Nach 25 Jahren wieder Europapokal für den 1. FC Köln in Müngersdorf: Gegen Roter Stern Belgrad geht es vor allem um Streicheleinheiten für die geschundene effzeh-Seele.
Über 9.000 Tage musste der 1. FC Köln warten, um seinen zahlreichen Fans endlich wieder Europapokal im Müngersdorfer Stadion bieten zu können. Am 16. September 1992 schickte der effzeh Celtic mit 2:0 zurück nach Glasgow, Jann Jensen und Frank Ordenewitz trafen. Der solide Heimsieg sollte als Basis für das Weiterkommen nicht langen, im Celtic Park gingen die „Geißböcke“ mit 0:3 baden und verabschiedeten sich für ein Vierteljahrhundert von der internationalen Fußball-Bühne.
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Nun hat das lange Leiden für die kölsche Seele aber ein Ende: Nach dem fantechnisch furiosen Comeback bei Arsenal steht wieder ein europäischer Festabend auf dem Programm für die treuen effzeh-Fans. Roter Stern Belgrad gastiert in Müngersdorf – und bringt neben jeder Menge Tradition und leidenschaftlichen Anhängern auch eine Vergangenheit mit dem 1. FC Köln mit. Im Jahr 1989 schalteten die Kölner die Serben in zwei hitzigen Duellen aus, besonders das Rückspiel in der Domstadt bleibt den Fans auf beiden Seiten unvergessen.
Glanz der alten Tage verblasst
Doch wo sich einst Weltklassespieler wie Thomas Häßler, Pierre Littbarski oder Bodo Illgner mit Ausnahmekönnern wie Dragan Stojkovic, Robert Prosinecki und Dejan Savicevic gegenüber standen, tummeln sich heute andere, weniger prominente Namen in beiden Teams. Bei Roter Stern ist der Glanz früherer Tage, immerhin war der Traditionsverein 1991 noch Sieger des Europapokals der Landesmeister, verblasst. Stars mit großen Namen sucht der geneigte Beobachter im Kader der Serben vergeblich.
Für Roter Stern ist allein das Erreichen der Europa-League-Gruppenphase ein großer Erfolg: Die Serben kämpften sich von der 1. Qualifikationsrunde an über Floriana (Malta), Pawlodar (Kasachstan), den tschechischen Spitzenklub Sparta Prag und Russlands Vertreter FK Krasnodar unter die besten 64 Mannschaften des Wettbewerbs. Auch in der heimischen Liga läuft es für Zvezda hervorragend: Nach zehn Spielen steht der Vizemeister an der Spitze der Tabelle und hat bereits fünf Zähler Vorsprung auf den verhassten Lokalrivalen Partizan.
effzeh-Coach Stöger: “Das wird eine richtig schwere Aufgabe”
Angeführt wird das Team von Trainer Vladan Milojevic, das im ersten Gruppenspiel gegen BATE Baryssau über ein 1:1 nicht hinauskam, vom ehemaligen England-Legionär Nenad Milijas, der einst angeblich auch beim effzeh im Gespräch war. Weitere Stützen sind der aus Rasgrad gekommene Torwart Milan Borjan sowie die zentrale Achse um Mitchell Donald, Nenad Krsticic im Mittelfeld und Richmond Boakye im Sturm. Insgesamt ist aber fraglich, inwiefern der Kader des serbischen Rekordmeisters höheren Ansprüchen genügt.
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„Das wird eine richtig schwere Aufgabe“, sinniert effzeh-Coach Peter Stöger über den Gast vom Balkan: „Die Mannschaft beherrscht die heimische Liga total. Wenn man den serbischen Fußball verfolgt, weiß man, dass dort ein technisch guter Fußball gespielt wird. Roter Stern hat in den Qualifikationsrunden gute Mannschaften besiegt und ist voller Selbstvertrauen“, betont der Österreicher. Dennoch: „Wir sehen das als zusätzliche Möglichkeit, um auf das kleine positive Erlebnis durch das Unentschieden in Hannover etwas draufzusetzen. Das würde uns sowohl für die Europa League als auch für die Bundesliga guttun.“
Duell auf Augenhöhe erwartet
„Wir wissen, dass in Köln mit Beteiligung des FC schon lange kein europäisches Wettbewerbsspiel mehr stattgefunden hat. Wir wollen das genießen. Aber in erster Linie wollen wir uns weiter Selbstvertrauen holen und einen Schritt nach vorne machen. Ich sehe das Spiel angesichts der Gesamtsituation also nicht gesondert von den Bundesligaspielen“, erklärt der effzeh-Coach. „Natürlich weiß ich um die Bedeutung dieses Spiels für die Stadt, den Club und die Fans, die jahrelang von diesem Moment geträumt haben. Für die Mannschaft ist es aber wichtig, sich auf die Basics zu konzentrieren und im Idealfall ein gutes Ergebnis zu erzielen, um positiv in die kommenden Wochen gehen zu können.“
Es dürfte sich ein Duell auf Augenhöhe entwickeln: Gegen das sehr erfahrene Zvezda-Team sollte der effzeh Wert darauf legen, das Tempo hochzuhalten. Aus der heimischen Liga ist Roter Stern das sicherlich nicht gewohnt. Viel wird darauf ankommen, ob trotz der prekären sportlichen Lage (kein Sieg in Bundesliga und Europa League) der Mut vorhanden ist, gegen die Serben auch spielerisch ins Risiko zu gehen. Vor allem im Zentrum muss der effzeh frühzeitig Zugriff erlangen, um die spielstarken, aber mitunter launischen Akteure des Gegners zu verunsichern.
Europäischer Festabend für den 1. FC Köln
Aber Vorsicht: Insbesondere aufgrund des euphorisierten Publikums im Rücken darf nicht überzogen werden. Roter Stern versteht es sehr gut, den Gegnern in Fehler zu treiben und diese auszunutzen. Dass sie mit dieser Strategie auch höher eingeschätzte Kontrahenten ins Wanken bringen können, beweisen die Duelle gegen Krasnodar und Baryssau nur zu gut. Kontrollierte Offensive, frei nach Otto Rehhagel, sollte am Donnerstagabend das Motto des Tages sein. Damit die Rückkehr des Europapokals nach Müngersdorf auch zu einem wahren Festabend für den 1. FC Köln wird!