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Nachspiel

Ein erster Vorgeschmack

Zwei verdiente Erfolge bringen dem effzeh den Premierensieg beim Colonia Cup. Die Spiele gegen Stoke City und dem FC Valencia zeigen, dass sich die Stöger-Elf zum Leckerbissen avancieren könnte.

© effzeh.com
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Zwei verdiente Erfolge bringen dem effzeh den Premierensieg beim Colonia Cup. Die Spiele gegen Stoke City und dem FC Valencia zeigen, dass die Stöger-Elf zum Leckerbissen avancieren könnte.

Strahlendes Wetter in Müngersdorf, kaum Platz in der Bahn – na ist denn heute Bundesliga? Nicht ganz! Aber das Gefühl kam schon ansatzweise auf – dem Bier vom Neumarkt-Kiosk sei Dank. Alleine das macht schon klar, wie heiß man mittlerweile auf das erste Pflichtspiel ist. Aber der Reihe nach: Wir haben nun Anfang August, der Colonia Cup rief und nicht nur effzeh.com fand eine Woche vor dem Pflichtspiel-Auftakt im DFB-Pokal den Weg Richtung Stadion ohne Probleme.

Es sollte sich an beiden Tagen lohnen – vor allem wegen eines Teams, das den Geißbock auf der Brust trug und überraschend sehenswerten Fußball zelebrierte. Passstafetten, technische Kabinettstückchen, Offensivdrang und sogar Tore nach Standardsituationen: Viele Anhänger auf den spärlich gefüllten Tribünen rieben sich ob der Leistungen der Stöger-Elf verwundert die Augen. Sowohl beim 2:1 über Stoke City, das das starke Eigengewächs Yannick Gerhardt kurz vor Schluss sicherstellte, als auch beim 3:2 gegen den spanischen Spitzenklub FC Valencia überzeugte der effzeh auf ganzer Linie. Das lag vor allem an dem nicht ganz neuen offensivem Erkundungsdrang.

Breit wie nie

Die Aufstellung gegen Stoke City roch schon sehr nach A-Elf, das gespielte 4-1-4-1 dürfte nach allen Eindrücken der Vorbereitung die Grundstruktur der Zukunft darstellen. Neben Timo Horn, Jonas Hector, Pawel Olkowski und dem neuen Kapitän Matthias Lehmann werden in der Innenverteidigung angesichts der Personalsituation sicherlich Dominique Heintz und Frederik Sörensen auflaufen. Doch auch Lukas Klünter zeigte sowohl gegen Stoke auf der Rechtsverteidiger-Position ebenso wie als Innenverteidiger gegen Valencia, dass auf ihn zu achten sein wird. Der 19-Jährige präsentierte sich besonders gegen die Spanier wie ein alter Hase und ließ Alvaro Negredo nur selten zur Entfaltung kommen.

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Das Gedränge im Kader wird größer, je weiter es nach vorne geht. Für die Viererreihe vor Lehmann stehen gleich mehrere Kandidaten zur Verfügung: Rechts geht kein Weg an Marcel Risse vorbei, der sich in starker Verfassung befindet. Auch Neuzugang Milos Jojic, der gegen Valencia einen Freistoß unter Mithilfe der gegnerischen Mauer direkt verwandeln konnte, darf sich aufgrund seiner spielerischen Qualitäten wohl auf einen Platz in der Startelf freuen. Auf der linken Außenbahn entscheidet Leonardo Bittencourts Fitness darüber, ob er oder doch Simon Zoller den Vorzug erhält. Der Rückkehrer aus Kaiserslautern zeigt sich spritziger und zielstrebiger als noch im vergangenen Sommer. Auch die ungewohnten Defensivaufgaben erledigt der Angreifer mit großem Elan. Einer der Überraschungen der Vorbereitung!

Gewinner ohne Stammplatz?

Eine Überraschung ist Yannick Gerhardt sicherlich nicht, dennoch ist der Youngster wohl DER Gewinner des Sommers. Dynamisch, konzentriert, engagiert und griffig – der 21-Jährige, der auf dem Platz deutlich erwachsener wirkt als sein Alter erwarten lässt, könnte zum absoluten Durchstarter der Saison avancieren. Wäre da nicht die Frage, ob das Eigengewächs überhaupt in der Mannschaft stehen wird. Denn: Das Duell um den freien Platz in der Zentrale wird zwischen ihm und Yuya Osako ausgefochten.

