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Vorspiel

Der 1. FC Köln vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg: Siegen statt Rechnen

Nach der Ligapause rund um das Pokalhalbfinale und den 1. Mai hat der 1. FC Köln mit dem SC Freiburg ein Team aus dem Ligamittelmaß zu Gast und kann sich mit einem Sieg eine gute Ausgangsposition vor den entscheidenden beiden Spieltagen schaffen, mit einer Niederlage allerdings auch an den Rand des Abstiegs begeben.

Friedhelm Funkel spricht nach dem Schlusspfiff mit Jonas Hector und Rafael Czichos Foto: imago/Revierfoto

Hoffnung war das Stichwort nach dem Sensationserfolg des 1. FC Köln gegen Leipzig, nach dem darauf folgenden Auswärtssieg in Augsburg war es der Optimismus, welcher während der spielfreien Woche die Franz-Kremer-Allee hoch zurück ans Geißbockheim gekrochen kam. Die Mienen auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg wirken jedenfalls deutlich entspannter als noch nach dem verlorenen Spiel in Leverkusen vor einigen Wochen, als es für die Kölner schon stark nach dem siebten Abstieg der Vereinsgeschichte aussah.

Auch wenn die Konkurrenz punktet, insbesondere Hertha BSC nicht den aus Kölner Sicht erhofften Kaltstart nach ihrer Zwangsquarantäne erwischte und vier Punkte aus ihren beiden ersten Nachholspielen mitnahm und den FC damit wieder auf den direkten Abstiegsplatz verwies, konnte man zuetzt ein gesundes Selbstbewusstsein aus den Aussagen der Verantwortlichen herauslesen. Und dazu gibt es auch ein paar Gründe: Das Restprogramm der „Geißböcke“ ist mit Heimspielen gegen Freiburg und den abgeschlagenen Tabellenletzten aus Schalke bei einem Auswärtsspiel in der Bundeshauptstadt Berlin bei der Hertha nicht außerordentlich schwierig.

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Verbessert, aber weiter gewaltig unter Druck

Mit 29 Punkten hat man nur einen Punkt Rückstand auf Arminia Bielefeld und zwei auf Werder Bremen, wobei diese am heutigen Samstag lediglich einen Zähler gegen Leverkusen mitnahmen und sich damit weiter in einem gefährlichen Abwärtsstrudel befinden. Zudem spielte der 1. FC Köln zuletzt verbessert, schoss die Tore, die er unter Markus Gisdol nicht mehr schießen konnte und sah auch im Spielaufbau besser aus als in den ersten zwei Dritteln der Saison. Oder wie Trainer Friedhelm Funkel es auf seine gewohnt etwas dozierende Art referierte: „Die Mannschaft hat auch davor gut gespielt – aber in den beiden letzten Spielen hat sie die entscheidenden Tore geschossen und weniger Fehler gemacht. Das klingt nach einer Floskel, aber das waren die wesentlichen Verbesserungen.”

FREIBURG IM BREISGAU, GERMANY - JANUARY 09: Lucas Holer of Sport-Club Freiburg celebrates after scoring his team's fifth goal during the Bundesliga match between Sport-Club Freiburg and 1. FC Koeln at Schwarzwald-Stadion on January 09, 2021 in Freiburg im Breisgau, Germany. Sporting stadiums around Germany remain under strict restrictions due to the Coronavirus Pandemic as Government social distancing laws prohibit fans inside venues resulting in games being played behind closed doors. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Foto: Matthias Hangst/Getty Images

 

Dennoch werden nach diesem Wochenende nur noch sechs Punkte zu vergeben sein und aus einem machbar erscheinen Rückstand könnten auf einmal vier Punkte Rückstand auf den rettenden 15. Tabellenrang werden, wenn am Sonntag Bielefeld gegen Hertha siegt und die Berliner dann wiederum ihr letztes Nachholspiel am Mittwoch gegen Schalke gewinnen. Die Rheinländer müssten also bei einer Niederlage gegen Freiburg im schlimmsten Fall unter der Woche auf der Couch beim Spiel Schalke – Hertha zusehen, wie ihre Chancen auf den direkten Klassenerhalt schmelzen wie ein Stück Eis in der italienischen Sommersonne.

„Wir wollen unsere nächsten drei Spiele gewinnen“

Rechenspiele, mit denen sich niemand in Köln beschäftigen möchte. Den direkten Abstieg können die “Geißböcke” nur mit hundertprozentiger Sicherheit ausschließen, sollten sie die drei restlichen Spiele gewinnen. In allen anderen Konstellationen wären sie auf Patzer der Konkurrenz und die „richtigen“ Ergebnisse in den direkten Duellen der konkurrierenden Teams angewiesen, was die Situation auf der einen Seite irgendwie unangenehm macht, auf der anderen Seite allerdings auch bedeutet, dass man sich nur auf sich selbst zu konzentrieren braucht.

