Mit Milos Jojic kommt ein hochveranlagter Spieler in die Domstadt, der in Dortmund zuletzt zwar nicht mehr zum Zug kam, dessen Qualitäten jedoch unbestritten sind.
Milos Jojic
Geburtstag: 19. März 1992 (23 Jahre)
Größe: 1,77m
Nationalität: Serbien
Position: zentrales Mittelfeld
Starker Fuß: beidfüßig
Bisherige Vereine: FK Partizan U19 (bis 2010), Teleoptik Zemun (7/2010 – 1/2012), FK Partizan (1/2012 – 1/2014), Borussia Dortmund (1/2014 – 7/2015)
Ausgeliehen an: Teleoptik Zemun (1/2012 – 6/2012 von FK Partizan)
Gleich vier Mal binnen nicht mal einer Minute schrien 80.000 Kehlen seinen Namen. Kann es einen besseren Einstand geben? Wohl kaum. Gerade erst hatten BVB-Stadionsprecher Nobby Dickel und das Publikum im ausverkauften Dortmunder Westfalenstadion den jungen Serben Milos Jojic mit der dreifachen Ausführung des üblichen Wechselspiels aus Vor- und Nachnamen im deutschen Profi-Fußball willkommen geheißen, da durfte Dickel sein Mikrofon schon wieder zücken:
„Tor für Borussia Dortmund. Torschütze war der Spieler mit der Nummer 14 – Miloooooos Jojic!“ 17 Sekunden und nur einen einzigen Ballkontakt hatte Dortmunds Winterneuzugang für sein erstes Bundesliga-Tor benötigt. Einen Schuss von Kevin Großkreutz hatte Frankfurts Keeper Kevin Trapp nicht festhalten können. Jojic war in Position gelaufen und staubte ab. 17 Sekunden, so lang braucht Usain Bolt in etwa um von der einen Torauslinie zur anderen zu laufen – und wieder zurück. Als schnellstes Tor eines Debütanten ging Jojics erster Bundesliga-Ballkontakt in die DFL-Geschichtsbücher ein. Für das schnellste Jokertor reichte es allerdings nicht. Hier haben weiterhin Ricardo Costa (VfL Wolfsburg/15 Sekunden) und Bayern-Schreck Uwe Wassmer (SC Freiburg/13 Sekunden) die Nase vorn.
Verschmerzbar, denn in Dortmund hatte der damals 21-Jährige, der als Ersatz für den am Knie verletzten Jakub Blazczykowski im Winter der Saison 2013/14 geholt wurde, mit seinem ersten Einsatz gleich mächtig Eindruck hinterlassen. Jojics Landsmann und Trainerfuchs Dragoslav Stepanovic hatte BVB-Coach Jürgen Klopp schon zuvor zu einem echten Schnäppchen gratuliert und schien das richtige Gespür gehabt zu haben. Mit seinem fünften Bundesliga-Torschuss gelang dem bei Partizan Belgrad ausgebildeten Mittelfeldspieler beim Sieg gegen Mainz in seinem siebten Einsatz für den BVB Treffer Nummer drei. Ein weiterer sollte in der Rückrunde noch hinzukommen. Und auch auf internationalem Parkett konnte sich der beidfüßig starke Kreativspieler aussichtsreich in Szene setzen. Beim 2:0-Triumph des BVB über Real Madrid zeigte Jojic über 90 Minuten eine starke Partie, auch wenn er Dortmunds Viertelfinal-Aus nach der 0:3-Hinspielpleite nicht verhindern konnte. Knapp zwei Millionen hatten die Schwarz-Gelben an Partizan überwiesen. Ein wahres Schnäppchen, waren sich Verantwortliche und Fans des BVB angesichts des fulminanten Starts schnell einig.
Milos Jojic weiß, wie man Eindruck hinterlässt. In seinem ersten Spiel für den FK Partizan erzielte er nach seiner Einwechslung ebenso ein Tor, wie bei seinem Debüt für die Serbische A-Nationalmannschaft. Beim Länderspiel gegen Japan erzielte der in Belgrad geborene Jojic im Oktober 2013 nur vier Minuten nach seiner Einwechslung den ersten Treffer für sein Heimatland. Blitzstarter Jojic. Während er in Serbien 2013 noch zum Spieler der Hinrunde gewählt wurde, konnte er in Dortmund jedoch nicht dauerhaft glänzen. In der Hinrunde der abgelaufenen Saison reichte es für den Spielgestalter zwar noch zu ein paar Einsätzen, ab Beginn der Rückrunde war er dann aber außen vor. Obwohl er, nach eigenem Befinden hart arbeitete und sich im Training kontinuierlich anbot, ließ Klopp ihn lediglich am allerletzten Spieltag noch einmal für neun Minuten auf dem Dortmunder Rasen kicken. Ein kurzer Dank zum Abschied. Dort, wo er anderthalb Jahre zuvor so fulminant gestartet war.
“Ich weiß nicht, warum ich plötzlich außen vor war. Über die Sommerpause konnte ich mich im Team etablieren. Als es zu Beginn in der Bundesliga nicht lief, wurde ich rausgenommen und saß entweder auf der Bank oder der Tribüne. Ich habe im Training alles gegeben, um eine neue Chance zu erhalten. Die bekam ich nicht mehr. Wieso? Keine Ahnung. Jürgen Klopp sprach mit mir nicht darüber”, erklärte Jojic zuletzt im ausführlichen goal.com-Interview.
Dass Milos Jojic im Dortmunder Starensemble zuletzt keine Rolle mehr gespielt hat, bedeutet jedoch keineswegs, dass der 23-Jährige kein guter Fußballer ist. Wer zuletzt die Europameisterschaft der U21-Junioren in Tschechien aufmerksam verfolgte, der sah einen Milos Jojic in guter Verfassung. Spielübersicht, ebenso kluge wie überraschende Pässe, die für gegnerische Abwehrreihen kaum vorhersehbar sind, und ein versierter Standardschütze ist er noch dazu.
Dieser junge Mann, dem auf facebook unzählige Fanseiten huldigen, spielt ab der Saison 2015/16 also für den 1. FC Köln. Mit einer geschätzten Ablösesumme von rund drei Millionen Euro hat Borussia Dortmund noch einen kleinen Transfergewinn erzielt, unverhältnismäßig teuer ist Jojic jedoch keinesfalls. Mit der Aussicht auf einen Stammplatz könnte der Serbe dauerhaft die Qualitäten an den Tag legen, die er in Dortmund nur zu Beginn seines Engagements aufblitzen ließ und das spielerische Element werden, auf dass man in Köln gewartet hat. (von den Standardsituationen gar nicht zu sprechen).
effzeh.com wünscht Milos Jojic nicht nur einen guten Start (den erwarten wir bei der Vorgeschichte!), sondern dauerhaft gute Leistung im Trikot mit dem Geißbock auf der Brust. Auf dass auch uns „Lebbe geht weider“-Stepanovic bald zu einem Schnäppchen gratulieren darf. Zum Abschluss noch ein Tipp für Peter Stöger: Unsere neue Nummer acht im ersten Spiel ruhig von der Bank bringen, dann klappts auch mit dem Tor!