Foto: Dirk Unschuld
Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln werden wir in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen stellen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Wir sind nicht nur gespannt, wieviel effzeh in den Anhängern der anderen Bundesligisten steckt, sondern erwarten auch eine Einschätzung zur Situation der eigenen Mannschaft.
Vor dem Spiel gegen die Eintracht aus Frankfurt standen uns Musikproduzent Arndt und Martin (will einfach im Internet keine privaten Details bekannt geben. Guter Mann) Rede und Antwort. Beide sind seit frühester Kindheit Anhänger der Frankfurter, leben aber mittlerweile seit längerem in Köln.
effzeh.com: Ihr lebt beide seit vielen Jahren in Köln. Was unterscheidet die beiden Städte in Bezug auf Menschen und Fußball?
Arndt: Ich glaube, es gibt hier vor allem viele Ähnlichkeiten. Genau wie der FC ist die Eintracht ein Traditionsverein, bei dem es in den letzten 10-15 Jahren ein stetes auf und ab gab. Und ähnlich wie in Köln sind auch die Frankfurter sehr begeisterungsfähig, d.h. nach einem Sieg wird direkt vom Europapokal gesprochen. Viele erinnern sich noch an die großen Zeiten mit Hölzenbein, Grabowski und co. Einen Unterschied sehe ich vor Allem im Maskottchen: Der Hennes kann im Gegensatz zu Attila nicht fliegen.
Martin: Im Fussball sehe ich hier wenig Unterschiede. Emotionen und Euphorie sind vergleichbar. Außerdem haben beide Städte/Teams in den letzten 10 Jahren ein ordentliches Auf- und Ab mitgemacht. Da weiß man wie der andere sich fühlt. Da ich seit jetzt seit 10 Jahren in Köln wohne stehen mir die Menschen hier natürlich näher. Die Atmosphäre wie hier, auch in den einzelnen Veedeln, gibt’s halt in Frankfurt nicht.
effzeh.com: Was außer Karneval, Dom und den effzeh beneidet ihr noch an Köln?
Martin: Die lockere und ungezwungene Atmosphäre die hier in der Stadt das ganze Jahr über herrscht.
Arndt: Dass der FC die Bundesliga gewonnen hat. Die Eintracht hat es bisher nur einmal geschafft, Deutscher Meister zu werden: 1959, vor der Bundesliga. Und dass es jemanden gibt wie den Poldi, den man immer als Kölner wahrnimmt, egal wo er gerade spielt. Das sieht jeder Fan gerne.
effzeh.com: Letzte Saison noch international vertreten, jetzt sportlich vermeintlich auf Augenhöhe – woran liegt das?
Arndt: Na, man muß schon sagen, dass das letztes Jahr für die Frankfurter der helle Wahnsinn war, sich überhaupt für den internationalen Fußball zu qualifizieren und für viele doch auch überraschend kam. Es gab nicht wenige, die gesagt haben, vielleicht war das zu früh für dieses Team. Nun am Anfang dieser Saison, wo die Eintracht zwar vor dem nächsten Spieltag auf dem siebten Tabellenplatz steht, also momentan wieder auf einem Qualifikationsplatz für die EL, kommt man natürlich wieder in´s träumen, aber es ist einfach noch viel zu früh. Das Spiel gegen den FC am wird tatsächlich einiges aussagen können über den jetzigen Stand der SGE, so meine ich, eben weil viele die beiden Mannschaften auf Augenhöhe sehen.
Martin: Die Eintracht hat im Sommer viele gute Spieler verloren und die Verstärkung durch die getätigten Zukäufe war eher fraglich. Ich würde mir hier etwas mehr Mut beim Zukauf wünschen. Allerdings ist die momentane Lage aus meiner Sicht durchaus ok. Erst ein Spiel verloren!! Und die Ausnahmesaison die uns das internationale Gastspiel ermöglicht hat ist ja auch schon 2 Jahre her….
effzeh.com: Wen von den Kölner Verantwortlichen/Spielern hättet ihr euch gut in Frankfurt vorstellen können und warum?
