Harald “Toni” Schumacher wird 60 Jahre alt. effzeh.com sagt “Herzlichen Glückwünsch, lieber Tünn!”, blickt auf seine Karriere zurück, und lässt ganz persönliche Erinnerungen an ihn aufleben.
Er hat unter Weisweiler trainiert, mit Größen wie Overath, Flohe und Littbarski gespielt. Und ist mit dem Effzeh Meister geworden. 1978 war das. Seinen zweiten deutschen Meistertitel errang Toni Schumacher 18 Jahre später, als er 1996 mit 42 Jahren für Borussia Dortmund nur 2 Minuten auf dem Platz stand. Vor allem dazwischen ranken sich all die Anekdoten um den weltbesten Torwart der Achtziger.
Überstand er seine Aktion an dem Franzosen Patrick Battiston in der “Nacht von Sevilla”1982 und die darauffolgende Aussage über dessen Jacketkronen noch schadlos, kostete ihn sein Buch “Anpfiff” im Jahr 1987 dann die Karriere in Köln und in der Nationalmannschaft. Danach folgten diverse Engagements bei Schalke, Dortmund und Bayern (je ein Jahr), aber auch ein 3-jähriges Intermezzo bei Fenerbahce Istanbul.
Neben verschiedenen Stationen als Torwarttrainer, ist vor allem seine Trainertätigkeit bei der Kölner Fortuna unvergessen, wo ihn der damalige Präsident Jean Löring während der Halbzeitpause eines Spiels entließ. Ein nie wieder geschehenes Kuriosum im deutschen Profifußball.
Seit dem 23. April 2012 ist Schumacher Präsidiumsmitglied beim 1. FC Köln und seitdem wesentlich an der positiven Entwicklung und Stimmung im Verein beteiligt.
Offizielle und inoffizielle Titel
2 x Deutscher Meister (1978 1. FC Köln, 1996 Borussia Dortmund – einziger Torwart, der mit zwei verschiedenen Vereinsmannschaften Deutscher Meister wurde)
3 x DFB-Pokalsieger (1977, 1978, 1983)
Doublegewinner (1978)
türkischer Meister (1989 Fenerbahce Istanbul)
Europameister (1980)
Vizeweltmeister (1982, 1986)
Deutschlands Fußballer des Jahres 1984 und 1986
gefühlt x-facher Welttorwart vor 1987 (den Titel gibt es erst seit 1987)
Elfmeterkiller (18/85 in der Bundesliga, 4/9 Nationalmannschaft)
Bundesligarekordspieler 1. FC Köln (422 Einsätze)
drittältester in der Bundesliga eingesetzter Spieler (42 Jahre, 2 Monate, 13 Tage)
Redaktionserinnerungen
Gero: “Als er 1987 nach 15 Jahren beim 1.FC Köln suspendiert wurde, habe ich noch in Friesland gelebt und war noch kein einziges Mal im Müngersdorfer Stadion. In meiner gesamten Zeit als “FC-Fan aus der Ferne” hatte mein effzeh immer nur einen einzigen Torwart: Toni Schumacher.
Viele Spieler, insbesondere wohl alle Stammtorhüter, die nach ihm kamen, kann ich aus persönlicher Beobachtung heraus beurteilen – nicht jedoch den “Tünn”. Trotzdem ist Toni Schumacher der für mich größte, der herausragende, Torwart meiner persönlichen FC-Geschichte.
Ist das jetzt komisch? Geht es Euch anders?”
Lukas: “Ich komme ja aus einer Familie, in der grundsätzlich kein Fußball geschaut wurde. Oder wenn dann nur Deutschland. Und da ich nicht der älteste bin, muss ich leider sagen: Ich habe den Tünn nie spielen sehen. Für mich ist er Vizepräsident des effzeh.”
Luka: “Live habe ich den Tünn auch nur 2x spielen sehen: Bei seinem Abschiedsspiel und einmal, als der BVB gegen Freiburg Meister wurde und ihn kurz vor Schluss noch einmal einwechselte. Irgendwann in den Neunzigern. Aber der Tünn, der ist eigentlich daran Schuld, dass ich als Düsseldorfer effzeh-Fan geworden bin! Besser gesagt: Tünn und Litti.”
