Nein, die Diskussionen um Trainer Markus Gisdol konnte der 1. FC Köln auch beim VfL Wolfsburg nicht beenden. Ja, in der Autostadt zeigten die “Geißböcke” über weite Strecken eine ordentliche Leistung, konnte aber bei der 0:1 (0:0)-Niederlage abermals nicht die Ernte einfahren. Gerade in der ersten Halbzeit vergab das Team von Trainer Markus Gisdol die Möglichkeit auf eine Überraschung beim Champions-League-Aspiranten und haderte nach der Partie gegen die “Wölfe” mit der Chancenverwertung und (wie so oft) der mangelnden Durchschlagskraft.
So sind die Gerüchte um eine Gisdol-Ablösung nach der Länderspielpause wieder aufgeflammt. Friedhelm Funkel? Die Trainer- und vor allem Zweitligalegende steht angeblich schon bereit für die Nachfolge, auch Thorsten Fink wird angeblich gehandelt. Doch zur Trennung wird es vorerst nicht kommen, das sogenannte Sechspunktespiel gegen Mainz am kommenden Wochenende wird der FC-Trainer nach Aussagen von Sportgeschäftsführer Horst Heldt noch bekommen. Fakt ist: Der 1. FC Köln taumelt nach dem 0:1 in Wolfsburg weiter in Richtung Abgrund. Und das, obwohl die Mannschaft wie schon gegen Dortmund ein ordentliches und teilweises gutes Spiel zeigte.
Einmal mehr lahmt die Offensive des 1. FC Köln
“Wir haben gegen einen hoch eingeschätzten Gegner wenig zugelassen und in der ersten Hälfte gut nach vorne gespielt. Das Manko ist die Effektivität. Wir machen das Tor nicht. Wir sind niedergeschlagen. Aber wenn wir die Leistungen der vergangenen beiden Spiele bestätigen, werden wir punkten”, gab sich FC-Coach Markus Gisdol betont zweckoptimistisch, setzte nach der knappen und vielleicht auch nicht gänzlich verdienten Niederlage auf die Rückkehr der lange verletzten Leistungsträger Florian Kainz und Sebastian Andersson, die der lahmenden Offensive der “Geißböcke” mehr Durchschlagskraft verleihen sollen.
Bereits nach 15 Minuten hätte sie sich für den couragierten Auftritt belohnen können – durch eine sehenswerte Kollaboration der Kölner Linksfüße. Ismail Jakobs erlief den Ball stark an der gegnerischen Eckfahne und bediente seinen Hintermann Noah Katterbach. Das FC-Eigengewächs, das wie die komplette Startelf des vergangenen Spieltags gegen Dortmund wieder von Beginn an randurfte, brachte den Ball sofort mit einer gut getimten Flanke in die Mitte. Dort war Kapitän Jonas Hector, der dritte Linksfuß im Bunde, eingelaufen. Die Flanke senkte sich nahe des Fünfmeterraums, erreichte den ehemaligen Nationalspieler genau. Der streckte seinen etwas schwächeren rechten Fuß aus – und setzte den Ball an die Querlatte. Ein Angriff, wie er im Buche steht, nur eben ohne krönenden Abschluss.
“Wir müssen diesen Tick mehr Geilheit auf das Tor haben.”
Ein altbekanntes Problem, das auch der in der ersten Hälfte auffällige Hector monierte: “Wenn man den Spielverlauf betrachtet, wäre ein Unentschieden ok. Deshalb ist es hart, dass wir wieder so ein Gegentor bekommen. So ein abgefälschter Ball, das passt ein bisschen zur Situation. Wenn man unten steht, dann ist das im Fußball so. Ob das nur Pech ist, das sei dahingestellt. Wir müssen einfach mehr aus unseren Situationen machen, dann kommen wir gar nicht erst in die Situation, dass wir 0:1 hinten liegen”, erklärte der FC-Kapitän nach der Niederlage. “Entweder müssen wir die Situationen besser ausspielen oder diesen Tick mehr Geilheit auf das Tor haben. Dann gehen wir vielleicht in Führung und dann läuft das Spiel auch nochmal anders. Das war aber nicht der Fall. Was wir mitnehmen müssen ist, dass wir unsere Leistung über 90 Minuten bringen müssen und nicht nur über 45 Minuten. Das reicht dann einfach nicht, vor allem nicht gegen qualitativ gute Gegner wie Wolfsburg.“
Wenn du vorne die Dinger nicht machst
Dass der Dritte der laufenden Saison den Drittletzten der Tabelle empfängt: Von dieser Tabellenkonstellation war in der ersten Halbzeit in der Autostadt rein gar nichts zu sehen. Und das ist ein großes Kompliment für den 1. FC Köln. Bemerkenswerterweise waren die “Geißböcke” sogar das bessere Team in den ersten 45 Minuten. Gegen Wolfsburger, die noch keine einzige Heimniederlage hinnehmen mussten in dieser Saison. Nur das Tor, das machte der FC eben nicht. Zwar war das Bemühen den Kölner Gästen keinesfalls abzusprechen, doch der entscheidende Punch fehlte dem Gisdol-Team einmal mehr – obwohl sich beispielsweise Hector enorm auffällig darum bemühte.
