Gier. Eines der Modewörter des deutschen Fußballs. Einst von Jürgen Klopp ins Leben gerufen, inzwischen von jedem Konzeptrainer-Nerd zwischen Rügen und Berchtesgarden übernommen. Gier. Im Katholizismus eine Todsünde, im Fußball wünschenswert. Gier ist sexy, Gier bedeutet Erfolg, Dortmund hat es schließlich vorgemacht.
Nicht verwunderlich also, dass man dieses Wort aus den Mündern diverser noch immer zerknirscht wirkender FC-Spieler unmittelbar nach der unglücklichen Heim-Nullnummer gegen den TSV 1860 München entnehmen konnte. „Die Gier muss da sein, wenn du aufsteigen willst“, meinte Dominic Maroh. Er hat Recht. Wären die Bayern-Profis nicht gierig, sie hätten keine Doubles, Triples oder sonstwas geholt.
Der FC ist noch ungeschlagen, der FC steht an der Tabellenspitze der zweiten Liga. Aber die Mannschaft signalisierte: Sie will mehr. Ein gutes Zeichen. Denn Zufriedenheit steht Erfolg im Wege. Also reisen wir alle gierig nach Bielefeld, was ja völlig offensichtlich ist, denn wer reist schließlich nicht mit Gier nach Bielefeld?
Ausgangslage
Aus sportpsychologischer Sicht ist so ein Freitagsspiel ja eigentlich schön, wenn man Tabellenführer ist. Dann kann man vorlegen, dann steht man nicht so sehr unter Druck, dann kennt man die anderen Ergebnisse nicht. Vielleicht war das auch ein Problem am letzten Montag, als die FC-Spieler mit dem Wissen gegen Sechszig antraten, dass die Konkurrenz geschwächelt hat. Vielleicht hat das gehemmt. Vielleicht. Vielleicht. Jetzt kommt Bielefeld.
Auf der Schüco Alm gibt es kein vielleicht. Da ließen sich Roda Antar, Sergiu Radu und Co unter der Leitung von Christoph Daum im letzten Aufeinandertreffen 2008 zwei Buden, unter Anderem von Arthur Wichniarek, reinhauen und der FC verlor 0:2. Damals spielten beide noch Bundesliga und Daniel Halfar für die Arminia. Der Mittelfeldspieler hört gar nicht mehr auf, seine Ex-Vereine wiederzusehen. Erst Lautern, dann die Löwen, jetzt Bielefeld.
Wir könnten jetzt noch mehr lustige Statistiken aufführen, zum Beispiel, dass es beide Teams geschafft haben in ihren 26 Duellen zweimal 2:5 und zweimal 3:5 zu spielen. Immer gewann dabei das Auswärtsteam. Letztendlich braucht so eine Statistik aber ja kein Mensch, wobei so ein 3:5 in Bielefeld doch lustig wäre.
Realistisch ist es freilich nicht, gerade weil die Kölner sich unter Stöger zu einem hocheffektiven Gefahrenabfangsystem entwickelt haben. Fünf Gegentore in 11 Spielen sind ein unfassbarer Wert. Dass diese Statistik in Bielefeld einen herben Dämpfer erhält, darf zumindest angezweifelt werden.
Der Drittligaaufsteiger startete ganz gut in die Saison, wartet aber seit vier Spielen auf einen Sieg. Die beiden letzten Spiele gegen den VfR Aalen und den 1. FC Kaiserslautern gingen glatt mit 0:3 verloren. Mit anderen Worten erwartet den FC eine machbare Aufgabe.
Personalien
Kurz zum Gegner: Die Bielefelder stecken nicht nur in der Krise, mit Fabian Klos und Thomas Hübener fehlen zudem zwei der wichtigsten Spieler im Kader der Arminia. FC-Trainer Peter Stöger kann dagegen immer mehr aus dem Vollem schöpfen. Lediglich Kevin McKenna befindet sich noch im Aufbautraining. Chihi und Bröker sind wieder fit und brennen auf Einsätze. Maxi Thiel und Fabian Schnellhardt haben sich mit vorzüglichen Leistungen in der U-20-Nationalmannschaft angeboten.
Im offensiven Mittelfeld entwickeln sich langsam ungeahnte Luxusprobleme. Vorbei die Zeiten, in denen man sich zwischen Anthony Lurling und Dimitrios Grammozis (2004/2005, 2:3-Niederlage auf der Alm) entscheiden musste. Es ist möglich, dass Stöger zumindest auf einer Position im Mittelfeld wechselt, um ein wenig Schwung reinzubringen, nachdem es im Mittelfeld gegen 1860 an einigen Stellen haperte. Dauerbrenner Marcel Risse könnte vielleicht nach zwei schwächeren Vorstellungen mal eine Pause vertragen. Andererseits, wie sagte Sir Alf Ramsey so schön? „Never change a winning team.“
Voraussichtliche Aufstellungen
Effzeh: Horn – Brecko, Maroh, Wimmer, Hector – Lehmann, Gerhardt – Risse, Halfar – Ujah, Helmes
Bielefeld: Platins – Appiah, Hübener, Hornig, Feick – Jerat, Schütz, Riese – Hille, Müller, Sembolo
Fazit
Wir wollen ja jetzt nicht überheblich klingen, aber alles andere als ein Sieg im Osten Westfalens wäre eine ziemliche Enttäuschung. Peter Stöger hat selbst gesagt, dass das jetzt so in etwa das Anspruchsdenken ist, dann ziehen wir mal mit. Bleiben wir gierig, dann holen wir drei Punkte in der Schüco Arena. Die Arminia hat Verletzungssorgen und ist schlecht drauf. Das war die letzten Jahre ein Freifahrtsschein für eine FC-Niederlage. Dieses Jahr ist aber alles anders.
Mit dem Taschenrechner durchgerechnet ergibt sich ein Siegchance mit vielen, vielen Prozentpunkten. Wenn die Einstellung stimmt, wovon nach den Aussagen der Spieler auszugehen ist, dann reGIERen wir Bielefeld.
Come on effzeeeeeeeeeeeeeh!
Stimmen
Patrick: Das Scheibenschießen in der Schücoarena entscheidet der effzeh mit 2:3 für sich.
Thorsten: Wie wärs mal wieder mit nem Unentschieden? Bloß nicht schon wieder eine Niederlage! Mal im ernst: wer in Bielefeld nicht gewinnt, hätte bei mir 2 Wochen Straftraining!
Lukas: Sorry Fans. Das wird nichts. Aber mit der angestauten Wut wird eine Woche später Union abgeschossen. Ist ja auch was.
Gero: Seit Fabian Klos, den ich mir seiner Zeit statt Stefan Maierhofer als Winter-Verpflichtung gewünscht hatte, verletzt ist, läuft es bei Bielefeld nicht mehr. Klos wird am Wochenende noch nicht wieder einsatzfähig sein, somit verliert die Arminia mit null geschossenen Toren. Zum FC sage ich dann nächste Woche wieder was.