Martin: “Anders als Lukas hatte ich das Privileg in einer echten FC-Familie aufzuwachsen. Und da wurde ich schon sehr früh mit dem Namen Toni Schumacher vertraut gemacht. Wenn Menger, Ananiew und Co am Ball vorbeisegelten, dann wurde seitens meiner Eltern immer der Tünn heraufbeschworen. Dem wäre das nicht passiert. Das sagten sie immer. Und dabei schwärmten sie immer davon, wie der Tünn die Bälle neben das Tor geguckt hat. Der hat die immer weggeguckt, vorbeigeguckt. Das haben sie auch sehr oft gesagt. Als ich kleiner war, habe ich ihn dann für etwas Übernatürliches gehalten. Ich meine, in unserer Generation kann niemand den Ball nur per Blick so beeinflussen, dass er einfach danebenfliegt. Mit der Zeit habe ich dann gemerkt, dass der das so gemacht hat, weil er ne coole Sau war und dass der im Gegensatz zum Kahn seinen Gegenspieler mit einem Kung-Fu-Tritt auch mal getroffen hat. Er war für mich immer so etwas wie Genie und Wahnsinn und mehr als jeder andere Spieler die Sehnsucht in mir. Während unten auf dem Platz die Miroslav Baraneks dieser Welt ihre Scheiße zusammenspielten, habe ich immer gedacht: Der Tünn, der hätte die alle zusammengefaltet. Der Tünn war ein Typ. Und naja, mittlerweile weiß ich: Der Tünn ist noch immer ein echter Typ. Kurzzeitig, mit diesem Leverkusen-Gedöhns und der Halbzeitpausenentlassung bei der Fortuna, dachte ich auch mal, er wäre ein Idiot. Aber das auch nur, weil ich insgeheim ein bisschen sauer war, dass ich ihn nie live als Spieler sehen konnte. Er hat sein Herz nicht nur auf der Zunge sondern auch am rechten Fleck und irgendwie ist er ein ehrlicher Kerl. Ein waschechter Kölner eben, auch wenn er aus Düren kommt: Durchgeknallt, laut, ehrlich. Wenn man die fünf größten FC-Idole aufzählen müsste, dann wäre der Tünn immer dabei und ich bin froh, dass er mittlerweile wieder in so einer leitenden Funktion im Verein tätig ist.”
Thorsten: “Dä Tünn kütt jo us Düren. Diesem Städtchen zwischen Köln und Aachen eilt der Ruf voraus, dass hier nicht umsonst eine große Fachklinik für Psychiatrie steht. Ein bischen bekloppt sind wir ja alle, aber die Dürener sind da speziell. Und das braucht man ja als Torwart, sagt man. Ich mag dieses Düren. Vor allem auch wegen der Annakirmes. Und dem Tünn. Weil der ein Idol war und aus Düren kam. Unvergessen bleiben seine Auftritte in der Nationalmannschaft. Sein Anpfiff hat gesessen, wie alle seine Wortmeldungen. Die große Klappe ist ihm geblieben, wobei man deutlich merkt, dass er sich in Zurückhaltung übt. Weitere 60 Jahre Tünn, das wäre schön.”
Dominik: “Live-Erlebnisse mit dem Tünn. Da bin ich raus. Er hat aufgehört für den effzeh zu spielen, lange bevor ich in die Grundschule gekommen bin. Seinerzeit habe ich noch im hohen Norden gelebt. Und mich keine Spur für Fußball interessiert. Das kam für mich alles erst später, da waren die Achtziger schon passé. Da sich die Fußballbegeisterung in meiner Familie auch nie wirklich um den effzeh gedreht hat, tauchte der Name Harald “Toni” Schumacher in meinem Leben erst auf, als ich mich selbst mehr mit der Vergangenheit meines Clubs auseinandergesetzt habe. Dabei stößt man dann auf Tünn, den Menschen, weniger den Spieler. Man erfährt etwas über seine Probleme, seine Einstellung, seine Meinung, zumindest damals. Außerhalb der historischen Betrachtung fand der Tünn in meinem Leben erst statt, als er im Team Spinner als Vizepräsident antrat.
Für mich steht Tünn für das, was sich viele vom Verein wünschen: Bodenständigkeit, Charisma und eine offene, ehrliche Art, die ihresgleichen sucht. Dafür schätze ich ihn. Sehr. Denn diese Züge sind in diesem Metier längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Tünn ist einer der Gründe, warum ich mich wieder lieber mit dem Verein identifizieren mag.
In diesem Sinne: Alles Gute zum Sechzigsten, lieber Tünn. Bleib wie Du bist, der Fußball, der effzeh, diese Stadt, wir alle brauchen die, die Mensch geblieben sind, die ihr Herz auf der Zunge tragen, einen von uns, Dich!”
