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Interviews

“Modeste ist kein Strafraumstürmer”

Seit Freitagabend ist Anthony Modeste endgültig ein Kölner. Wir sprachen mit 1899-Blogger Julian über die Stärken und Schwächen des neuen Angreifers.

Foto: Pascu Mendez via CC BY-NC-SA 2.0

“Neu ist immer besser” – getreu diesem Motto bieten Neuzugängen immer Stoff zum Träumen. Schließlich hat man ihn nicht jede Woche 90 Minuten vor der Linse gehabt, mit den Kollegen Vorzüge und Nachteile der Spielweisen rauf und runter diskutiert und ist letztlich zu einem bestimmten Urteil gelangt. Grund genug, sich auch bei Anthony Modeste eine externe Meinung einzuholen, die den Franzosen häufiger hat spielen sehen als wir. Fragen gibt es sicherlich genug: Julian, 1899-Blogger von neureich-bimbeshausen.de, spricht mit uns über Anthony Modeste, seine Stärken und Schwächen sowie seine Erfolgschancen beim effzeh.

effzeh.com: Beschreib doch einmal die Stärken und Schwächen des Spielers.

Julian: Modeste ist zuallererst ein großer Spieler und für Kopfbälle nach Standards oder das direkte Ablegen langer, aus der Verteidigung geschlagener Bälle gut einsetzbar. Dabei ist er aber kein Strafraumstürmer, keiner, der alleine den Ball gegen mehrere Verteidiger behaupten kann, sondern eher leicht und athletisch, durchaus schnell. Er ist fleißig und hat damit großen Anteil daran, dass er oft zu Torchancen kommt, er erarbeitet sich viele Gelegenheiten selbst. Er wäre ein noch besserer Konterstürmer, wenn er seine Chancen konstant nutzen würde – das Verhältnis von Qualität und Quantität seiner Schussgelegenheiten, oft 1gg1-Momente mit den Torhütern, zu der Zahl resultierender Tore ist aber manchmal haarsträubend.

effzeh.com: Warum konnte sich Modeste in der vergangenen Spielzeit nicht mehr richtig durchsetzen?

Julian: Die Küchentischpsychologenfraktion erklärt seine Chancenverwertung damit, dass er viel Vertrauen braucht und gesetzt sein will, um seine volle Leistung abrufen zu können. Modeste wollte deswegen dem Vernehmen nach schon letzten Sommer nach Moskau wechseln, der Transfer scheiterte kurz vor Vollzug noch, da war Szalai aber schon verpflichtet. Hoffenheim hatte in der abgelaufenen Saison so nicht mehr nur zwei, sondern drei unterschiedliche, aber allesamt fähige Mittelstürmer: Sturmtank Szalai, Konterstürmer Modeste und den Meister des Angriffspressings, Sven Schipplock. Abhängig von Spielsystem, Gegner, Heim- oder Auswärtsspiel lief in etwa 30 von 34 Spielen nur einer der drei von Anfang an auf – bei Spielen mit Mittelfeldraute rückte Volland mit in die Spitze, Firmino war auf der 10 gesetzt und bei einzelnen Halbzeiten auf der Außenbahn konnte Modeste nicht überzeugen.

effzeh.com: Das Hoffenheimer Spielsystem ist ein sehr offensives, mit viel Zug zum Tor. Beim effzeh sieht es eher anders aus – glaubst du, Anthony wird sich darin zurechtfinden können und ist der richtige Stürmer für das Kölner Spiel?

Julian: Ich habe Köln vor allem in den beiden Spielen gegen die TSG gesehen, mit insgesamt 7 Toren für Köln, als Olkowski mehrfach von sonstwo traf, als Hector mit einem Solo durch alle ging… es waren wohl eher unübliche Partien für den 1. FC Köln, die es mir schwer machen, das Kölner Spiel einzuschätzen. Das Hoffenheimer Spiel war in der abgelaufenen Saison gar nicht mehr so ausdrücklich offensiv, insbesondere das erste Saisondrittel war von viel Stabilität geprägt und das schien ihm durchaus entgegen zu kommen, in der Phase traf er bei vier von fünf Startelfeinsätzen und bei beiden Pokalspielen. Grundsätzlich würden ihm beim Effzeh Schnelligkeit, Instinkt und Kopfballstärke weiterhelfen, aber angesichts der extrem wenigen Torschüsse, die sich der FC erspielt, dürfte sein Erfolg davon abhängen, wie präzise und nervenstark er mit seinen Chancen umginge.

effzeh.com: Hoffenheim hat dem Vernehmen nach mit dem Modeste-Abgang abermals ein Transferplus erzielt. Bist du mit dem Endergebnis zufrieden?

Julian: Er kam preisgünstig, hat den Verein mit seinem Spiel vorangebracht, sich selbst in Deutschland etabliert und hat jetzt Gelegenheit, sich anderswo zu beweisen. Damit profitiert die TSG nicht nur von seinen Leistungen und seiner Ablöse, sondern stellt auch die Reputation talentierten Spielern den Sprung in die Bundesliga zu ermöglichen, unter Beweis. Ich denke, dass dieser indirekte Gewinn, durch den sich seit Jahren Spieler wie zuletzt Fabian Schär für Hoffenheim überzeugen lassen, wertvoller ist als das eingenommene Geld.

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