„Wird er spielen können? Fällt er aus? Wie geht es Anthony Modeste?“ Die Verletzung des Franzosen war das Hauptgesprächsthema in der Vorbereitung auf das Heimspiel des effzeh gegen den FC Ingolstadt. Mit fünf Saisontoren in sechs Spielen war er immerhin statistisch auf einem Niveau mit Robert Lewandowski, Pierre-Emerick Aubameyang und Javier Hernandez. Bereits in der vergangenen Saison war der effzeh zudem sehr abhängig vom 28-jährigen, der in der abgelaufenen Saison 15 Tore erzielte.
Dass und wie Modeste die Bedenken während des Spiels gegen den Audi-Klub weggewischt hat, ist beeindruckend gewesen. Mit seinen inzwischen sieben Saisontreffern liegt Modeste mittlerweile in der Torjägerliste alleine an der Spitze. Die restliche Mannschaft verlässt sich auf ihn und profitiert davon, weil das komplette Angriffsspiel darauf abzielt, den Franzosen in die bestmögliche Abschlussgelegenheit zu bringen. So verzweifelt und abhängig wie in der vergangenen Spielzeit wirkt das Spiel der Domstädter jedoch nicht mehr, wenngleich Modeste nach wie vor mit Abstand der treffsicherste Spieler ist.
Mehr (Selbst-)vertrauen, mehr Varianten…
Vor allem das Aufblühen Yuya Osakos trägt dazu bei, dass die Offensive besser funktioniert. Der Japaner zeigt in seiner dritten Saison endlich, welches Potential in ihm steckt. Er bewegt sich nach wie vor extrem geschickt auf dem Feld und die Ballbehandlung ist so exzellent wie zuvor auch, aber er ist endlich effektiver geworden. Seine zwei Assists gegen Ingolstadt stehen symbolisch dafür: ein toller Pass auf Anthony Modeste vor dem 1:0, ein geschicktes Dribbling, das einen Foulelfmeter zum 2:0 verursacht – Osako ist der lang gesuchte Sturmpartner für Anthony Modeste, der diesem mit seinen Bewegungen, seiner Technik und cleveren Laufwegen die nötigen Freiräume verschafft.
Was den Japaner allerdings vor allem auszeichnet, ist sein gestiegenes Selbstbewusstsein. Das trifft wiederum auf die gesamte Mannschaft zu. Speziell im Offensivspiel wirken die Abläufe ähnlich abgestimmt wie vorher, jedoch mit einer anderen, neuen Wucht. Während die Defensive schon immer gut funktionierte, gilt dies mittlerweile auch für das Angrifsspiel – und das mit nahezu unverändertem Personal im Vergleich zur Vorsaison. Das gewachsene Selbstvertrauen zeigt sich auch in der Chancenverwertung, in der der FC (im Vorjahr noch abgeschlagen Letzter) zur Zeit laut kicker-Tabelle den vierten Platz belegt. Dazu sagte Peter Stöger noch vor einigen Tagen, dass man Abschlussstärke nicht trainieren könne, das sei eine Frage des Selbstvertrauens.
Das neu gewonnene Selbstbewusstsein zeigte sich gegen Ingolstadt auch in den fließenden Formationswechseln der Mannschaft. Vom 4-4-2 über ein 3-5-2 und ein 4-1-4-1 beherrschten die Kölner alle Formationen perfekt, was auch schon gegen Bayern München sichtbar war. Die Spieler und das Trainerteam haben aufgrund der Erfolge neben dem Selbstvertrauen auch mehr Mut und probieren verschiedene Dinge im Spiel aus. Lange ließ Peter Stöger konservativ und auf Sicherheit bedacht spielen und wurde vor allem im ersten Ligajahr für letzteres teils auf absurde Weise kritisiert. In diesem Kalenderjahr zeigt er sich experimentierfreudiger – und hat Erfolg damit. Weil die Mannschaft die Defensive niemals vernachlässigt und weiß, dass sie den Grundstein des Erfolgs bildet, den Stöger bereits in der zweiten Liga gelegt hat.
… und mehr Gejammer der anderen
Der Erfolg der einen ist aber nun einmal auch der Misserfolg der anderen (das Phrasenschwein freut sich). Markus Kauczinski, Trainer des bayrischen Werksvereins, echauffierte sich nach dem Spiel über Schiedsrichter Tobias Welz, Marvin Matip und Thomas Linke tuteten ins gleiche Horn. Welz lieferte tatsächlich eine schauderhafte Leistung ab. Das sehr knappe Abseits vor dem 1:0 übersah er ebenso wie ein Foul von Dominique Heintz im Strafraum und wieso er dem effzeh einen späten Vorteil abpfiff, weiß er wohl auch selbst nicht. Nicht erwähnt wurde in der Presse, welch kleingeistiger und schlimmer Linie auch Welz in der Zweikampfbewertung folgte. Markus Suttner etwa hätte für diesen Tritt gegen Yuya Osako auch die rote Karte sehen können und wo es ein „klares Handspiel“ des Japaners vor dem Elfmeter gewesen sein soll, weiß wohl auch niemand so recht.
Kauczinski und co. half die Jammerei über Welz offensichtlich bei der Frustrationsbewältigung, nicht aber beim Erkennen der Realität. Angeblich sei Ingolstadt die bessere Mannschaft gewesen, „höhere Mächte“ hätten einen Ingolstädter Punktgewinn verhindert und sowieso habe sich vieles gegen die Bayern verschworen. Man fragt sich an dieser Stelle, welches Fußballspiel diese Leute gesehen haben. Der effzeh war in nahezu jeder Phase dominant und kontrollierend, außerdem hätte er bei einem 0:0 zur Pause wahrscheinlich ähnlich offensiv gespielt wie in der ersten Halbzeit. Dem Schiedsrichter die Schuld für eine solche Niederlage zu geben, ist abenteuerlich. Wie formulierte es jemand im effzeh-forum so schön? „Höhere Mächte? Pah! Die Macht heißt 1.FC Köln, ihr Lutscher!“
Mehr gibt es zu dem Spiel nicht zu sagen. Die Show geht weiter.