Patrick: “Geliebt und gefürchtet. Toni Schumacher ist das Torwartidol meiner Kindheit! Und nicht nur meiner. Wenn wir kicken waren, war immer ein “Tünn” im Tor dabei. Besiegbar in der Regel nur durch seine eigenen damaligen Mitspieler.
Wer früher noch im richtigen Müngersdorfer Stadion dabei gewesen ist, wird nie vergessen, wie er bei Angriffen des Effzeh immer bis zur Mittellinie aufrückte. Quasi als erster mitspielender Torhüter seiner Zeit weit voraus… Wer das ein paar mal gesehen hat, wird diese Bilder nie mehr los. Geliebt und gefürchtet.
Legendär war für mich auch eine Autogrammstunde in einem Autohaus, zu der sich hunderte Jugendlicher und Erwachsener um ihn drängten. Ich muss um die zehn gewesen sein, weshalb es in meiner Erinnerung ein so großer Auflauf geblieben ist, dass eine Autogrammstunde von Justin Bieber heute wie ein Kindergeburtstag im kleinen Kreis dagegen wirkt. Als ein Freund meines Bruders ihm minutenlang die Hand entgegenhielt, um endlich sein Autogramm zu bekommen, sagte Tünn grinsend: “Jetzt nimmst du ens die Finger do fott, sonst bieß ich dir do ens erin.” Geliebt und gefürchtet eben.
Wenn er heute am Geißbockheim vorfährt, und ihn die aktuellen Spieler begrüßen, sieht man, welch großen Respekt auch diese Generation noch vor ihm hat. Geliebt eben. Und gefürchtet!?
Mit 60 ist auch unser Torwartidol ruhiger geworden. Zwar legt er seine Finger immer noch in Wunden, ist aber im Umgang doch wesentlich diplomatischer geworden. Nur noch geliebt. Das steht ihm zu, bei allem, was er für meinen glorreichen Verein geleistet hat.
Ich wünsche Dir, lieber Tünn, von Herzen alles Gute zum Geburtstag. Vor allem Gesundheit und Zufriedenheit! Und unserem gemeinsamen Lieblingsverein wünsche ich, dass du ihm und uns noch lange erhalten bleibst und wir gemeinsam den Geißbock nochmal auf internationalem Parkett sehen werden! Dann wird der Geißbock wieder das, was du immer warst: geliebt und gefürchtet!”
Rüdiger: “Ach Toni. Mein Held! Wie oft hab ich “Toni, Toni…” in der ehemaligen Südkurve der Salatschüssel geschrien. Immer dann, wenn der Tünn den Kasten auf der Seite der effzeh Fans einnahm. Ein Ritual. X-beinig lief er auf die Kurve zu, legte seine “Reusch” Torwarttasche in die linke Ecke von ihm aus, klatschte in die Hände und zeigte uns den Daumen nach oben. Nach dem Motto “Ejal wat och passeet, ich gebe alles um den Kasten hier sauber zu halten!”.
Mit Schumacher im Tor war man als Fan wesentlich beruhigter, als mit allen Keepern die danach kamen. Toni hätte alles für seinen FC gemacht. Das weiß man heute – noch mehr als früher. Er bleibt der beste Torwart, den der FC hatte. Manchmal durchgeknallt, aber das musste so sein.
Der Kreis schließt sich jetzt mit jungen 60 Jahren. Er hat zwar nie den Weltmeistertitel errungen, immer genauso knapp verfehlt wie 1979 den Sieg der “Championsleague”, besser den Pokal der Landesmeister – dafür hat er mir unzählige schöne Stunden beschert. Auf der Linie mit Reflexen eines Ausserirdischen und – ich bleibe auch 35 Jahre später dabei – bis heute in der Strafraumbeherrschung der beste Torwart aller Zeiten: WELTWEIT!
Solange der Tünn mithilft die Geschicke des effzeh zu leiten, so lange mache ich mir keinen Sorgen um unseren effzeh. Denn Toni ist immer ehrlich gewesen. Manchmal tut das auch weh – aber es erfüllte immer seinen Zweck. Ich hätte sehr viele Anekdoten zu schreiben, über Tünn und den früheren Ersten Fussballclub Köln. Das würde zu weit führen. In der Erinnerung bleibt immer dieses Bild in der Südkurve wie er seine Fans begrüßte- mit klatschenden Händen und dem Daumen nach oben! … und mit Sicherheit war er einer, weshalb ich überhaupt ein rot-weißes Herz habe!
Tünn, alles erdenklich Gute zu deinem 60.
Du bist der Größte! Danke!”