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Seit Kazuki Nagasawa in Köln ist, hat der kleine Mann aus Japan schon viele Namen bekommen. Dazu gehören Spitznamen wie “Tsubasa” gleichermaßen wie Produkte babylonischer Sprachverwirrung. Da wird dann aus einem “Nagasawa” auch mal flott ein “Nagazaki” – am stetigen Lächeln des Japaners konnte das jedoch genauso wenig ändern, wie der Umstand, dass er durch Verletzungen lange Zeit fußballerisch überhaupt nicht mehr von der Stelle kam.
Dabei hatte alles so schön begonnen: Am 20. Spieltag der letzten Zweitliga-Saison feierte der wuselige Japaner sein Debüt für den 1. FC Köln, verletzte sich prompt, und wurde ausgewechselt. Doch ein paar Wochen später kam der feine Techniker dann umso stärker wieder zurück. Ab dem 26. Spieltag gehörte er zur festen Formation, die Trainer Peter Stöger ins Rennen schickte. Die “Geißböcke” sammelten Siege in Serie und stiegen schließlich verdient in die Bundesliga auf. Das muss nicht nur an Nagasawa gelegen haben. Doch mit dem Japaner in der Startelf verloren die Kölner bis heute lediglich zwei Liga-Spiele – in beiden musste “Tsubasa” übrigens verletzungsbedingt frühzeitig vom Platz.
Auch in der Partie gegen Hoffenheim, der ersten von Beginn an für Nagasawa in dieser Saison und in der Bundesliga überhaupt, gab es prompt einen Sieg. Und dieses Mal ist es unstrittig, dass der kreative Mittelfeldspieler seinen Anteil daran hatte. Zusammen mit Kollege Yuya Osako bot der 1,73-Meter-Mann eine starke Vorstellung im Müngersdorfer Stadion. Immer wieder blitzte die technische Raffinesse, die Spielfreude, die ihn ausmacht, auf.
Dabei hätte es für Nagasawa eine Saison zum Vergessen werden können: In der Vorbereitung zog sich der 23-Jährige einen Innenbandriss zu und war danach komplett raus aus der Mannschaft. Der Weg zurück auf den Platz erwies sich als langwieriger, als zunächst vermutet. Kaum war Nagasawas Innenband genesen, setzte ihn ein grippaler Infekt wieder außer Gefecht. Danach brauchte er lange Wochen, um sich die nötige Fitness, die gerade für schmächtige Spieler in der Bundesliga überlebenswichtig ist, anzueignen. Nach Kurzeinsätzen von der Bank in der Rückrunde, musste Nagasawa zunächst wieder auf die Tribüne. Dann folgte die Gelb-Sperre für den seinerzeit im Mittelfeld gesetzten Slawomir Peszko, und der Japaner bekam – vielleicht auch mangels Alternativen – den Zuschlag für die Startelf.
Er spielte gut, er spielte so, wie ihn die Kölner Fans in kürzester Zeit stürmisch lieben gelernt hatten. Der “Köln-Kagawa” drehte und wendete sich, sprintete und passte in dieser wunderbar frischen und willigen Art und Weise, die man manchmal in Müngersdorf vermisst. Sinnbildlich dafür steht seine Zuarbeit vor dem wichtigen Treffer zum 2:0 durch Anthony Ujah: Nagasawa ist in Ballbesitz und zieht gleich drei Hoffenheimer Gegenspieler auf sich. Panisch wird er nicht. Er wartet, wartet noch länger und spitzelt den Ball dann im richtigen Moment auf Osako weiter, der den einfachsten Traumpass zu Ujah spielt – der Rest ist Glückseligkeit.
Es mag für die ganze Mannschaft des 1. FC Köln ein schöner Sonntag gewesen sein: Heimsieg geholt, drei Tore gemacht, ordentlich Abstand zu den Abstiegsrängen geschafft und das zweite Mal in dieser Saison den Retortenklub aus Hoffenheim geschlagen – eine runde Sache, auch für Nagasawa selbst. Nur ein Effzeh-Spieler könnte mit kleinen Bauchschmerzen ins Bett gegangen sein: Slawomir Peszko. Denn der Pole wird sich ganz schön strecken müssen, um an einem Nagasawa in dieser Form wieder vorbei zu kommen.