Wie jetzt, das wars schon? Das soll alles gewesen sein?
Ein niveauarmes Derby geht ziemlich unspektakulär mit 1:1 aus. Dennoch war es zum Ende hin durchaus spannend. Ein Ergebnis mit dem man, als FC Fan, leben muss. Nicht sollte.
Nach dem medialen Geplänkel der Vorwoche, mit all den Provokationen und Videos und Punkteklau ist das was am Ende rauskam nichts weiteres gewesen als ein laues Lüftchen – nimmt man einmal die letzte halbe Stunde heraus. Denn als der 1.FC Köln endlich anfing Fußball zu spielen wurde es ein Derby auf Augenhöhe, das in der Tat keinen Sieger verdient hatte.
Für FC-Fans muss sich dieses Remis dennoch wie eine Niederlage angefühlt haben, war die Mannschaft doch über eine Stunde im Delirium. Jörg Schmadtke sprach nach dem Spiel sogar von „Angst“. Man fühlte sich zurückversetzt in schlimmste Zeiten! Fortuna Düsseldorf musste nicht sonderlich viel tun, um in 67 Minuten als das bessere Team dazustehen. Die Erkenntnis bleibt: der effzeh und Peter Stöger hat noch verdammt viel zu tun, um den angepeilten Aufstieg zu realisieren. Aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt und Hoffnung haben wir Kölner ja bekanntlich zu jedem Start einer Saison, auch wenn dieser meist in die Binsen geht.
Ausgangslage
2. Spieltag. Tabellarisch konnte da nicht viel passieren außer das im schlimmsten Fall die Konkurrenz auf fünf Punkte davonzieht. Aber wen interessiert das denn? Viel wichtiger war für den effzeh endlich mal wieder ein Derby zu gewinnen. Gleiches galt allerdings auch für die Fortuna aus der „verbotenen Stadt“, deren Fans so wibbelig waren, dass sie quasi jeden Tag irgendeinen Giftpfeil gen „heimliche Hauptstadt der Republik“ schickten, um irgendwie auf sich aufmerksam zu machen. Sonst nimmt sie ja keiner wahr.
Kurzum die sportliche Ausgangslage war klar: Fortuna mit einem Dreier im Gepäck – gegen Cottbus -konnte den perfekten Saisonstart realisieren. Der FC hatte die Möglichkeit die verschenkten Punkte in Dresden sich zurückzuholen.
Peter Stöger verzichtete nach dem 1:1 in Dresden auf personelle Wechsel in seiner Startelf. Düsseldorf-Coach Mike Büskens nahm dagegen im Vergleich zum 1:0-Heimerfolg gegen Cottbus eine Änderung vor. In der Innenverteidigung begann Balogun an Stelle von Latka.
Spielverlauf
Die erste Stunde des Spiels ist relativ schnell zusammengefasst. Fortuna Düsseldorf hatte mehr Ballbesitz und wirkte viel reifer als der FC. Die Truppe von Mike Büskens schien mit dem Ausnahmezustand „Derby“ besser zurechtzukommen als die jungen Kölner Profis. Viel zu zäh mutete das Spiel der Gastgeber an, so dass es auch nicht verwunderte als Benschop in der 12. Minute das Dorf in Führung brachte. Nach einem Ballverlust von Hector auf der linken Abwehrseite des FC flankte Bolly sofort an den langen Pfosten. Dort kam Reisinger zum Kopfball, den Horn aber sensationell parierte – Gegen den Abstauber von Benschop war er dann allerdings machtlos.
Nun war das Selbstvertrauen des FC vollends im Eimer.
Kaum einmal gelang es, die Kugel in der gegnerischen Hälfte auch nur für ein paar Kontakte geordnet in den eigenen Reihen zu halten. Ein Ballverluste reihte sich an den nächsten und das Tempo war ausbaufähig. Auf beiden Seiten allerdings.
Die zweite Hälfte sollte da interessanter werden.
