Mit Hans Schäfer ist am Montag die größte effzeh-Legende von uns gegangen. Ralf Friedrichs über seine Beziehung zum Weltmeister von 1954.
Die Nachrufe auf dich kommen nun, lieber Hans Schäfer. Sie zählen in den meisten Fällen deine Erfolge auf, ein paar Anekdoten, Promis kondolieren, Ende. So ist es nun einmal, auch wenn die Trauer der meisten natürlich ehrlich ist.
Denn die Menschen haben euch bewundert und geliebt, insbesondere die Generation, die das Finale von Bern im Jahr 1954 miterlebt hat. Die in ihren teilweise noch zerbombten Städten und Dörfern am Radio mitgefiebert haben, als ihr elf ganz normale junge Männer auf dem nassen Rasen des Berner Wankdorfstadions ein Fußballwunder geschaffen habt. Die als unbesiegbar geltenden Ungarn habt ihr mit 3:2 besiegt. Jeder weiß das.
Ihr wolltet letztlich nur ein Fußballspiel gewinnen, gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner mit Weltklassespielern, bei denen schon der Klang der ausgesprochenen Namen Ehrfurcht gebot: Puszkas, Hidegkuti, Kocsis, Czibor und wie sie alle hießen.
Ihr wolltet ein Fußballspiel gewinnen … und habt eine Nation geboren
… und ihr habt tatsächlich dieses Spiel gewonnen und dabei – sicher ungewollt und unbeabsichtigt – eine Nation geboren! Das „Wunder von Bern“ löst heute noch bei so gut wie jedem Gänsehaut aus, man braucht nur die Stimme Herbert Zimmermanns zu hören – der ja so wunderbar berichtete, wie du Boszik den Ball abgeluchst hast, um dann nach innen zu flanken – dann hat man die schwarz/weiss Bilder wieder vor Augen. Obwohl ich erst zehn Jahre später auf die Welt kam, ist mir jedes Wort der Radio-Reportage ein Begriff und die Mannschaftsaufstellung kann ich heute noch im Schlaf runterbeten. Vielen geht das so!
Und du warst dabei, ene kölsche Jung vom FC! Darauf war ich immer stolz und bin es bis heute.
Nur kurz nachdem die Nachricht über deinen Tod kam, meldete sich mein Vater. Er hat die Radioübertragung aus Bern als 14-jähriger gehört. Im Waisenhaus, denn er wuchs kriegsbedingt ohne Eltern auf. Wir haben uns über dich unterhalten und mein Vater erzählte mir erneut von deiner Spielweise, die ich leider nie richtig in Augenschein habe nehmen können. Dafür muss man mehr sehen, als ein paar Filmausschnitte. Aber dennoch kann ich mir eine Vorstellung machen, wie du gespielt hast, mein Vater hat es einfach gut beschrieben, denn er hat dich immer genau beim FC beobachtet. Du warst schließlich sein Idol, sein Held.
Nicht ohne Grund, denn hast du ja auch den 1. FC Köln groß gemacht. Zweimal konntest du als Kapitän die Meisterschale entgegennehmen. Große Triumphe, ohne Frage. Wir als FC-Fans sind sehr stolz darauf.
Der „Urknall“ des deutschen Fußballs
Aber dennoch, Bern stand noch einmal für etwas ganz Besonderes. Es war der „Urknall“ des deutschen Fußballs. Ich bin ganz sicher, hättet ihr diesen ersten Titel nicht geholt, der deutsche Fußball hätte eine andere Entwicklung genommen. Beweisen kann man das nicht, aber man hat es im Gefühl, man schaue nur was aus dem ungarischen Fußball wurde.
Persönlich habe ich dich nicht richtig kennenlernen dürfen. 1997 haben wir aber einmal gemeinsam eine Hochzeit bei gemeinsamen Bekannten gefeiert. Dabei durfte ich einige Male mit dir anstoßen. Mit lecker Kölsch, mit was denn sonst? Wir haben uns gut verstanden, vielleicht auch weil Fußball an diesem Abend keine Rolle spielte, sondern eine wirklich gelungene und sehr gesellige und launige Feier. Dich auf den FC oder Bern anzusprechen, bei so einem privaten Termin, hätte ich falsch gefunden. Aber diese Erinnerung an den Abend wird unauslöschbar sein, auch wenn es keine gemeinsamen Fotos gibt (auch das hätte ich als unpassend empfunden).
Legenden sterben nie
Nun bist du nicht mehr unter uns, aber natürlich irgendwie doch. Denn Legenden sterben nicht, sie leben ewig. Und du bist eine Legende! Eine, die hoffentlich bald neben dem anderen Meisterschaftskapitän des FC – Heinz Flohe – ihr eigenes Denkmal erhalten wird. So oder so. Legenden bleiben. Für immer!
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