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Vorspiel

Der 1. FC Köln vor dem Wolfsburg-Heimspiel: Im Wartesaal der Träume

Nach dem Karnevalskater in Stuttgart geht es für den 1. FC Köln gegen den VfL Wolfsburg nicht nur um die Rückkehr in die Erfolgsspur. Das Spiel könnte die Richtung zeigen, in die die „Geißböcke“ für den Rest der Saison schauen sollten.

Foto: Cathrin Mueller/Getty Images

Wehmut. Das ist oft das Gefühl, das einen nach Fastelovend beschleicht. Am Aschermittwoch ist alles vorbei? Nicht alles: zwar vorerst die jecken Tage, aber das “normale” Leben geht schon noch weiter. Auch beim 1. FC Köln. Inklusive der Auslosung für die Europapokal-Wettbewerbe, die einem noch mehr Wehmut machen kann. Für den OGC Nizza, der die “Geißböcke” im entscheidenden Spiel der Gruppenphase mit viel Glück und Zeitspiel aus der Europa Conference League geworfen hatte, geht es übrigens gegen Sheriff Tiraspol. Moldawien – das wäre doch einmal ein Reiseziel gewesen für die Anhänger*innen des glorreichen 1. FC Köln, die zuletzt erst den 75. Geburtstag ihres geliebten Vereins und dann ein rauschendes Karnevalsfest (trotz 0:3-Niederlage in Stuttgart) gefeiert hatten.

Der Alltag nach den jecken Feierlichkeiten heißt: VfL Wolfsburg. So etwas wie Leverkusen, nur in Grün. Und aus Niedersachsen. Kein attraktiver Gegner, aber durchaus ein schlagbarer. Schon im Hinspiel hatte der FC gezeigt, dass er den Motor der VW-Abordnung ordentlich ins Stottern bringen kann. Die “Wölfe”, die vier Punkte vor den Baumgart-Schützlinge rangieren, sind also durchaus in Schlagweite. Sechs Zähler auf Platz sieben, sieben auf Platz 16: Das ist die Realität am Geißbockheim. Niemandsland der Tabelle? Noch nicht so ganz. Die Saison ist noch lang, der Blick sollte durchaus in beide Richtungen gehen. Doch der Ausgang der Partie am Samstagnachmittag im Müngersdorfer Stadion kann ein Wink sein, ob der FC nach oben schielen darf oder eher nach unten schauen muss.

Ungewohnt wird das Trikot der “Geißböcke” dabei daherkommen: Hauptsponsor REWE macht für die Begegnung seinen Platz auf der Brust frei – für den NABU-Klimafonds. Damit wollen alle Beteiligten auf die Bedeutung des Klimaschutzes hinweisen. NABU, NABU, NABU – da war doch etwas. Genau: Die Unterabteilung aus Köln tat und tut sein Möglichstes, um den Geißbockheim-Ausbau zu verhindern – inklusive Klage vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster. Der FC nimmt es nach außen hin sportlich: “Der lokale NABU hier hat uns am Geißbockheim mit harten Bandagen bekämpft. Daher war uns wichtig, dass das OVG Münster die Rechtmäßigkeit unserer Anträge bestätigt hat, das war schon ein grenzwertiges Vorgehen. Was allerdings die Rewe-Group mit dem Nabu-Deutschland auf die Beine gestellt hat, ist ein großartiges und wichtiges Projekt”, erklärte FC-Finanzgeschäftsführer Philipp Türoff dem “Kölner Stadt-Anzeiger” und fügte hinzu: “Mir ist klar, dass das jetzt seltsam aussieht. Aber die Projekte sind unabhängig voneinander, und in diesem Fall waren uns die Sache und das Engagement unseres Hauptpartners wichtiger als eine nachtragende Symbolik.“