“Wir schauen nicht nach links und nicht nach rechts.”

Es ist egal, was Augsburg, Bielefeld, Berlin, Bremen und Mainz in den nächsten drei Spielen machen. Der 1. FC Köln hat es vor dem 32. Spieltag in den eigenen Händen, in der kommenden Saison in der Bundesliga zu spielen. Und ausschließlich der 1. FC Köln ist für seine Punktausbeute verantwortlich. „Wir schauen nicht nach links und nicht nach rechts,“ hat auch der 67-jährige Funkel keine Lust auf Rechenspiele mit dem beliebten Tabellenrechner. Stattdessen verlangt er von seiner Mannschaft auch in den kommenden drei Spielen drei Siege. Siegen, dann muss man nicht bei jedem Treffer auf den anderen Plätzen mit dem Laptop vor dem Fernseher sitzen und im Kicker-Tabellenrechner Szenarien durchspielen.

Andersson vermutlich dabei, Jakobs und Thielmann melden sich zurück

Für das Spiel gegen Freiburg eine große Hilfe wäre ohne Frage ein Einsatz von Problemfall Sebastian Andersson. Der Schwede leidet bereits die komplette Saison an Knieproblemen, spielte aber in Augsburg schon 79 Minuten und soll auch gegen Freiburg fit sein, jedenfalls trainierte er seit Mittwoch komplett mit der Mannschaft. Grünes Licht wird er nach Absprache mit der medizinischen Abteilung jedoch erst nach dem Abschlusstraining geben können. Es bleibt in der Causa Andersson ein Ritt auf der – auch ethischen – Rasierklinge zwischen dem großen Ziel Klassenerhalt und der Frage, ob die langfristige Gesundheit des Menschen Andersson nicht im Endeffekt mehr zählt als sportlicher Erfolg.

FREIBURG IM BREISGAU, GERMANY - JANUARY 09: Ermedin Demirovic of Sport-Club Freiburg on his way to scoring his team's first goal past Timo Horn of 1. FC Koln during the Bundesliga match between Sport-Club Freiburg and 1. FC Koeln at Schwarzwald-Stadion on January 09, 2021 in Freiburg im Breisgau, Germany. Sporting stadiums around Germany remain under strict restrictions due to the Coronavirus Pandemic as Government social distancing laws prohibit fans inside venues resulting in games being played behind closed doors. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Foto: Matthias Hangst/Getty Images

Mit Sicherheit wieder im Team sein werden hingegen Jan Thielmann und Ismail Jakobs. Thielmann fehlte auf Grund einer Muskelverletzung seit dem Heimspiel gegen Dortmund, Jakobs wegen einer Bänderverletzung seit dem Spiel gegen Mainz. Die beiden Offensivkräfte geben der Mannschaft mit ihrer Rückkehr mehr Flexibilität im letzten Angriffsdrittel und Trainer Funkel die Möglichkeit, situativ im Spiel zu reagieren, zumal seit einigen Wochen auch Florian Kainz wieder ein Teil der Mannschaft ist und mit seiner spielerischen Klasse der Mannschaft im letzten Meisterschaftsdrittel unbestritten geholfen hat.

Kehrt Ehizibue nach Gelbsperre zurück in die Startelf?

Änderungen in der Startelf sind dennoch erstmal unwahrscheinlich. Zumindest, wenn man dem Kölner Trainer glauben schenken soll. „Es spricht vieles dafür, dass wir mit der Startelf von Augsburg beginnen“, gab Funkel zu Protokoll, ohne sich dabei jedoch in die Karten schauen lassen zu wollen: „Ich habe manchmal auch andere Ideen. Vielleicht ändern wir auf einigen Position was. Das weiß ich noch nicht“, so der Trainerroutinier. Eine eventuelle Änderung in der Startelf wäre die Rückkehr von Kingsley Ehizibue auf die Rechtsverteidigerposition, der Nigerianer fehlte zuletzt aufgrund einer Gelbsperre und wurde von Benno Schmitz vertreten.  Doch Ehizibue gibt der Mannschaft im Spiel nach vorne mit seiner Schnelligkeit mehr Dynamik, zumal spielt auch Schmitz die Außenverteidigerposition selten fehlerfrei.

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Und Dynamik sowie Spielfreude sind es, was der 1. FC Köln bei aller Anspannung im Abstiegskampf braucht. Wer auf dem vorletzten Rang platziert ist, der braucht Siege und keine ermauerten unansehnlichen Unentschieden, um letztlich das Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Die Mannschaft des 1. FC Köln kann unbestritten mit dem Rücken zur Wand gewinnen, dies hat sie in den diversen Gisdol’schen Endspielen bewiesen. Jetzt muss sie es trotz der zwei Siege zuletzt erneut unter Beweis stellen, damit die Hoffnung und der Optimismus der letzten zwei Wochen nicht auf einmal wieder in Frustration und Depression umschlägt.

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