Rekordtransfer und Modeste-Ersatz: Auf Jhon Cordoba lastet ein hoher Erwartungsdruck. Der Neuzugang des 1. FC Köln setzt dabei neben himmlischer Unterstützung vor allem auf harte Arbeit.
Schnell, robust und unangenehm zu verteidigen: So wird Jhon Cordoba auf dem Platz beschrieben. Neben dem Rasen wirkt der Neuzugang des 1. FC Köln dagegen gänzlich anders. Zurückhaltend, beinahe schüchtern kommt der 1,88 Meter große Kolumbianer daher und beantwortet geduldig jede Frage vor dem Abflug ins erste Trainingslager der „Geißböcke“. Die häufigste Aussage: „Ich freue mich!“ – auf das Team, auf die kommenden Aufgaben, auf die Kölner Fans.
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Angekommen ist der 24-Jährige kurz nach seinem Wechsel vom 1. FSV Mainz 05 zum FC dagegen nach eigener Aussage längst – auch dank der Mithilfe seiner neuen Kollegen: „In den ersten Tagen habe ich mich sehr gut eingefunden. Jeder Wechsel ist nicht einfach, aber die Mannschaft hat es leicht gemacht. Alle haben sich sehr um mich bemüht. Es ist eine echte Einheit beim FC“, schildert Cordoba seine ersten Eindrücke: „Ich hatte in Mainz ein ähnliches Erlebnis, auch dort war es eine homogene Mannschaft, die viel zusammen unternommen hat. Dass das in Köln genauso ist, habe ich schnell feststellen können. Ich fühle mich schon sehr wohl beim FC!“
Jeder Wechsel ist nicht einfach, aber die Mannschaft hat es leicht gemacht. Alle haben sich sehr um mich bemüht. Es ist eine echte Einheit beim FC. Ich fühle mich schon sehr wohl in Köln!
Rekordablöse Auszeichnung & zusätzliche Motivation
Eingeschränkt wird das Wohlfühlgefühl des Angreifers auch nicht durch die hohe Ablösesumme, die die „Geißböcke“ für ihn nach Mainz überwiesen hat. „Das ist eine Auszeichnung und motiviert mich zusätzlich. Aktuell lasse ich das aber beiseite, ich möchte mich auf die neue Mannschaft und meine Leistung konzentrieren“, gibt sich Cordoba diplomatisch.
Auch die Bürde, den abwanderungswilligen Kölner Top-Torjäger Anthony Modeste eventuell ersetzen zu müssen, macht ihm nicht zu schaffen. „Ich bin in dieser Sache komplett ruhig. Er ist ein großartiger Stürmer mit viel Erfahrung. Bleibt er, dann werde ich sehr viel von ihm lernen können. Geht er, ändert sich für mich nicht viel. Ich muss einfach weiter hart an mir arbeiten“, erklärt der Kolumbianer beflissen.
In einer Kategorie ist Cordoba dem Kölner Torjäger bereits voraus: Sechs Europa-League-Spiele stehen für den wuchtigen Stoßstümer bereits zu Buche, in der vergangenen Saison sammelte er mit den Mainzern wichtige Erfahrungen auf internationalem Parkett. Erfahrungen, die Eindruck hinterließen: „Das ist für mich wie in der Schule, wenn man etwas sehr gut erledigt hat und dafür eine 1 bekommt. An der Europa League teilnehmen zu dürfen ist eine Auszeichnung. Ich freue mich sehr darauf, gegen große Teams spielen zu dürfen. Das ist eine riesige Motivation“, erklärt Cordoba.
Cordoba: “In Mainz hatte ich eine andere Rolle”
Motivation für große Ziele bei seinem neuen Klub: Öfters treffen als noch zuletzt, so viel wie möglich. „In Mainz hatte ich einfach eine andere Rolle. Ich musste viel laufen, viel gegen den Ball arbeiten und den Ball kontrollieren“, umschreibt er seine Aufgaben bei seinem Ex-Verein: „Beim FC wird anders gespielt, ich habe hier als Sturmspitze hoffentlich mehr Chancen und kann dadurch mehr Tore erzielen“, betont der Kolumbianer, der in 51 Bundesliga-Partien bislang zehn Tore geschossen hat und nun im Kölner Angriff den treffsicheren Modeste ersetzen könnte.
In Mainz hatte ich einfach eine andere Rolle. Ich musste viel laufen, viel gegen den Ball arbeiten und den Ball kontrollieren. Beim FC wird anders gespielt, ich habe hier als Sturmspitze hoffentlich mehr Chancen und kann dadurch mehr Tore erzielen.
Charakterlich ist er allerdings eine andere Hausnummer. Im Vergleich zum extrovertierten Franzosen, der sogar seinen eigenen Emoji-Torjubel kreierte, ist Cordoba ein ruhiger Vertreter seiner Zunft. Nach seinen Treffern zeigt er stets gen Himmel – um sich bei Gott zu bedanken. „Ich bin sehr gläubig. Deshalb bedanke ich mich auch nach jedem Tor direkt bei Gott, weil ich ihm alles zu verdanken habe“, erklärt er.
Und vertraut neben seinem starken Glauben vor allem harter Arbeit: Hautnah konnte er am Ende der vergangenen Saison erleben, wie euphorisch die FC-Fans den ersten Einzug in den Europapokal nach 25 Jahren feierten. Publikumsliebling Anthony Modeste wurde sogar auf Händen durch das Stadion getragen. Ein Ansporn für Cordoba: „Jeder Spieler freut sich über solche Szenen. Aber es ist ein langer Weg bis dahin und ich muss hart dafür arbeiten, damit mich die Fans auch so verehren wie Modeste“, betont der Sturmtank.
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Cordoba-Debüt im FC-Dress gegen Graz
Harte Arbeit wartet nun definitiv auf ihn – und seine Kollegen. Im Trainingslager im österreichischen Bad Radkersburg wollen die „Geißböcke“ die Grundlagen für eine weitere erfolgreiche Saison legen. Den Auftakt gibt am Sonntag das Testspiel gegen den Grazer AK: Es dürfte für Jhon Cordoba das Debüt im FC-Trikot werden. Dass er sich darauf freut, davon ist mehr als auszugehen.