Kurz vor Trainingsstart eskaliert die Posse um einen möglichen China-Wechsel von Anthony Modeste. Mit Ruhm bekleckern sich die Streithähne dabei nicht. Ein Zwischenruf.
Eigentlich war es doch ganz anders, bekundete Anthony Modeste in seinem viel beachteten Interview mit der „Bild“-Zeitung. Er wollte doch gar nicht weg vom 1. FC Köln, den Verein, dem er viel verdankt, den er liebt und der seine Heimat ist und bleiben wird. Doch der Klub und dessen Verantwortliche haben ihn spüren lassen, dass sie ihren 25-Tore-Mann unbedingt und hinter seinem Rücken loswerden wollten.
Es ist der nächste Akt in einem unwürdigen Sommertheater, das den effzeh seit Saisonende in Atem hält. Und wer am Ende die Wahrheit für sich gepachtet hat, ist mittlerweile völlig egal geworden. Modeste liebäugelte nach Sommer 2016 und Winter 2017 zum dritten Mal mit einem Abschied aus der Domstadt, der effzeh liebäugelte nach der Mega-Offerte aus dem Februar mit dem größten Zahltag der Vereinsgeschichte. Beide Seiten werden ihre guten Gründe für diese Einstellung haben, beide Seiten werden wissen, dass es letztlich nur ein Pokerspiel ist und manchmal ein verräterisches Blinzeln schon reicht.
Jeck im Sunnesching beim effzeh
Überflüssig ist dagegen das mediale Geplänkel, das das Geschachere begleitet. Der Spieler heizt die Stimmung mit dubiosen Andeutungen über seine Social-Media-Accounts mächtig an, die Vereinsverantwortlichen äußern sich regelmäßig über die Lokalpresse zum Geschehen. Ein Verhalten wie kleine Diven im Kindergarten: Aber der hat gesagt und gemacht…nein, der hat gesagt und gemacht. Nein, warum sollte ich mit dem reden? Es gibt nichts zu sagen. Das müssen sie den anderen fragen. Alles natürlich öffentlich und über diverse Kanäle gespielt. Jeck im Sunnesching beim effzeh.
Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images
Dabei könnte alles so einfach sein: Wenn wir uns nicht irren, sollten die Streithähne mindestens dreimalneun Jahre alt sein – und wissen, wie ein Telefon zu bedienen ist. Ein Gespräch unter vernünftigen Erwachsenen, am besten direkt unter vier Augen, hätte bereits vor Wochen die Wogen glätten können und sollte nun schleunigst erfolgen. Miteinander zu reden ist die deutlich erfolgsversprechendere Idee im Vergleich zum ständigen Schlagabtausch über die Medien. Vor allem im Sinne des Vereins, den der eine ja bekanntermaßen liebt, der andere als leitender Angestellter vorsteht – und beide durch ihre Arbeit erfolgreich gemacht haben.
Kleine Kratzer im Modeste-Image
Sorgen, dass diese Posse bei einem nun durchaus wahrscheinlichen Verbleib von Anthony Modeste, Spuren hinterlässt, muss sich hingegen niemand machen. Der Fan an sich ist ein vergessliches Wesen, wenn es um eigene Spieler geht: Hält der Franzose auch nur annähernd die Form aus dem Vorjahr, dann ist das Sommertheater im Kindergarten schnell verziehen. Nach den ersten Treffern sind bei 99 Prozent aller Anhänger die Eskapaden vergeben und vergessen. Es werden nur kleine Kratzer im Image des umjubelten Torjägers bleiben.