Halfar und Lehmann kamen für Jajalo und Gerhardt. Eine Umstellung, die durchaus Sinn machte, waren beide Akteure doch völlig überfordert. Viel aggressiver wurden nun die Zweikämpfe der Geißböcke gesucht und man war bemüht den Gegner schon in seiner Hälfte anzulaufen. Dennoch hatte die Fortuna die ersten Chancen. Reisinger hätte in der 50. Minute beinahe von einem Abwehrfehler Marohs profitierten können, brachte aber den Ball zum Glück nicht unter Kontrolle.
Wiederum Glück hatte der FC auch zehn Minuten später, als Golobart den Ball im eigenen Strafraum an den hoch gehaltenen Arm bekam, Schiedsrichter Knut Kircher jedoch nur auf Eckball entschied (60.). Da hätten andere Referees auf den Punkt gezeigt.
Die größte Chance hatte allerdings Bolly – nach schönem Spielzug der Fortunen , doch der Norweger scheiterte frei stehend an Timo (64.).
Das war ein „Hallo-Wach-Effekt“. Quasi im Gegenzug fiel der Treffer für den FC:
Matuschyk erkämpfte sich den Ball gegen Bodzek im Mittelfeld und Hectors Traumflanke netzte Ujah mit einem Flugkopfball ins rechte Toreck ein (67.).
Damit war das Spiel vollends gedreht und es begann die stärkste Phase der Gastgeber. Ujah hätte sogar den Dreier perfekt machen können.
Zunächst schoss der Nigerianer im Fünfer nach Brecko-Zuspiel um Zentimeter vorbei (70.), dann scheiterte er aus kurzer Distanz per Kopf an Giefer (73.). In der 78. Minute zeigte Kircher sogar auf den Elfmeterpunkt – nach Foul von
Lambertz an den Publikumsliebling, knapp vor dem Strafraumrand – entschied nach Rücksprache mit seinem Assistenten jedoch auf Freistoß, den Halfar in die Mauer setzte (79.)
Es blieb beim 1:1.
Ein Sieg hatte der FC, auf Grund der ersten Halbzeit, weiß Gott nicht verdient.
Spieler im Fokus
Timo Horn Nach seinem Fehler im Dresdenspiel wieder gewohnt souverän und ruhig. Bewahrte den FC vor einem möglichen höheren Rückstand. In der ersten Halbzeit mit Abstand bester Kölner, was aber nicht schwer war. Beim Gegentor machtlos.
Daniel Halfar Mit seiner Einwechselung zur zweiten Halbzeit präsentierte sich der FC spielstärker und aggressiver. In 45 Minuten zeigte der quirlige Mittelfeldspiel warum der FC ihn verpflichtet hat. Kaum vom Ball zu trennen und immer für den „tödlichen“ Pass gut. Wir werden noch viel Freude an ihm haben.
Mato Jajalo In der Vorbereitung konnte man die berechtigte Hoffnung haben, dass er unter Peter Stöger endlich sein vorhandenes Potenzial abrufen kann. Er belehrte uns gestern aber wieder mal eines besseren. Außer einen Freistoß brachte er keinen Ball aufs Tor, geschweige denn einen vernünftigen Pass zum Mitspieler. Seine Körpersprache lässt schlimmstes befürchten. Wer in solchen Spielen nicht seine Chance sucht mit breiter Brust voranzugehen, muss nicht verwundert sein in den nächsten Spielen sich auf der Bank wieder zu finden.
Dominic Maroh Ja was war das denn? Von zwei mäßigen Innenverteidigern der schwächere. Verlor fast jedes Laufduell und war in der Spieleröffnung völlig überfordert. Maroh ist ein guter, gestern allerdings eher nicht.
Fazit
Ein enttäuschender Auftritt unseres FC. Eine Stunde lang spielte man Sommerfußball auf schlimmere Art. Wieso, weshalb werden wir wohl nie erfahren, zählt die Mannschaft doch durchaus berechtigt zu den spielstärksten der 2.Liga. Davon war aber über eine Stunde nichts zu sehen. Wie das Kaninchen vor der Schlange präsentierten sich die Geißböcke. In der Spieleröffnung unteres Niveau, viel zu wenig Bewegung, und Alibipässe am laufenden Band. Das kann die Mannschaft besser. Eines wird aber deutlich, der Truppe um Peter Stöger fehlt ein Leader, der mal das Heft in die Hand nimmt, wenn es nicht so läuft. Daniel Halfar kann so einer werden, selbst Matthias Lehmann traue ich diesen Part zu. Ersichtlich war definitiv, durch ihre Einwechselungen kam mehr Stabilität und Ruhe in die Aktionen der Kölner. Plötzlich war Zug im Spiel.
