Hat schon irgendwie was, so eine Europapokal-Woche mit drei Spielen in sieben Tagen. Dass die Ergebnisse kürzlich für den effzeh nicht allzu berauschend waren, ist natürlich schon ein Problem, allerdings gibt es nach dem Ausscheiden gegen den SV Ujah Bremen schon drei Tage später die Möglichkeit, es im Heimspiel gegen Hoffenheim besser zu machen.
Dort wurde nach zweieinhalb Jahren und 85 Spielen Anfang der Woche der ehemalige Cheftrainer Markus Gisdol von seinen Aufgaben entbunden und es übernahm der Schalker Jahrhunderttrainer, die Stuttgarter Lebensversicherung und der kölsche Aufstiegstrainer aus dem Jahr 2005 namens Hubertus Jozef Margaretha Stevens, der Einfachheit halber ruft man ihn Huub. Seine Mission im Kraichgau beschränkt sich bis auf weiteres erst einmal bis zum Sommer, bevor mit dem 28jährigen Julian Nagelsmann der ab dann jüngste Bundesligatrainer der Geschichte übernehmen wird – abgesehen von einem gewissen Bernd Stöger Stöber, der am 23. Oktober 1976 im Alter von 24 Jahren interimsmäßig auf der Bank des FC Saarbrücken saß und sein einziges Bundesligaspiel mit 1:5 verlor. Für den damaligen Gegner trafen Hannes Löhr zweifach, Gerhard Strack, Dieter Müller und Harald Konopka. Na, klingelt’s?
Welche Serie reißt?
Ohne die neue Hoffenheimer Strategie bewerten zu wollen, erwartet den effzeh am Samstag ein gleichermaßen wichtiges wie schwieriges Spiel, welches man tunlichst gewinnen sollte, um den guten Saisonstart mit einem weiteren Dreier zu veredeln. Die beiden letzten Auftritte in der Bundesliga gingen bekanntlich aus unterschiedlichen Gründen verloren, am Samstag bietet sich die Möglichkeit, gegen ein weiteres Team auf Augenhöhe den Punkteschnitt weiterhin auf einem Schnitt zu halten, der Richtung Klassenerhalt führen würde. Für alle Statistikfreunde empfiehlt sich ein Blick in die Annalen, denn der effzeh verlor keines der letzten sieben Duelle gegen die TSG. Sehr präsent in unser aller Erinnerung ist noch das etwas wilde 3:2 aus dem April, als Treffer von Matze Lehmann, Anthony Ujah und ein überragendes Solo von Jonas Hector dafür sorgten, dass der effzeh einen Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt unternahm. Damals machte bei Hoffenheim ein gewisser Anthony Modeste von sich reden, der nach seiner Einwechslung traf und auch ansonsten ein enormer Unruheherd war. Das vorherige Heimspiel im September 2011 gewann der effzeh unter Stale Solbakken mit 2:0, es trafen Mato Jajalo und Lukas Podolski. Lang ist’s her… Ähnlich weit zurückdenken muss man auch, wenn man den letzten Sieg des effzeh gegen Huub Stevens finden möchte: diesen gab es im Oktober 1996, ein Doppelpack von Ioan Vladoui machte für den effzeh den Unterschied. In den darauffolgenden neun Partien konnte Stevens fünfmal gegen den effzeh gewinnen, vier Spiele gingen unentschieden aus. Die Bilanz gegen Stevens ist also aus rot-weißer Sicht schon ausbaufähig.
Doch wie immer ist das Makulatur, denn am Samstag treffen zwei Mannschaften aufeinander, die in der harten Realität der Bundesliga gefangen sind. Hoffenheim konnte bislang nur eines von zehn Spielen gewinnen und läuft der Musik schon ein wenig hinterher, weswegen sich die sportliche Leitung dazu entschied, mit Huub Stevens einen ausgewiesenen Fachmann für tabellarische Notsituationen zu verpflichten. Dabei ist die Bezeichnung „Feuerwehrmann“ sicherlich etwas irreführend, da Stevens bereits bei seinen vorherigen Engagements unter Beweis stellen konnte, dass er durchaus auch auf höherem Niveau und nicht nur im Tabellenkeller Erfolg haben kann. Sein Sieg mit den Schalker Eurofightern im UEFA-Cup 1997 spricht Bände, genauso die gewonnene Meisterschaft in Österreich mit Red Bull Salzburg und der Aufstieg mit dem effzeh im Jahre 2005.
