der Vorsitzende noch einmal die Sachlage ein und zieht dann seine Schlüsse aus dem Vorgehen der Verantwortlichen: “Offensichtlich ist man an einer ernsthaften Zusammenarbeit mit dem Mitgliederrat nicht mehr interessiert.”
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