Es ist auch ein Duell verschiedener Spielansätze: Der Japaner ist eher das Verbindungsglied zwischen Mittelfeld und Angriff, agiert taktisch irgendwo zwischen hängender Spitze und Spielmacher. Im Pressing spielt Osako eine ebenso wichtige Rolle wie als Ballverteiler. Gerhardt dagegen ist dank seiner Dynamik eher jemand, der Löcher reißen kann, der defensiver denkt und Räume zustellt. Es könnte sein, dass sich ein „Jobsharing“ je nach Gegner und Tagesform anbietet. Schade um zwei gute Fußballer, gut für Peter Stöger, der mittlerweile mehr die Qual der Wahl denn die Wahl der Qual hat. Der Kader ist qualitativ stärker, vor allem in der Breite bieten sich dem Österreicher deutlich mehr Optionen.

Das gilt auch für den Angriff: Anthony Modeste ist mit seiner Wucht, seinen klugen Laufwegen und seiner spielerischen Fähigkeiten wohl derzeit die Nummer eins im Sturm. Die Auswirkungen einer Formkrise oder Verletzung des Franzosen muss Stöger nicht zu hoch hängen: Hinter Modeste drängen Philipp Hosiner und Bard Finne auf Einsatzzeiten. Zwei Akteure, die ganz andere Spielertypen darstellen. Hosiner ist eher ein Instinktspieler, der sich (wie gegen Valencia gezeigt) clever bewegt und beim Abschluss nicht lange fackelt. Finne besticht durch seine unorthodoxe Spielweise, die ihm immer wieder erlaubt, in gefährliche Situationen zu gelangen.

Die Ausrichtung ist klar

Ist personell noch auf so mancher Position unklar, wer denn die Saison als Stammkraft in Angriff nehmen darf, so zeichnete sich die taktische Ausrichtung beim Colonia Cup schon deutlich ab. Interessant waren zwei Details: Der effzeh bot im Spiel gegen den Ball immer wieder Pressingpaare (Risse/Jojic, Bittencourt/Hector) auf, die ab Höhe Mittellinie zwar recht passiv attackierten, dafür aber die Räume im Duett mit einem dritten (gegen Stoke beispielsweise Osako) sehr gut zustellte. Dass angesichts der Neuen die Abstimmung noch nicht tausendprozentig passte, darf zu verschmerzen sein.

Weiterhin enorm wichtig für das effzeh-Spiel wird Jonas Hector sein: Der Nationalspieler deckt nahezu die komplette linke Außenbahn ab. Gegen Stoke versuchte es der effzeh mit dem Schachzug, das Spiel auf die rechte Seite zu verlagern, dort Überzahlsituationen zu schaffen und dann den Linksverteidiger mit einer cleveren Seitenverlagerung ins Spiel zu bringen. Eine Variante, die Hectors Offensivdrang zu Gute kommen könnte. Die sich so bietenden Räume kann der passsichere Außenverteidiger sicherlich effektiv nutzen. Die Grundtendenz ist aber klar: Stögers effzeh wird ein 4-1-4-1 präferieren, der über ein spielstarkes Offensivzentrum und schnelle Außen zum Erfolg kommen möchte.

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Es waren nur Testspiele

Beide Spiele beim Colonia Cup geben in der Hinsicht Anlass zum Optimismus. Das 1:0 gegen Stoke beispielsweise war ein wunderschön herauskombiniertes Tor, das so sicherlich lang nicht mehr in Müngersdorf zu bewundern gewesen sein. Die Neuzugänge wirken schon sehr gut eingebunden, die Stimmung im Team scheint trotz des Konkurrenzkampfes nicht getrübt zu sein. Davon kann auch seit der Halbzeitpause auch der effzeh-Hoffotograf ein Liedchen singen. Auch unter den vielen Wechseln litt das Spiel der Stöger-Elf nicht übermäßig. Egal wer spielt: Er fügt sich gut in das System ein.

Diese Zeichen stimmen positiv in Richtung Saisonstart, auch wenn es gerade in der Defensive den ein oder anderen ungewohnten Wackler gab. Dennoch darf nicht vergessen werden: Es waren nur Testspiele. Sowohl Stoke als auch Valencia wurden nicht in Bestbesetzung bespielt, mitunter schienen besonders die Spanier das Spiel zeitweise nicht allzu ernst zu nehmen. Die Generalprobe ist geglückt, den Ernstfall stellten beide Gegner aber noch nicht dar. Wichtig wird es in der Liga am 16. August in Stuttgart. Auch die Schwaben tankten dank einer Gala gegen Manchester City viel Selbstbewusstsein. Die breite Brust wird spätestens ab 19.20 Uhr bei einem Team Geschichte sein.

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