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Meinung

Bumsi-Pädagogik

Das Derby sorgt immer noch für Diskussionen. Der effzeh widersprach zuletzt falschen Darstellungen in der Presse. Gladbachs Antwort folgte in Form von “Bumsi”. Der effzeh.com-Kommentar.

Foto: Dirk Unschuld

Das Derby sorgt immer noch für Diskussionen. Der effzeh widersprach zuletzt falschen Darstellungen in der Presse. Gladbachs Antwort folgte in Form von “Bumsi”. Der effzeh.com-Kommentar.

“Bumsi” ist das fiktive Sprachrohr auf der Webseite des Gladbacher Fanprojekts. Unter diesem Decknamen hat ebendieses – wie so gerne betont – “sozialpädagogische” Fanprojekt einen “ironischen” Text veröffentlicht, der eigentlich nur zum Ziel hat eine Opferrolle für sich selbst und die eigene Anhängerschaft herzustellen. Exemplarisch für dieses Meisterwerk soll hier erst einmal ein Absatz genügen:

“Gewaltbereite Gladbacher haben vor dem Derby damit angefangen, die stets friedlich auftretenden Ultras des FC im Umfeld des Stadions anzugreifen. Dadurch waren die wehrlosen Angegriffenen gezwungen, sich mit Eisenstangen, Bierbänken und Straßenpöllern gegen die Gladbacher Aggressoren zur Wehr zur setzen.”

Zurück zur Realität: Kurz nach dem Derby und den Vorfällen rundherum, hat der effzeh eine Stellungnahme veröffentlicht. Darin wurden die gewaltätigen Auseinandersetzungen – wie üblich – verurteilt und Konsequenzen angedroht. Das komplette Statement behandelt ausschließlich die Verfehlungen, die von Kölner Anhängern begangen wurden.

Auf der Webseite der Borussia findet man zu gleicher Zeit ein Interview mit dem Gladbacher Fanbeauftragen. Betitelt mit: “Wie vernünftige Gäste benommen”.

Thomas Weinmann verurteilt dort das “Aufeinandertreffen” von “gleichgesinnten Personen” – das sei erwähnt. Dann folgt aber schnell: “Ich muss unseren Fans ein großes Lob aussprechen.” Auch eine – zumindest im Vergleich zur Wortfindung bei der Beschreibung der ersten Prügelei – etwas dramatische Schilderung der späteren Attacken auf Gladbacher Fans auf der Vorwiese des Stadions darf nicht fehlen.

Weinmann hatte sich kurz nach dem Derby auch im “Express” zitieren lassen: “Unsere Fans haben dazugelernt und sich weiterentwickelt, was ich von der Kölner Szene leider nicht sagen kann. Auch da hängen sie uns um Jahre hinterher.” Und auch das Motiv der Derby-Choreografie kommentierte der Fanbeauftragte. Wer so etwas zeige, sorge bestimmt nicht für friedliche Stimmung.

Gegenüber “Spiegel Online” fand Weinmann dann nochmal ein paar Worte für den Gegner: “Mir tun die Kölner Leid, dass sie eine solche Fanszene haben.”

Diese provokanten Aussagen zeigten Wirkung: “Wir möchten den Kollegen bei der Borussia empfehlen, […], zunächst vor der eigenen Haustüre zu kehren”, zischte das Kölner Fanprojekt in einer Stellungnahme. Die Sicht der Gladbacher sei “selbstgerecht”.

Man kann sicher verschiedene “sozialpädagogische” Methoden benutzen, um etwas zu erreichen. Da gibt es bestimmt viele gute Taktiken. Nun waren es aber rund 80 Gladbacher, die bewaffnet auf die Kölner Südtribüne zustürmten. Dass daraus eine massive Schlägerei resultieren würde, sollte einen Fanbeauftragen nicht mehr überraschen. Die Aufgabe wäre also gewesen, herauszufinden wie das passieren konnte und wie man das in Zukunft verhinden kann. Weinmann schien sich aber mehr für die Kölner als für die Gladbacher Anhänger zu interessieren. Und ob das eine gute Methode ist, darf bezweifelt werden.

Nun – einige Zeit später – hat der effzeh sich gegen falsche Darstellungen in der Presse mit einem Statement zur Wehr gesetzt. Dabei erklärte man auch: “Zu der Auseinandersetzung […] ist es gekommen, weil rund 80 gewaltsuchende Personen aus der Gladbacher Hooliganszene die Südkurve des 1. FC Köln […] angegriffen haben.” Neben dieser – nach effzeh.com Informationen schlichtweg zutreffenden – Klarstellung findet man dort keinerlei Kritik in Richtung Borussia.

Die Reaktion der Gladbacher folgte dennoch – in Form von “Bumsi”: “Der FC beschwert sich über die falsche öffentliche Darstellung der Ereignisse rund um das Derby”, und weiter: “dass der FC sich schwer damit tut, die Schandtaten seiner ‘Fans’ bedarfsgerecht zu würdigen, kennen wir ja schon von früheren Geschehnissen.”

Nicht eine Zeile zur eigenen Aufarbeitung der Geschehnisse, nicht eine klare Ansage in Richtung derjenigen eigenen Anhänger, die aggressiv aufgetreten sind. Die Probleme mit den eigenen Fans sind und waren kein Thema für das Fanprojekt, das durch “Bumsi” spricht, und dessen Vorstand Thomas Weinmann ist. Der komplette Text handelt davon, was die Kölner so alles falschgemacht haben. Das ändert sich nun auch durch die “Ironie” nicht. Die “Sozialpädagogik” im Auftreten des “sozialpädagogischen Fanprojekts” sucht man bisher vergebens.

Dumpfe Provokation sollte bei einem sportlich zuletzt so erfolgreichen Klub eigentlich nicht die Agenda sein. Und hat zudem überhaupt nichts mit der eigentlichen Aufgabe der Institution “Fanprojekt” zu tun. Vielleicht sollte “Bumsi” daher ausnahmsweise mal auf den Rat der Kölner Kollegen hören und beginnen, “vor der eigenen Haustür zu kehren”. Denn sonst könnten einem bald die Gladbacher dafür Leid tun, dass sie so ein Fanprojekt haben.

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