15, 11, 16, 18 – was klingt wie das pubertäre Prahlen, wann man denn das erste Mal bei einem Mädchen landen konnte, ist in Wahrheit die Relativierung der Euphorie rund um den 1. FC Köln. Denn diese vier Zahlen zeigen die derzeitige Platzierung der Gegner, gegen die die „Geißböcke“ ihre Erfolge einfahren konnten. Darmstadt, Freiburg, Schalke, Ingolstadt – das waren die vier Kontrahenten, die sich dem effzeh völlig verdient geschlagen geben mussten. Allesamt momentan Teams aus der unteren Tabellenhälfte – auch wenn zumindest „Königsblau“ wohl den Sprung nach oben angehen dürfte. Doch diese Zahlen zeigen nicht das ganze Bild: Das überraschende Remis beim Branchenprimus aus München war ebenso gegen ein aktuelles Topteam wie auch das 1:1-Unentschieden gegen den bodenständig-bescheidenen Sensationsaufsteiger aus Leipzig. In beiden Fällen konnte der effzeh sogar einen Rückstand aufholen und einen Punkt einsammeln.
Dennoch ist das Duell in Berlin nicht nur ein Topspiel für die Stöger-Schützlinge, es ist auch eine Reifeprüfung für das gehypte Kollektiv. Gegen eine Hertha, die ähnlich strukturiert ist wie der effzeh. Defensiv stabil, mit perfekter Ordnung und getimten Nadelstichen im Angriff hat sich die „Alte Dame“ ebenfalls in den oberen Rängen breit gemacht. Nicht umsonst galt die Hertha in der Vergangenheit als eine Art Evolution des Kölner Spielstils: Etwas aggressiver gegen den Ball, etwas passsicherer im Aufbauspiel, deutlich abgezockter vor dem Tor. Viel braucht das Team des ungarischen Trainer Pal Dardai nicht, um zum Erfolg zu kommen. Exemplarisch steht dafür sicherlich Torjäger Vedad Ibisevic, der mitunter das ganze Spiel über nicht zu sehen ist, um dann eine einzige Unachtsamkeit der gegnerischen Hintermannschaft zu nutzen. In die Karten spielen könnte dem effzeh allerdings das Fehlen des formstarken Schweizer Spielmachers Valentin Stocker, der sich in Dortmund einen so überflüssigen wie verdienten Platzverweis einhandelte. Neben den verletzten Vladimir Darida und Neuzugang Ondrej Duda fällt damit die Berliner Kreativzentrale nahezu komplett aus.
Beim effzeh ist dagegen Vollversammlung angesagt: Der komplette Kader steht Peter Stöger zur Verfügung, auch Vertragsverlängerer Yuya Osako, der eine Trainingseinheit angeschlagen verpasste, ist an Bord. Das heißt vor dem Topspiel in Berlin aber auch, dass Stöger die Qual der Wahl hat. Bleibt er bei dem klassischen Motto „Never change a winning team“ und lässt angesichts der taktische Flexibilität den überzeugenden Konstantin Rausch in der Startelf? Oder kehrt Leonardo Bittencourt, der gegen Ingolstadt sein Comeback nach überstandener Muskelverletzung gab, zurück in die Anfangsformation? Wird man auf den Gegner reagieren, um der Berliner Defensivstärke und Spielanlage gerecht zu werden? Eines ist aber klar: Im Olympiastadion erwartet uns am Samstagnachmittag sicherlich kein Spektakel, wenn die beste Heimabwehr der Liga (nur ein Gegentor) auf die sicherste Defensive auf fremdem Platz (erst zwei Gegentreffer) trifft. Pal Dardai (2,27 Treffer pro Spiel) und Peter Stöger (2,32) haben laut „kicker“ von allen Trainern mit mindestens 50 Bundesligapartien den niedrigsten Torschnitt der Ligageschichte!
Und doch könnte sich zu den letzten Duellen zwischen beiden Mannschaften, als dem effzeh dreimal in Serie kein Tor gelang, etwas ändern: Die Stöger-Schützlinge haben den nächsten Entwicklungsschritt vollzogen, gehen dominanter in die Begegnungen und nutzen die sich bietenden Chancen deutlich besser aus. So ist es auch zu erklären, dass man Punkte holt, die in der jüngsten Vergangenheit eher liegen gelassen wurde. Eine Chance wie gegen Ingolstadt, als mit einem Sieg gegen den Tabellenvorletzten Platz zwei winkte, hat das Team sich in der Vergangenheit oft entgehen lassen. Nun winkt der Reifeprüfung nächster Teil: Gegen ein Team auf Augenhöhe, das sich aber bei den zurückliegenden Duellen als zäher und nahezu unüberwindbarer Brocken herausgestellt hat, könnte ein Erfolg neben der Etablierung im oberen Bundesliga-Drittel auch die Tabellenführung für mindestens drei Stunden bedeuten. Es wäre im Geschäft der kleinen Schritt ein weiterer wichtiger auf dem eingeschlagenen Weg. Nicht nur wegen der Punkte, sondern auch für das eigene Selbstverständnis.
[symple_accordion][symple_accordion_section title=”Die Bilanz”] In der Bundesliga treffen sich Hertha BSC und der 1. FC Köln am Samstag zum 53. Mal. Die Bilanz spricht für den effzeh: 23 Siege fuhren die „Geißböcke“ gegen den Hauptstadt-Klub ein, dem stehen 19 Niederlagen und zehn Remis gegenüber. In der jüngsten Vergangenheit allerdings war die „Alte Dame“ häufiger oben auf: Sieben der letzten zehn Bundesliga-Begegnungen entschied die Hertha für sich, in der vergangenen Saison bezwang das Dardai-Team den effzeh in beiden Partien.[/symple_accordion_section][symple_accordion_section title=”Der Schiedsrichter”] Wenn das kein gutes Omen ist: Frank Willenborg, Realschullehrer aus Osnabrück, leitet zum dritten Mal eine Partie mit effzeh-Beteiligung. Alle bisherigen Duelle mit dem 37-jährigen Bundesliga-Neuling an der Pfeife konnte man gewinnen (2:0 gegen Union Berlin, 2:1 bei der SpVgg Unterhaching). Wir hätten definitiv rein gar nichts dagegen, wenn diese makellose Bilanz auch nach dem Samstagnachmittag noch Bestand hätte.[/symple_accordion_section][symple_accordion_section title=”Die Serie”] Auswärts ist der effzeh saisonübergreifend seit neun Spielen ungeschlagen – das ist für den Verein die längste Serie seit über 27 Jahren. Die Hertha ist dagegen in dieser Saison zuhause noch ohne Punktverlust, lediglich der SC Freiburg kann dies ebenfalls behaupten. Sollte die „Alte Dame“ auch den effzeh schlagen, dann würde dies eine neue Vereinsbestmarke bedeuten – und für die Stöger-Schützlinge die erste Bundesliga-Niederlage seit dem 10. April (0:2 gegen Leverkusen).[/symple_accordion_section][/symple_accordion] [do_widget id=text-28]