Ausgangslage

Die jecken Tage hinter sich, nun volle Kraft voraus? Der 1. FC Köln musste an Karneval beim 0:3 in Stuttgart einen herben Dämpfer hinnehmen, ließ bei den Schwaben so ziemlich alles vermissen, was eine Woche zuvor beim 3:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt noch für Begeisterung gesorgt hatte. Schnell wollten alle Beteiligten nach der Analyse der Geschehnisse die Leistung an Fastelovend abhaken. Doch die Frage für die anstehende Aufgabe bleibt: Welches Gesicht zeigt das Team von Trainer Steffen Baumgart nun gegen den VfL Wolfsburg? Gerade zuhause sorgten die “Geißböcke” zuletzt stets für Furore, aus den drei Heimspielen 2023 holte der FC sieben Punkte bei einem Torverhältnis von 10:1. Schaffen es die Rot-Weißen auch diesmal, im Müngersdorfer Stadion dem Gegner einen Sieg abzutrotzen, dann geht der Blick in der Tabelle schnell wieder Richtung Platz sieben – bleiben die Kölner jedoch gegen die “Wölfe” sieglos, dürfte sich die kommenden Wochen zunächst einmal nach unten orientiert werden,

Dort muss der als Siebtplatzierte in diesen Spieltag gegangene VfL Wolfsburg nun wahrlich nicht hinschauen, obgleich die Formkurve bei der Mannschaft von Trainer Niko Kovac stark nach unten zeigt. Die Niedersachsen sind seit vier Bundesliga-Spielen sieglos und holten aus diesen Partien nur einen Punkt (bei Schlusslicht Schalke). In der Rückrundentabelle stehen nur die punktlosen Hoffenheimer hinter den “Wölfen”, mit nur einem Punkt aus vier Spielen verbucht Wolfsburg zudem seinen schlechtesten Rückrundenstart seit der Saison 2009/10. Zuletzt blieb das Kovac-Team sogar zweimal ohne eigenen Treffer. Dabei war die VW-Abordnung zuvor so etwas wie die Mannschaft der Stunde, hatten das Jahr mit zwei Kantersiegen (6:0 gegen Freiburg, 5:0 bei Hertha BSC) begonnen – doch danach stotterte der Motor bei den “Wölfen”, die von ihrer intensiven und laufstarken Spielweise etwas abgekommen zu sein scheinen.

Foto: Cathrin Mueller/Getty Images

So lief das letzte Aufeinandertreffen

An das Duell in der Hinrunde hat der 1. FC Köln beste Erinnerungen: Beim 4:2 in Wolfsburg fuhren die “Geißböcke” ihren bisher einzigen Auswärtssieg in dieser Saison ein. Nach Lukas Nmechas früher Führung für die Gastgeber (2.) drehten Dejan Ljubicic (22.), ein Eigentor von Paulo Otavio (31.) und ein Elfmetertor von Florian Kainz (45.+2) die Partie noch vor dem Halbzeitpfiff. Im zweiten Durchgang hatte der FC große Chancen auf einen Kantersieg, musste aber nach Nmechas zweitem Treffer (79.) nochmals kurz zittern. Sargis Adamyan (81.) machte dann den Deckel drauf für die Kölner. Weniger schön ist dagegen der Gedanke an das letzte Wolfsburger Gastspiel in der Millionen-Metropole am Rhein: Ausgerechnet FC-Eigengewächs Yannick Gerhardt schoss die “Wölfe” am 33. Spieltag zum Sieg im Müngersdorfer Stadion – letztlich der Grund, weshalb es für die Baumgart-Schützlinge “nur” in die Europa Conference League ging.

Schlüsselspieler

Guess who’s back? Timo’s back! Nach abgesessener Gelbsperre kehrt Timo Hübers zurück in die Viererkette des 1. FC Köln – gegen Stuttgart wurde der zweikampfstarke Abwehrhüne schmerzlichst vermisst. Gerade als ordnende Hand in der Defensive ist der 26-Jährige unverzichtbar im Deckungszentrum der “Geißböcke”, gibt seinen Nebenleuten mit seiner Ruhe die notwendige Stabilität. Darüber hinaus besitzt Hübers die beim FC eher seltene Gabe, auch in der Endgeschwindigkeit mit den Angreifern der Gegner auf Augenhöhe zu sein. Körperlichkeit, Tempo, Handlungsschnelligkeit: Diese Attribute, die der Kölner Abwehrchef in der Vergangenheit immer wieder nachgewiesen hat, werden auch gegen Wolfsburg wieder zwingend gebraucht.