Die letzte halbe Stunde lässt hoffen. Denn die nächsten Gegner sind durchaus schlagbar, beginnend mit dem Pokalspiel in Trier und dem dritten Spieltag in Paderborn.
Bleiben wir zuversichtlich, denn eins ist auch klar: Es war erst der zweite Spieltag.
1. FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, Golobart, Hector – Matuschyk – Risse (80. Exslager), Gerhardt (46. Lehmann), Jajalo (46. Halfar), Bröker – Ujah
Fortuna Düsseldorf: Giefer – Balogun, Levels, Bomheuer, Ramírez – Bodzek, Lambertz, Bolly, Bellinghausen – Reisinger (59. Kenia), Benschop (82. Fink)
Tore: 0:1 Benschop (12.), 1:1 Ujah (67.)
Gelbe Karten: Jajalo, Golobart – Bolly, Bodzek
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)
Zuschauer: 50.000
Stimmen zum Spiel:
Dominic Maroh: „Zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten. Erste ging an Düsseldorf, die Zweite ging ganz klar an uns. Vielleicht waren wir in der ersten Halbzeit ein bisschen beeindruckt von der Kulisse, dafür haben wir dann in der zweiten Halbzeit um so mehr gezeigt, dass wir als Mannschaft funktionieren können. Dennoch hätten wir auch noch gerne das 2:1 gemacht. Den Zuschauern muss man Tribut zollen, was die vor und während des Spiels gemacht haben war super. Ohne sie wäre es noch schwerer geworden.“
Daniel Halfar: „Mit dem Punkt müssen wir leben. Wir haben die erste Halbzeit komplett verschlafen und haben in der Zweiten dann nochmal alles versucht, haben alles nach vorne geworfen und haben dann auch verdient den Ausgleich gemacht. Hatten dann auch nochmal ein, zwei gute Torchancen. Düsseldorf blieb aber immer gefährlich. Von daher war es dann eine gerechte Punkteteilung. Das Publikum war heute schon gigantisch. Eine Wahnsinnsstimmung. So ein Derby beim ersten Heimspiel mitzunehmen ist schon ein guter Einstieg ein perfekter wäre es geworden hätten wir den Dreier geholt.
Peter Stöger: „ Ich hab in der ersten Halbzeit eine Kölner Mannschaft gesehen die zu zaghaft, zu verhalten und mit zu wenig Mut im Offensivspiel agiert hat. Wir haben es den Düsseldorfern nicht wahnsinnig schwierig gemacht das Spiel zu kontrollieren. Sie waren die bessere Mannschaft in den ersten 45 Minuten. Die Torszenen die gefährlich waren sind allerdings durch unsere eigenen Fehler zu Stande gekommen, Flanken die man eben nicht ideal verteidigt hat. Das spielerisch klare Übergewicht der Düsseldorfer habe ich nicht gesehen. Zu dem Zeitpunkt war Düsseldorf aber dennoch verdient in Führung. Timo Horn hat uns Anfang der zweiten Hälfte vor dem 0:2 bewahrt. Aber in dieser Phase hat meine Mannschaft schon gezeigt, dass sie aus den ersten 45 Minuten gelernt hat. Viel aktiver, viel aggressiver mit viel mehr Mut im Spiel nach vorne. Die zweite Halbzeit hat mir wirklich Spaß gemacht. Auf Grund der ersten 45 Minuten haben wir den Sieg nicht verdient. Mit einem Punkt bin ich zwar nicht zufrieden, aber ich finde wir haben uns auf Grund der ersten Hälfte die drei nicht verdient.