Und wie das eben so ist im Fußball: Wenn du vorne die Dinger nicht machst…dann wird es vor allem gegen ein Team wie den VfL Wolfsburg in dieser Spielzeit schwierig. Die Gastgeber wurden in der zweiten Hälfte immer aktiver und waren vor allem durch den schwachen Auftritt vor dem Seitenwechsel gewarnt. Das 0:0 zur Pause konnte der Tabellendritte annehmen und spielerische Besserung geloben. Gesagt getan. Das danach deutlich aktivere Team drängte den FC zunehmend in die Defensive, kam dazu immer wieder zum Abschluss. Es passt zur Tabellenlage, dass dann eben auch einer im Netz zappelt – in diesem Fall traf Josip Brekalo für die “Wölfe” nach 69 Minuten.
Die Mängel werden sichtbarer
Zur Wahrheit gehört dann aber eben auch, dass diese zweite Halbzeit nicht nur eine bessere Wolfsburger war, sondern vor allem auch eine deutlich schwächere Kölner. Angefangen beim entscheidenden Gegentor: Es war mal wieder eine dieser für die Saison 2020/2021 typischen Szenen. Eigentlich genug Kölner Beine im eigenen Strafraum, eigentlich genug Abwehrspieler hinter dem Ball, eigentlich genügend Gelegenheiten dazwischenzuhauen, zu klären oder den Ball vom eigenen Tor fernzuhalten. Und doch rutscht er eben am Ende durch, und doch geht eben keiner so richtig hin, und doch kommt eben keines der vielen Beine entscheidend zwischen Brekalo-Abschluss und eigenes Tor. Vielmehr wird die Kugel abgefälscht und fliegt so am chancenlosen Timo Horn vorbei ins Netz. 0:1.
Es waren nun aber ja auch noch 20 Minuten zu spielen in dieser Partie. Und auch, wenn die “Wölfe” eine der stärksten Abwehrreihen der Bundesliga zu bieten haben, genau gesagt die zweitbeste der gesamten Liga, so ein bisschen Torgefahr hätte es dann aber eben doch schon sein dürfen. Allein, es gab keinen einzigen Schuss auf das Wolfsburger Tor in der gesamten zweiten Halbzeit. Trotz der symbolträchtigen Einwechslungen von Sebastian Andersson und Florian Kainz nach 75 Minuten. Trotz der weiteren Hereinnahmen von Max Meyer und Emmanuel Dennis nach 81 Minuten. Markus Gisdol warf mal wieder alles rein. Nur dieses Alles des Trainers beim 1. FC Köln ist leider seit Wochen nicht genug. Das muss auch irgendwann Horst Heldt erkennen.
Dem FC-Sportchef gehen so langsam die Argumente aus. Und ja, es ist zu erkennen, dass der Trainer die Mannschaft „weiterhin erreicht“, um gleich mal einigen Plattitüden vorzubeugen. Gisdol erreicht sein Team, und die Mannschaft will. Sie kann mit den Ideen, mit dem Plan, der ihr mitgegeben wird, aber nicht besser. Möglich, dass sie überhaupt nicht besser kann. Möglich, dass das in Wolfsburg gezeigte alles ist, was dieser 1. FC Köln zu leisten im Stande ist. Allein: Sieben Spieltage vor dem Ende dieser Saison ist eines klar. Es ist alles, was dieses Team mit ihrem Trainer Markus Gisdol leisten kann. Es ist nicht katastrophal – und eben doch vermutlich zu wenig, um die Klasse zu halten.
Ordentlich spielen, gute Ansätze, das ist das, mit dem der FC in dieser Spielzeit seit dem ersten Spieltag antritt. Mal mehr, mal weniger. Doch selbst dieses mehr ist eben oftmals nicht genug. Es ist die Fußball-Bundesliga, die höchste deutsche Spielklasse. Und nichts sollte unversucht bleiben, um diese Klasse irgendwie zu halten. Der letzte Joker namens Trainerwechsel: Er wird allerdings frühestens erst nach dem eminent wichtigen Spiel gegen Mainz 05 gezogen werden. Die Diskussionen um das Festhalten an Markus Gisdol: Sie werden rund um den 1. FC Köln weiterhin nicht verstummen.