Martin: Jörg Schmadke ist ein kompetenter Mann, der würde der Eintracht auch nicht schlecht stehen.
Arndt: Also, der Toni Schumacher passt wohl nur nach Köln… Den Peter Stöger find ich gut. Mal schauen, wie es langfristig läuft, aber bisher scheint der einen super Job zu machen. Und als Patrick Helmes in Wolfsburg gespielt hat und da nicht richtig glücklich geworden ist, habe ich insgeheim gehofft, dass Frankfurt sich um ihn bemüht. Leider vergeblich.
Foto: Dirk Unschuld
effzeh.com: Verbindet Tradition oder schürt sie die Rivalität zwischen Frankfurt und Köln?
Martin: Ich denke die lange Tradition beider Teams verbindet eher. Beide Vereine haben ja die letzten Jahre einiges an auf und ab durchgemacht. Ich denke auch zwischen dem FC und der Eintracht herrscht ein gesundes Maß an Rivalität.
Arndt: Jein, also beides! Vielleicht nicht wie bei Gladbach oder wenn es gegen die etwaigen Lokalkontrahenten Fortuna Köln, Düsseldorf oder Leverkusen geht, aber dennoch denke ich, dass eben wegen der langen Tradition beider Vereine und der ähnlichen Geschichte im Auf- und Abstieg einiges an Rivalität vorherrscht. Die gerade mal zwei Autostunden oder eine Stunde im ICE lassen die Städte recht nahe zusammenrücken und für mich hat es gerade dieses Jahr schon eine Art Derby-Charakter
effzeh.com: Wie beurteilt ihr die Perspektiven beider Mannschaften?
Arndt: Mit einer guten Portion Willen und Kampf können es beide Mannschaften dieses Jahr schaffen von den Abstiegsrängen und Kämpfen weg zu bleiben. Da man bei Köln wie bei Frankfurt gerade momentan das Gefühl hat, dass sich dort etwas Gutes im Aufbau einer Mannschaft tut, hoffe ich für beide, dass sie sich im gesunden Mittelfeld etablieren können und in Zukunft wichtige Spieler halten werden. Beide Städte hätten verdient in Zukunft auch mal auf internationaler Ebene von sich reden zu machen, denn jeder in der Welt kennt die beiden Städte und es wäre toll, wenn man das mit dem Fußball noch positiv erweitern könnte.
Martin: Die Eintracht hat sich nach Abstieg und anschließendem kurzen Höhenflug wieder gefangen. Wenn Thomas Schaaf sein System jetzt noch durchsetzt dann denke ich, werden wir die nächsten Jahre ganz gut abschneiden. Beim FC finde ich Voraussagen etwas schwer. Man muss mal sehen wo der FC sich die nächsten Wochen einpendelt und wieviel von der bisher gezeigten Abwehrstabilität noch Aufstiegseuphorie ist. Außerdem drückt den FC ja auch noch ein kleiner Schuldenberg. Es wird schwer…
effzeh.com: Habt ihr Erinnerungen an bestimmte Erlebnisse mit dem effzeh?
Martin: Keine bestimmten. Allerdings ist die Anpfiffsstimmung in einem ausverkauften RheinEnergieStadion schon ziemlich einmalig.
Arndt: Ich bin der Meinung, dass jeder mal hier in Köln im Stadion gewesen sein muss! Die Stimmung, die hier selbst als Köln in der zweiten Liga war, vorherrscht, ist wirklich unglaublich. Mehr Treue und volle Ränge wird man wohl nirgends finden und sich von 90 Minuten kölschem Karnevaljeföhl und dem einen oder anderen Kölsch mitreißen zu lassen fällt hier nicht schwer, deshalb bin ich eben auch als SGEler gerne hier im Stadion und bin als alter “Immi” natürlich mit meiner Wahlheimat.
effzeh.com: Zum Schluss noch euer Tipp für das anstehende Spiel bitte.
Arndt: Da es für die Eintracht ein Heimspiel ist, sage ich mal 2:1. Allerdings tippe ich direkt das Rückspiel mit: 2:1 für Köln.
Martin: Ein knappes 1:0 für die Eintracht.
