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Nachspiel

I’ve been looking for freedom

Die Berliner Mauer gibt ein Gastspiel in Köln-Müngersdorf, doch niemand macht beim effzeh den David Hasselhoff. Ansonsten bleibt zu sagen: Das gleicht sich alles wieder aus!

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Irgendwann in der 20. Minute dürfte die Erkenntnis auch in der letzten Zuschauerreihe des Müngersdorfer Stadions angekommen sein: Diese Hertha ist ein wirklich, wirklich fies zu bespielender Gegner. Taktisch enorm gut aufgestellt, von der Raumaufteilung stets gut sortiert, dazu clever in Zweikämpfen und beim Ballverteilen. So war es kaum verwunderlich, dass sich die effzeh-Elf mit ihren bekannten Schwächen extrem schwer tat. Zwar begannen die „Geißböcke“ wie die Feuerwehr und kamen durch Mavraj und Modeste zu zwei Torgelegenheiten, ansonsten zeigte die „Alte Dame“ ihre Qualitäten. Die Mauer stand – und beim effzeh murmelte man leise flehend „I’ve been looking for freedom“. Doch David Hasselhoff trat nicht auf.

Stattdessen kam – wie schon im Hinspiel – Vedad Ibisevic zu seinem Auftritt. Die Reinkarnation von Arie van Lent (oder war es Peter Wynhoff? Oder Alexander Meier?) schien sich schon vor dem Spiel sicher zu sein, dass es heute wieder etwas wird. Nachdem Sturmkollege Salomon Kalou seine Zielvorrichtung mehr Richtung Frittenbude im Oberrang justiert hatte, machte es der Serbe deutlich besser. Gesehen hat der Autor dieser Zeilen davon herzlich wenig: So manch ein Stadionbesucher scheint es wichtiger zu finden, rechtzeitig am Bierstand oder der Würstchenbude zu sein statt sich auf den Grund der Anreise, nämlich dieses Fußballspiel, zu konzentrieren. Und damit die größtmögliche Störung erreicht wird, bleiben die feinen Herren und Damen natürlich mitten auf der Treppe stehen, wenn etwas Wichtiges auf dem Platz passiert. Man will ja auf dem Weg zum (Vor)-Pausenimbiss bloß nichts verpassen. Der Anfang der zweiten Halbzeit ist dagegen unwichtig, es reicht offenbar ein Erscheinen erst so gegen Minute 55.

Verpasst hat man an diesem Freitagabend allerdings wirklich nicht viel: Der effzeh müht sich wie gewohnt gegen defensiv stabile Gegner ab, da die Pass- und Entscheidungsqualität abermals zu wünschen übrig ließ. Wenig Qualität in den Entscheidungen brachte auch Schiedsrichter Tobias Stieler in die Partie: Der Hamburger, der Montags noch bei der grausamen Schwalbe des Düsseldorfers Sercan Sararer gegen effzeh-Legende Miso Brecko (nun: 1. FC Nürnberg) auf Elfmeter entschied und auf der anderen Seite den „Glubberern“ einen klaren Handelfmeter verweigerte, war erneut nicht ganz auf der Höhe des Geschehens. Berlins Skjelbred mutierte im eigenen Strafraum derart zum Beachvolleyballer, dass selbst effzeh-Promifan Jonas Reckermann neidisch geworden wäre. Der fällige Pfiff blieb – welch Überraschung – wieder einmal aus. Vielleicht muss, damit der effzeh endlich einen Handelfmeter zugesprochen bekommt, der Gegner sich den Ball demnächst wie beim Basketball zupassen.

Quelle: effzeh-forum.de/SKY

Quelle: effzeh-forum.de/SKY

Aber es gleich sich ja alles aus während einer Saison – das durfte die Stöger-Elf bereits in der vergangenen Spielzeit bewundern. Aktuell steht der Nicht-Pfiff-Counter bei sage und schreibe sieben Stück: Gegen Hoffenheim waren es zwei klare Strafstöße, in Darmstadt wurde Vogt ebenso klar gefoult in Hamburg Filip Mladenovic, Jonas Hector gegen Frankfurt ebenso deutlich wie gegen Dortmund Pawel Olkowski. Umstrittene Aktion wie Dahouds Ellbogencheck in Bittencourts Gesicht im Derby nicht einmal mitgerechnet. Über #handrööösen will ich komplett schweigen. Das ist aber nicht deshalb ärgerlich, weil der effzeh am Freitagabend einen Punkt verdient gehabt hätte. Nein, das hatte er weiß Gott nicht – trotz der Chancen am Ende der Partie. Es ist ärgerlich, weil es das Momentum einer Saison ganz anders werden lässt. Es ist rein hypothetisch, aber die Fehlentscheidungen haben in dieser Saison einen großen Anteil daran, dass der effzeh nicht zur Überraschungsmannschaft mutiert ist.

Nun steht die Stöger-Elf da, wo sie hingehört. Ins Niemandsland der Tabelle. Das mag in Köln so manch einer überkritisches Gemüt stören, dass sich eine schnellere Entwicklung wünscht. Letztlich ist es aber das, was vor der Saison angesprochen wurde. Die Politik der kleinen Schritte. Wandel durch Annäherung quasi. Auf David Hasselhoff müssen wir leider noch ein wenig warten!

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