Auch wenn die Angriffsbemühungen der “Wölfe” zuletzt etwas harmlos daher kamen: Patrick Wimmer ist einer der hervorstechendsten Offensivakteure der Bundesliga. Der pfeilschnelle und dribbelstarke Österreicher, vor der Saison von Absteiger Arminia Bielefeld zu den Niedersachsen gewechselt, ist in Wolfsburg der Mann für die überraschenden Aktionen. Stets für einen Geistesblitz gut präsentiert sich Wimmer ein wenig wie der Freigeist im Kovac-Kollektiv – seine Kreise einzuschränken und ihm früh die Lust am Spiel zu nehmen: Das wird die Aufgabe für die “Geißböcke”, um die hohe individuelle Qualität, die nicht nur der Österreicher auf den Platz bringt, möglichst vollständig im Keime zu ersticken.

“Wer sich Wolfsburgs Kader anschaut, sieht, was auf uns zukommt. Es ist eine Mannschaft, die insgesamt eine sehr hohe Qualität auf den Platz bringt.”

Top-Fakt

Das Duell mit dem VfL Wolfsburg feiert in dieser Saison ein Jubiläum: Die erste Bundesliga-Begegnung zwischen den beiden Teams fand in der Saison 1997/98 statt und endete 5:3 für den FC. Die FC-Tore erzielten Karsten Baumann, Rene Tretschok (2), Khodadad Azizi und Dirk Schuster. Insgesamt trafen die “Geißböcke” in der Bundesliga bisher 33-mal auf die “Wölfe”. Der FC holte acht Siege, der VfL gewann 15 Partien. Zudem endeten zehn Begegnungen mit einem Unentschieden.

Foto: Cathrin Mueller/Getty Images

Das sagen die Trainer

Steffen Baumgart (1. FC Köln): „Wer sich Wolfsburgs Kader anschaut, sieht, was auf uns zukommt. Was die wenigsten auf dem Schirm haben, ist, dass sie mit einer der höchsten Intensität in der Liga spielen. Sie haben eine hohe Laufleistung und bestreiten viele Sprints. Dazu kommt ein herausragendes Anlaufverhalten. Es ist eine Mannschaft, die insgesamt eine sehr hohe Qualität auf den Platz bringt. Es wird einiges auf uns zukommen.“

Niko Kovac (VfL Wolfsburg): “Wir müssen zusehen, gut dagegenzuhalten. Die Atmosphäre in Köln kennen wir alle, das wird ein schönes Spiel. Der FC hat im letzten Jahr richtig tollen Fußball gespielt und in dieser Saison in vielen Phasen ebenfalls. Wir treffen auf eine Mannschaft, die sehr intensiv spielt, die den Gegner permanent stresst, viele Aktionen im Strafraum hat, aber auch gegen den Ball gut und aggressiv verteidigt. Köln hat zu Recht die Ambition, auch in dieser Spielzeit wieder Siebter zu werden. Wir müssen endlich wieder das an den Tag legen, was uns stark gemacht hat, nämlich das gute Verteidigen. Und wenn wir gut verteidigen, dann können wir auch Spiele gewinnen.”

“Die Atmosphäre in Köln kennen wir alle, wir müssen zusehen, gut dagegenzuhalten.”

Schiedsrichter

Frank Willenborg (SR), Dr. Arne Aarnink (SR-A. 1), Christian Bandurski (SR-A. 2), Mark Borsch (4. Offizieller), Pascal Müller (VA), Michael Emmer (VA-A)

So könnte der FC spielen

Schwäbe – Schindler, Hübers, Chabot, Hector– Skhiri, Martel – Ljubicic, Adamyan – Tigges, Maina

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