Wie geht Stevens’ Team in die Partie? Was macht der effzeh?
Seine sofortigen Maßnahmen im Vorfeld des Spiels gegen den effzeh werden sich wohl darauf beschränken, einer verunsicherten, aber durchaus qualitativ hochwertig bestückten Mannschaft die nötige Kompaktheit zu verleihen, um der Mannschaft die nötige Struktur zu geben. Dies ist normalerweise der erste Schritt eines neuen Trainers und Stevens bewies auch zuletzt beim VfB, dass er Abstiegskampf zunächst über eine solide defensive Grundordnung angeht. Die erste Trainingswoche hat er dazu genutzt, sich ein Bild von seiner Mannschaft zu machen, um angemessen auf die personellen Zwänge reagieren zu können, da mit Bikakcic und Volland zwei eminent wichtige Säulen der Hoffenheimer Mannschaft gesperrt fehlen. Gerade Kevin Volland entwickelte sich in der Vergangenheit immer mehr zur Hoffenheimer Lebensversicherung, da er in den vergangenen vier Spielen viermal traf (je ein Doppelpack gegen Augsburg und Stuttgart). Dementsprechend ist es für den effzeh durchaus von Vorteil, dass mit ihm der Fixpunkt in der offensiven Reihe der TSG wegfällt. Diese wird komplettiert durch Eduardo Vargas, einen chilenischen Nationalspieler von unbestrittener Qualität, der aber bei seinen bisherigen Stationen in Europa (Napoli, Valencia und bei den Queens Park Rangers) nicht richtig Fuß fassen konnte. Neben ihm dürfte am Samstag höchstwahrscheinlich Adam Szalai stürmen, welcher auch im vergangenen Heimspiel gegen den HSV begann. Als Alternativen stünden Kevin Kuranyi und Mark Uth bereit und bei beiden ist die „Ich treffe eigentlich nie, außer gegen den effzeh“-Gefahr relativ groß. Bicakcic dürfte in der Innenverteidigung vom Schweizer Fabian Schär ersetzt werden. Im defensiven Mittelfeldzentrum sind Polanski und Schwegler gesetzt. Weiterhin wird es interessant sein zu sehen, wie Stevens die Flügelpositionen besetzen wird. Ich persönlich tippe darauf, dass er erst einmal versuchen wird, Stabilität durch die Aufstellung defensivstarker Außenspieler wie Kim oder Kaderabek herzustellen. Da auch der effzeh momentan nicht vor Selbstvertrauen strotzt, wird sich wohl ein Abnutzungskampf mit vielen Zweikämpfen im Mittelfeld entwickeln, dem allerdings von effzeh-Seite durch ein frühes Tor entgegengewirkt werden kann. Als potentieller Torschütze stünde natürlich Anthony Modeste bereit, welcher in bester Ujah-Tradition für das Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Klub, bei dem er nicht richtig zufrieden war, besonders motiviert sein dürfte.
Aus der Personallage des effzeh ergibt sich, dass sowohl Pawel Olkowski als auch Simon Zoller nach ihren unter der Woche beim Pokalspiel erlittenen Muskelverletzungen nicht im Kader stehen werden. Ein dickeres Fragezeichen steht noch hinter Leonardo Bittencourt, ein kleineres hinter Yannick Gerhardt. Die Rückkehr der beiden zuletzt formstarken Spieler wäre eminent wichtig für das Spiel gegen Hoffenheim, da beide durch ihre unbestrittenen offensiven Qualitäten den Unterschied in einem höchstwahrscheinlich engen Spiel ausmachen können. Marcel Risse wird aller Wahrscheinlichkeit nach den Posten des Rechtsverteidigers übernehmen und ich hoffe inständig, dass zumindest eine seiner Flanken den Kopf von Modeste finden wird. Knüpft der effzeh an dem zweiten Durchgang in Bremen an, könnte das letzte Heimspiel vor Beginn der Karnevalssession einen durchaus positiven Verlauf nehmen und der effzeh seinen Platz im Mittelfeld der Liga festigen. Samstag um 17:20Uhr sind wir schlauer.
Faktenwissen für die Halbzeitpause:
Das erste Aufeinandertreffen beider Vereine fand im November 2002 im DFB-Pokal statt und endete mit 5:1 für den effzeh. Für den damaligen Zweitligisten aus Köln trafen Francis Kioyo, Markus Kreuz, Markus Happe, Matthias Scherz und Andrew Sinkala. Für Hoffenheim war ein gewisser Sven Eller erfolgreich.