Mit Platz fünf machte sich Peter Stöger in der abgelaufenen Saison beim 1. FC Köln endgültig unsterblich. Vor dem Start in die Vorbereitung liefert er in der Heimat Einblicke in sein Seelenleben.
Nach 25 Jahren ist der 1. FC Köln erstmals wieder international vertreten. Doch den Erfolg, den ganz Köln überschwänglich begoss, konnte effzeh-Coach Peter Stöger zunächst überhaupt nicht genießen. „Du nimmst jeden Erfolg anders wahr. Der Meistertitel mit der Austria als Trainer war extrem. Den fünften Platz mit Köln habe ich ganz anders aufgenommen, ich habe mich zurückgezogen, war leer und urlaubsreif. Erst langsam stellten sich Freude, Stolz und Demut ein“, gesteht der Österreicher in einem Interview auf derstandard.at.
Gerade aufgrund seiner erfolgreichen Vergangenheit in seiner Heimat weiß Stöger den überraschenden Einzug in den Europapokal zu schätzen: „Ich habe als Spieler und Trainer ungefähr 15 Titel geholt. Trotzdem ist der fünfte Platz von den Rahmenbedingungen her vielleicht sogar der größte Erfolg. Ich lerne schön langsam, damit umzugehen. Ein Pokal kann im Vergleich dazu relativ wenig wert sein“, betont der 51-Jährige. Das Aha-Erlebnis in Köln sei das erste Jahr mit dem Aufstieg gewesen: „Da wurde etwas aufgebaut, da hat sich Vertrauen entwickelt, wir arbeiten gerne miteinander. Wir hatten noch keine echte Krise zu überwinden, die Mannschaft ist ein Traum, die Stadt lebenswert.“
Ich habe als Spieler und Trainer ungefähr 15 Titel geholt. Trotzdem ist der fünfte Platz von den Rahmenbedingungen her vielleicht sogar der größte Erfolg. Ich lerne schön langsam, damit umzugehen. Ein Pokal kann im Vergleich dazu relativ wenig wert sein.
“Es gibt kein System Stöger”
Ein Erfolgsrezept habe er derweil nicht preiszugeben: „Es gibt kein System Stöger. Du musst dich auf die Spieler einlassen. Es ist kein Zufall, dass in der Schule jene Lehrer die besten sind, die sich für dich als Schüler interessieren, dir helfen wollen“, betont Stöger, der fachliche und soziale Kompetenzen miteinander verknüpft. Dabei schöpft er vor allem aus den Erfahrungen, die er in Österreich gesammelt hat: „Mir hilft, dass ich auf einem Niveau gearbeitet habe, wo es wenig Ressourcen und kein Geld gab. Ich schätze, was ich in und an Deutschland habe. 50.000 im Stadion sind keine Selbstverständlichkeit. Das ist gefühlter Luxus.“
Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images
Spekulationen um ein angebliches Angebot von Borussia Dortmund lassen den effzeh-Erfolgscoach komplett kalt: „Es ist ein Zeichen der Wertschätzung, dass du überhaupt in den Medien gehandelt wirst. Ich stehe eben nach vier guten Jahren in Köln in den Schlagzeilen weiter oben, dafür sind meine Wegbegleiter mitverantwortlich. Warum sollte ich mir über Dinge, die nicht stattfinden, Gedanken machen? Köln ist zum ersten Mal nach 25 Jahren im Europacup, das ist etwas Konkretes, etwas Besonderes“, so Stöger, dessen Vertrag beim 1. FC Köln noch bis 2020 läuft. Auch ein Engagement als österreichischer Nationaltrainer ist aktuell kein Thema beim effzeh-Coach: „Im Moment habe ich das nicht am Schirm. Ich habe immer gesagt, es wäre eine besondere Auszeichnung. Es ist der wichtigste Posten im österreichischen Fußball. Das bleibt so stehen.“
Als Trainer kannst du nicht planen. Ich habe hier noch drei Jahre Vertrag. Die Wahrscheinlichkeit, dass es so lange geht, ist nicht groß. Ich kann mir sicher eine längere Negativserie als andere leisten, diesen Bonus habe ich mir erarbeitet. Verliere ich achtmal hintereinander, ist es vorbei.
Kein Streben nach dem kölschen Wenger
Eine Amtszeit a la Arsene Wenger, der seit 1996 Trainer beim FC Arsenal ist, strebt der 65-fache österreichische Nationalspieler dennoch nicht an: „Ich hoffe, dass es nicht so sein wird, ich wäre dann 69. Für Kölner Verhältnisse bin ich jetzt schon der Wenger, das reicht“, erklärt Stöger, der sich der Vergänglichkeit des aktuellen Zustands durchaus bewusst ist: „Als Trainer kannst du nicht planen. Ich habe hier noch drei Jahre Vertrag. Die Wahrscheinlichkeit, dass es so lange geht, ist nicht groß. Ich plane, wie wir die nächste Saison mit dem Europacup überstehen“, macht er klar. „Ich kann mir sicher eine längere Negativserie als andere leisten, diesen Bonus habe ich mir erarbeitet. Verliere ich achtmal hintereinander, ist es vorbei.“