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Nachspiel

Heimsieg gegen Hertha: Mehr als nur Modeste

Auch wenn nach dem Sieg gegen Hertha BSC alles über Modeste redet, sind (nicht nur) für Peter Stöger auch andere Faktoren ausschlaggebend für den Erfolg.

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Mit einem fantastischen ersten Durchgang und einer souveränen zweiten Halbzeit lassen die Geißböcke der Hertha nur wenig Chancen und schicken die auswärtsschwache alte Dame mit vier Gegentoren im Gepäck wieder nach Berlin. Und mon Dieu, dieser 4:2-Sieg kommt zur rechten Zeit!

Nach den zuletzt punktlosen Auftritten drohte bei den glorreichen Geißböcken erstmals in dieser Saison so etwas wie schlechte Stimmung aufzukommen. Zwar patzte die Konkurrenz brav genauso und man schien auf dem siebten Platz festzukleben, doch vor der Partie gegen die Hauptstädter drohte man die so liebgewordene Platzierung eher nach unten als nach oben zu verlassen – zumindest gefühlt.

Nahezu alle Aufeinandertreffen in der jüngsten Vergangenheit hatte die alte Dame für sich entschieden, Punkte waren für den effzeh dabei meist ebenso Mangelware wie Tore. Nach der schwachen Vorstellung in Ingolstadt blieb also nicht nur ein schlechtes Gefühl, sondern auch statistisch sprach fast alles für die Berliner. Aber eben nur fast. Denn was die Hertha in dieser Saison gar nicht kann, ist die große Stärke des 1. FC Köln: Auswärts- bzw. Heimspiele.

“Der Trainer hat unheimlich viel mit uns gesprochen”

“Wir wollten den Schwung mitnehmen, hier vor den eigenen Fans zu spielen”, ließ Timo Horn nach der Partie durchblicken, welche Festung das Müngersdorfer Stadion für den 1. FC Köln mittlerweile wieder ist – nur die Bayern konnten in der laufenden Saison im Rhein-Energie-Stadion gewinnen. “Der Trainer hat unheimlich viel mit uns gesprochen, uns Videos gezeigt und probiert uns manche Dinge wieder bewusst zu machen”, führte der Torhüter, der in Ingolstadt wie die gesamte Mannschaft einen gebrauchten Tag erlebt hatte, zudem aus. Und der Plan von Peter Stöger scheint funktioniert zu haben. “Heute konnten wir kapitalisieren und drei Punkte gewinnen” freute sich da auch Neven Subotic, für den es der erste Sieg seit seiner Ankunft beim 1. FC Köln war. “Das war ganz wichtig, auch gegen einen Gegner wie Hertha, der vor uns ist in der Tabelle – wir haben gezeigt, dass wir die schlagen können.”

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Der Trainer selbst wollte seinen Schützlingen nach der Partie da nicht widersprechen. “Körpersprache” und “Konsequenz” sei bei seiner Mannschaft  ebenso vorhanden gewesen wie der Wille “mehr Risiko zu nehmen” und “mutiger zu sein”, bilanzierte Stöger. “Das ist das, was wir sehen wollen.”

Der wuselige Mann aus Kaseda

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Tatsächlich waren die Geißböcke mit viel Elan in die Partie gestartet. Dass ein Sonntagsschuss von Yuya Osako bereits früh in den Maschen des Berliner Tors landete, beflügelte die Stöger-Elf dann umso mehr. Man muss über den Japaner sprechen: Wuselig, immer anspielbar, technisch versiert, mit guter Übersicht und langsam auch noch mit gefährlicher Schusstechnik ausgestattet – das ist Osako im Jahr 2017. Der Mann aus Kaseda entwickelt sich stetig weiter und scheint keineswegs damit aufhören zu wollen, aus der Mannschaft ist er sowieso schon nicht mehr wegzudenken.Warum, zeigte Osako eindrucksvoll am Samstag – am Ende ging der 26-Jährige mit einem Tor und einer Vorlage vom Platz.

Nicht wegzudenken war in der Hinrunde auch Matthias Lehmann – bis der 33-Jährige lange verletzt ausgefallen war. Gegen Ingolstadt kehrte er zurück und deutete bereits an, wie wertvoll er für den 1. FC Köln war und ist. Spätestens gegen die alte Dame zeigte der alte Mann dann wieder, was in ihm steckt. Mit einer Passquote von rund 89 Prozent war der Kapitän mit Abstand bester Kölner in dieser Disziplin und krönte seinen Auftritt mit gleich zwei Vorlagen – eine für Osako, eine für Modeste.

“Das ist eine andere Dimension”

Und auch wenn man sich noch sehr bemüht, den Anteil der gesamten Mannschaft am Kölner Heimerfolg in den Fokus zu rücken, kommt man um Magic Modeste einfach nicht herum. Denn der Franzose dreht in dieser Saison mal so richtig auf und ist einfach nur historisch gut. Nach 25 Spieltagen 22 Saisontore, das hatte in Köln schon seit Dekaden niemand mehr. Gegen die Hertha schoss Modeste fünfmal, dreimal landete der Ball am Ende im Kasten. Ob als Direktabnahme mit dem schwachen linken Fuß, überlegt in bester Torjägermanie reingeschoben oder ziemlich lässig mit der Hose fast in den Kniekehlen eiskalt verwandelt – Modeste trifft wie er will. “Das ist eine andere Dimension”, sagte Hertha-Coach Pal Dardai über den Kölner. “Wir konnten ihn nicht halten.” Aber wer kann das derzeit schon?

Und Peter Stöger? Der bleibt angesprochen auf seinen Knipser im Torrausch österreichisch knurrig. Ob er schon einmal so einen Spieler erlebt habe, der so gute Laufwege hat und so eiskalt vor dem Tor ist, wollte bei der Pressekonferenz ein Medienvertreter vom Kölner Trainer wissen. “Ja”, lautete die kurze und mit skeptischem Blick versehene Antwort. Damit wollte sich der Reporter jedoch nicht zufrieden geben und hakte nach, welchen Spieler der Trainer denn wohl noch erlebt haben könnte, der so gut ist wie Modeste. “Kannst’ ja mal schauen, mit wem ich so trainiert habe”, raunte der Wiener unnachahmlich und erklärte noch bevor sein Gegenüber noch einmal seine Frage formulieren konnte: “Hosiner hat bei mir über 30 Tore gemacht.” Und damit erst gar keine Zweifel mehr aufkommen, schob Stöger hinterher: “Ich weiß, es ist Österreich, aber er hat das auch ganz gut gemacht – die Tore sind auch genauso groß.” Ende der Diskussion, nächste Frage.

“Wir haben ein anderes Gesicht gezeigt”

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Den zu offensichtlichen Wunsch des Medienmannes nach einem Superlativ als Antwort schmetterte der Kölner Trainer einfach mit einem Stirnrunzeln und einer pampigen Antwort ab. Personenkult und Heldenverehrung? Keine Chance. Der 1. FC Köln ist mehr als nur Modeste.

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Schließlich funktioniere der Stürmer – erklärte Stöger später – vor allem so gut, weil er exzellent in das Team passe und von der Mannschaft in Szene gesetzt werde. Und mit der ist der Geißbock-Dirigent am Samstag ohnehin deutlich zufriedener als mit den etwas merkwürdigen Fragen der Presse: “Wir haben ein ganz anderes Gesicht gezeigt als letzte Woche und zurecht gewonnen”, erklärt der 50-Jährige schlussendlich nüchtern. “Das macht mich schon ein Stück weit stolz.”

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